Monday, January 8, 2007

Voll vernetzt im Focus

Langsam setzt sich auch bei den Detroiter Autobauern die Erkenntnis durch, dass die amerikanischen Verbraucher genug vom SUV haben. Das liegt nicht nur an steigenden Spritpreisen - protzige Geländewagen wirken auf viele Zeitgenossen inzwischen schlicht obsolet. Während Chrysler aber noch auf einen Aufschwung bei den Brot- und Butterfahrzeugen hofft, will Ford definitiv kleinere Brötchen backen: Von den gebeutelten Detroit Three - formerly known as the Big Three - beweist die Marke mit dem blauen Oval als einzige Realitätssinn und geht von einem weiter schrumpfenden Marktanteil aus.

Insgesamt 44.000 Jobs will der Autokonzern streichen und 16 Werke schließen. Kein Wunder, dass Bill Ford bei der Autoshow-Pressekonferenz wirkte, als müsste er auf seiner eigenen Beerdigung reden. "2006 war ein schwieriges Jahr für uns", sagte der Urenkel des Firmengründers Henry Ford. Etwas mehr Optimismus strahlte der neue Präsident und CEO Alan Mulallay aus, aber der war früher auch bei Boeing. Ziel sei, betonte Mulally, "mehr Autos zu bauen, die die Leute wirklich wollen". Gute Idee. Bis vor kurzem fragten sich die US-Autobauer noch, was mit dem Verbraucher verkehrt ist, weil er ihre Produkte boykottiert. Ford hat sich neuerdings offenbar vorgenommen, mehr auf Kundenwünsche einzugehen. "Das schließt ein verstärkten Engagement für Kleinwagen mit ein", so Mulally.

In welcher Form das geschehen soll, durfte Amerika-Chef Mark Fields erläutern: "Wir haben im Wesentlichen den Focus auf eine Diät gesetzt." Das klang nun zunächst etwas ernüchternd - der Ford Focus sieht nicht gerade futuristisch aus. Aber laut Fields soll die neue Focus-GenerationDetroit Auto Show 2007: Mark Fields, Amerika-Chef bei Ford, konferiert mit Bill Gates in Las Vegas © Cornelia Schaible deutlich sparsamer, leiser und sicherer als das Vorgänger-Modell sein. Und der Kleine hat einen Cool-Faktor - "Sync". Ein Konzept, das gemeinsam von Ford und Microsoft entwickelt wurde: das voll vernetzte Auto.

Da gähnte keiner mehr im Publikum. Denn plötzlich erschien Er auf dem Riesenbildschirm: Bill Gates, live zugeschaltet von der Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas. Und Gates schaffte, dass von seinem Glanz auch ein wenig auf den langweiligen Focus abstrahlte. Was Gates da erzählte, klang ziemlich spannend: Künftig soll der Infotainment-süchtige Multitasker seine Elektronikspielzeuge auch nach Herzenslust im Auto nutzen können - das Armaturenbrett kriegt einen USB-Port, und eine PC-Plattform ist ebenfalls integriert. Das ist noch nicht alles: Sync ermöglicht fummelfreies Musikhören und Telefonieren auch während der Fahrt, und zwar per Sprachsteuerung über Bluetooth. Der abschließende Kommentar von Bill Gates: "Super!"

Die neue Technik soll im Herbst auf den Markt kommen und in insgesamt 12 Automodellen erhältlich sein; Ford kann Sync bis Ende 2008 exklusiv anbieten. Ob der Focus farblich künftig passend auf den iPod oder das Motorola Razr abgestimmt wird, ist - zumindest mir - noch nicht bekannt.