Wednesday, February 27, 2008

Autos aus Teuroland

Bei BMW sollen 8100 Jobs wegfallen, hieß es heute – und außerdem sollen künftig mehr Fahrzeuge gebaut werden. Aber: „Wer soll die Autos denn entwickeln und bauen, wenn sie alle entlassen?“, fragte laut Spiegel Online ein Mitarbeiter. Nun, die BMW-Bosse haben da bestimmt schon eine Idee.

Was bei der Diskussion über die Entlassungspläne wieder einmal nur am Rande auftauchte, ist das grundsätzliche Dilemma des Münchner Automobilkonzerns: BMW baut Autos in Teuroland, um sie dann in den USA zu verkaufen. Okay, ein paar werden auch in Deutschland zugelassen, aber die meisten gehen über den Teich.

„Die USA waren auch 2007 der größte Einzelmarkt für BMW und Mini Automobile“, stand am Jahresanfang in den Zeitungen. Irgendwie kapieren viele nicht, was das eigentlich heißt. Denn kommt gelegentlich das Gespräch darauf, will es niemand glauben – BMW verkauft mehr Fahrzeuge in den USA als in Deutschland. Ganz einfach. In Zahlen: 2007 setzte der Konzern auf dem US-Markt 335.840 Fahrzeuge der Marken BMW und Mini ab; in Deutschland verzeichnete der Hersteller 284.523 Zulassungen. Na, immerhin.

In den USA war BMW im vergangenen Jahr sogar die erfolgreichste europäische Automobilmarke überhaupt. Dazu im Vergleich: Mercedes-Benz verkaufte 253.433 Wagen der Daimler-Kernmarke. Bei Audi waren es übrigens 93.506 Autos – gemessen daran, macht die Volkswagen-Tochter auf der Detroiter Autoshow ganz schön viel Wind. Aber was nicht ist, kann noch werden: Audi liebäugelt jetzt auch mit einer US-Produktionsstätte. Der Währungsnachteil wird langsam krass.

BMW hat den US-Produktionsstandort schon längst, und der schwächelnde Dollar macht aus dem Werk in Spartanburg im Bundesstaat South Carolina eine Goldgrube. Allerdings milderte Spartanburg die Währungsbelastung bisher nur geringfügig – zunächst wurden nur der Z4 und der X5 dort gebaut. Demnächst läuft in der Spartanburg aber auch der X6 vom Band; außerdem soll der X3 künftig in South Carolina gebaut werden. Das US-Werk soll bis zu 200.000 Fahrzeuge jährlich produzieren.

Und die Autos aus Deutschland gehören demnächst in die Kategorie priceless.

Thursday, February 21, 2008

Hautfarbenlehre

Am Anfang fragten sich viele, ob dieser Mann auch nur den Hauch einer Chance haben könne, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Ein Schwarzer im Weißen Haus!

Dann war er plötzlich einigen Leuten nicht schwarz genug.

Das änderte sich, als Barack Obama anfing, eine Vorwahl nach der anderen zu gewinnen. Getragen von einer Woge der Begeisterung, die einem bisweilen schon unheimlich wird. Also, was jetzt: Spielt es am Ende überhaupt eine Rolle, welche Hautfarbe der Kandidat hat? Bei Obama jedenfalls nicht, sagt der US-Komiker Bill Maher: „Er ist so etwas wie die Halle Berry der Politik." Wobei Obama noch den entscheidenden Vorteil mitbringt, sollte man hinzufügen, dass er keine Frau ist. Will heißen: kann fürs Präsidentenamt uneingeschränkt gecastet werden.

Vor allem aber stammt der „schwarze Hoffnungsträger der US-Demokraten", wie ihn der „Spiegel" nannte, nicht von Sklaven ab. Bei weißen Amerikanern weckt er somit keine latenten Schuldgefühle; Afro-Amerikaner haben ihm diesen Makel offenbar verziehen. Aber wie schwarz ist überhaupt ein Amerikaner, dessen Mutter eine Weiße aus Kansas war? Nun, sein Vater kam aus Kenia, und somit gilt Obama nach der reinen US-Hautfarbenlehre als Schwarzer. Ein bisschen schwarz gibt’s nicht. Rosa Parks war eine schwarze Bürgerrechtlerin, zu deren Vorfahren Iren und Schotten zählten.

Allerdings existiert für Afro-Amerikaner auch die Bezeichung „person of color", die mir persönlich immer sehr zu denken gibt. Zugegeben, mein Teint ist tatsächlich eher farblos, zumal jetzt im Winter. Aber die Hautfarbe von, sagen wir einmal, Bill Clinton würde ich ohne Zögern als Schweinchenrosa bezeichnen. Dass Clinton gelegentlich als „erster schwarzer US-Präsident" bezeichnet wird, ist eine andere Sache – er hat viel zur Integration seiner farbigen Mitbürger beigetragen.

Manchmal heißt es eben, Farbe zu bekennen. Etwa, wenn man in behördlichen Anträgen nach der ethnischen Zugehörigkeit gefragt wird. Die Mutter eines deutschen Schülers verursachte einen erheblichen Wirbel, als sie sich nach dem Umzug in die USA am ersten Schultag standhaft weigerte, auf einem Formular das Wort „caucasian" anzukreuzen. Sie komme nicht aus dem Kaukasus, versicherte sie glaubhaft.

Nun hat „caucasian", auf Deutsch „kaukasisch", eine komplizierte Herkunftsgeschichte – das Wort, das auf seinem Weg vom Kaukasus-Gebirge nach Amerika irgendwie verunfallte, bedeutet indessen nichts anderes als „weiß". Was immer das heißen mag. Schwarz zu sein bedeutet in den USA jedenfalls, anders zu reden als die Weißen und etwa wildfremde Menschen als „brothers" und „sisters" zu bezeichnen. Vorausgesetzt, die solchermaßen Titulierten sehen danach aus, als seien ihre Vorfahren auf Sklavenschiffen nach Amerika gekommen.

Aber welche Farbe hat nun Barack Obama? Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass seine Haut auf manchen Fotos zwischen Gelb und Grün changiert und seine Lippen bläulich schimmern. Wenn man es ganz genau nimmt, wirkt er bei seinen von ausladenden Gesten begleiteten Reden wie ein Wesen von einem anderen Stern. Und dazu diese abstehenden Ohren! In einer beliebigen Masse von Menschen würde Obama ebenso wenig untergehen wie ET, als dieser versuchte, sich unter den Stofftieren seiner Gastfamilie zu verstecken.

Zu einem originellen Kopf gehört nie ein Dutzendgesicht. Aber genau da liegt das Problem: Die satirische Sendung „Saturday Night Live" sucht verzweifelt nach einem Obama-Double. Bisher, so entnehme ich einem Video auf CNN online, war die Suche allerdings vergeblich. Die Bewerber waren alle irgendwie zu – ähem, schwarz.

Monday, February 18, 2008

Obamamia

Deutsche Schreiberlinge halten sich im Allgemeinen an die journalistische Grundregel, die ihnen schon im Volontariat eingebläut wurde: Wortspiele mit Namen sind tabu. Bis nach Amerika hat sich das offenbar noch nicht herumgesprochen – der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama wirkt auch in dieser Hinsicht sehr inspirierend. Ganz im Gegensatz zu seiner Konkurrentin: Mit Hillary Clinton ist einfach nicht zu spaßen. „Mac is back“, heißt es auf republikanischer Seite, aber das ist nun auch schon wieder ein alter Hut. What the Huck!

Die Obamolalie grassiert derweilen munter weiter. Auf dem Online-Magazin "Slate" gibt es ein originelles Widget, das Wörter aus der "Encyclopedia Baracktannica" nach dem Zufallsprinzip ausspuckt:

Tuesday, February 12, 2008

Und plötzlich war Opel verwaist

Zugegeben – an einem so kalten und grauen Wintermorgen wie heute bin ich noch etwas müde, wenn ich mich an den Computer setze und schaue, was auf der Welt alles passiert ist. Während ich schlief. Und da sehe ich plötzlich eine Schlagzeile, die mich munterer macht als eine ganze Kanne Morgenkaffee: „General Motors streicht 74.000 Jobs“, steht da auf heute.de. Wie bitte?

Der zuständige Redakteur war wohl auch noch nicht ganz munter. Aber allein die Vorstellung hat doch schon einigen Unterhaltungswert: Endlich zieht einmal ein US-Autohersteller die Konsequenzen aus der ganzen Misere und entlässt die komplette Arbeiterschaft auf einen Schlag. Und ist den Ärger mit den Gewerkschaften ein für allemal los. Die Manager handeln noch eine Weile mit dem Altpapier, auf dem sie in der Vergangenheit die Bilanzen schöngerechnet haben, gönnen sich einen angemessenen Bonus und fliegen nach Florida zum Golfspielen. Die Designer üben schon einmal, wie man langweilige Autos zeichnet, und schicken dann ihre Bewerbung an Toyota. Und die GM-Tochter Opel ist plötzlich verwaist.

Im Laufe des Vormittags ändert sich dann die Schlagzeile: “General Motors will 74.000 Mitarbeiter loswerden“, steht jetzt auf der Nachrichten-Homepage. Das trifft die Sache zwar im Kern – GM möchte möglichst viele Gewerkschaftsmitglieder zum Teufel jagen und stattdessen billigere Kräfte einstellen. Aber einfach entlassen geht nicht, da hätte die UAW etwas dagegen. Stattdessen lockt der Detroiter Autobauer mit Abfindungen, die tatsächlich allen US-Arbeitern angeboten wurden. Es werden schon nicht alle annehmen, denkt man sich in der Konzern-Zentrale im RenCen. Sonst: siehe oben. Und der letzte macht das Licht aus.

Tuesday, February 5, 2008

Super Fat Tuesday

Fastnachtstreiben an Lichtmess? Das ist so närrisch früh, dass mir bisher gänzlich die NostalgiePaczki © Cornelia Schaible dafür fehlte. Aber als mir am Sonntag beim Kinderfasching die Mardi-Gras-Ketten nur so um die Ohren flogen, und ich außerdem feststellen musste, dass einige sehr praktisch denkende Eltern einfach die Halloween-Kostüme der lieben Kleinen recycelt hatten, bekam ich schon Lust auf etwas anderes – wie schön, dass wenigstens die schwäbisch-alemannische Fasnacht fast ohne Plastik auskommt, dachte ich. Schon fing ich an, im Internet nach Umzug-Fotos aus der Heimat zu stöbern. Und dann fällt gar der Super Tuesday auf Fat Tuesday. Im Fernsehen werden nur noch Vorwahl-Büttenreden gezeigt sowie die üblichen Polit-Pappnasen. Was für ein Jammer.

Mein närrisches Alternativprogramm:
  1. Die Marotte abstauben. Kräftig schütteln, dass die Schellen nur so klingeln.
  2. Einen Fastnachtskrapfen essen – oder jedenfalls die lokale Variante der fettgebackenen Küchlein, die Paczki heißen und polnischen Ursprungs sind. Ganz schön klebrig, der Zuckerguss. Aber Moment mal, das gilt nicht: Wieso ist da Vanillepudding drin?
  3. Auf die Website der Rottenburger Narrenzunft gehen und den Narrenmarsch anhören.
  4. Das Video vom Rottenburger Narrenumzug, genannt "Rommzug", ansehen. Waren da nicht ein paar bekannte Gesichter?
  5. 1. wiederholen – natürlich nur das Schütteln, nicht das Abstauben. Narri, Narro!