Sunday, June 17, 2007

Dad's Day

Weather.com wünscht heute einen „Happy Father’s Day“. In der Tat widmen die USA den Vätern einen richtigen Feiertag, der immer am dritten Sonntag im Juni begangen wird. Und beim amerikanischen Vatertag handelt es sich um ein Pendant zum Muttertag, nicht etwa um einen Sauftag. Das heißt, Dad verbringt den Tag mit der Familie, die Kinder erfreuen ihn mit Selbstgebasteltem, und die Gattin überreicht ihm einen neuen Schlips. Natürlich kriegt er zur Feier des Tages auch seine Leibspeise serviert.

Im vergangenen Jahr waren wir am Samstagabend vor dem Vatertag irgendwo zu einem Gartenfest eingeladen. Ich erinnere mich nur noch vage daran, was dort auf dem Grill brutzelte – ich glaube, es waren Schweinerippchen. Ich weiß aber noch genau, dass sich ein ziemlich großer Teil der Unterhaltung um das Vatertagsmenü drehte, das am nächsten Tag bei der ebenfalls eingeladenen Nachbarsfamilie serviert werden sollte. Mom hatte offenbar mehrere Pfund King crab legs im Supermarkt erstanden, und während die anderen Gäste noch die letzten Schweineknochen abnagten, schwärmte Dad schon von den kommenden Genüssen. Das war nicht sehr höflich, weckte aber allenthalben Taschenkrebs-Gelüste.

So gesehen ist der deutsche Vatertag, nämlich der zum Sauffest umfunktionierte kirchliche Feiertag Himmelfahrt, vom Brauchtum her schon etwas volkstümlicher. Es geht um Männerrituale. Was im Übrigen einen tiefen Einblick in das Rollenverständnis deutscher Väter erlaubt: Wenn sie sich feiern, hat die Familie nichts zu melden. Dann zieht die Herrlichkeit mit Bollerwagen und Bierfässchen durch die grüne Flur und empfindet das als Befreiung. Weder die Kirche noch engagierte Väter sind darüber recht glücklich. Der alkoholisierte Pseudo-Vatertag hat kein besonders tolles Image.

Aber auch in Amerika erreicht der Vatertag längst nicht die gleiche Popularität wie der Muttertag. Daran kann nicht einmal der Glückwunschkarten-Hersteller Hallmark etwas ändern: 150 Millionen Karten werden laut "Time Magazine" zu Mutters Ehrentag verschickt, Väter kriegen bloß 100 Millionen Kartengrüße. Vielleicht liegt es daran, dass sich in diesem Land ebenfalls eine Menge Väter von ihrer Familie absetzen. Und zwar ganzjährig.