Sunday, May 7, 2006

Mit Bush per du

Mit Bush ist es weit gekommen, wenn er jetzt schon die "Bild" zum Interview ins Oval Office bittet. Immerhin konnten die Deutschen so erfahren, was sie schon immer über den US-Präsidenten wissen wollten. Nämlich: Im Gegensatz zu seinem Daddy, der schon einmal ahnungslosen Touristen im Weißen Haus auflauerte und den Präsidenten zum Anfassen spielte, legt George W. Wert auf einen ordentlichen Sicherheitsdienst. "Seit dem 11. September bewacht eine Elite-Einheit des Secret Service den Garten rund um das Weiße Haus", berichtet die "Bild am Sonntag" mit Liebe zum Detail. "Die Männer tragen enge, nachtschwarze Kampfanzüge, sind mit Präzisions-MP und Handfeuerwaffen ausgerüstet. Sie stoppen jeden, der den schwarzen Eisenzaun rund ums White House überwindet." Da möchten wir aber hoffen, dass Kai Diekmann den Vordereingang benutzt hat.

Ach ja, und neben dem Präsidentenschreibtisch hängt ein Bild: "Ein Cowboy quält sich mit dem Pferd einen morastigen Berg hinauf. Ein Blick in Bushs Kämpferseele." Kämpferseele? Kämpferseele. Aber was einen wirklich rührt an dieser präsidentiellen Home-Story ist die Sache mit dem Efeu. Jawohl, Efeu. Auf dem Kamin-Sims, so berichtet die BamS, steht nämlich seit 20 Jahren immer derselbe Efeu. Das sind nun endlich die ganz harten Fakten! Wir erfahren sogar den botanischen Namen des zähen Pflänzchens: Plectrantus australis. "Die meistfotografierte Pflanze der Welt!" Das wird noch ordentlich für Gesprächsstoff sorgen an deutschen Stammtischen. "Unter ihren Blättern saßen schon Hunderte Staats- und Regierungschefs." Jetzt also auch Angela Merkel. Wow!

Wen interessiert da noch, dass Bush meinte: "Ich habe langsam erkannt, dass es in der Natur der deutschen Bevölkerung ist, dass sie Krieg verabscheut", und dafür volles Verständnis zeigt. Der US-Präsident, ein Deutschen-Versteher. Viel schöner ist doch, dass er sich mit unserer Angela so gut verträgt. "Merkel jetzt auch mit Bush per Du", titelte dazu die BamS - was soll denn das schon wieder heißen? Der Ami an sich duzt - genauer gesagt, ihrt - jeden, was bleibt ihm auch anderes übrig. "Brother, where art thou" ist ein Satz von Shakespeare. Und Bush redet sowieso jeden mit Vornamen an, insofern ist an der Begrüßung "Hello Ändschela" nichts weiter bemerkenswert.

Leuten, die er wirklich mag, verpasst Bush einen Spitznamen. "Hello Ändschie" - das wäre etwas anderes gewesen.