Monday, April 28, 2008

Limited Rice Sales

„Bei euch ist der Reis rationiert?“

Die bizarre Nachrichten-Auslese, die es von Amerika nach Europa schafft, kommt postwendend durch den Telefonhörer wieder zurück. Oder jedenfalls das, was mütterliche Besorgnis herausfiltert.

In diesem Fall konnte ich allerdings Entwarnung geben. Just heute Mittag habe ich ein Reisgericht verzehrt, basierend auf einer ordentlichen Portion Uncle Ben’s Reis. Der ist auch weiterhin im Handel frei erhältlich. Allerdings mag die Fünf-Pfund-Packung, die mein Mann immer kauft, schon deutlich weniger gekostet haben. Obwohl die jüngste Reisernte in Kalifornien offenbar sehr ordentlich ausgefallen ist.

Etwas anders verhält es sich mit importiertem Jasmin- oder Basmatireis. Indien hat die Ausfuhr gestoppt, um den Preis besser kontrollieren zu können. Dadurch steigt aber der Weltmarktpreis für Reis weiter an. Und das ist nun tatsächlich eine schlechte Nachricht, vor allem für Leute in den Ländern, in denen der Reis Grundnahrungsmittel ist.

Den Besitzern asiatischer Restaurants in den USA passt diese Entwicklung aber auch nicht. Die kochen nämlich nicht mit Uncle Ben’s. Damit niemand in Versuchung kommt, die Basmati-Bestände hier zu Lande kurzerhand aufzukaufen, hat der Großhandel den Verkauf limitiert. Schon gab es einen Aufschrei. Und die Europäer waren sehr betroffen und fragten sich, ob sie jetzt Care-Pakete schicken müssen. Aber dass Costco und Sam’s Club jetzt Hamsterkäufen einen Riegel vorschieben, heißt noch lange nicht, dass Reis plötzlich rationiert ist. Wenn ich mich richtig erinnere, ist mir der Satz: „Abgabe in handelsüblichen Mengen“ auch schon in Deutschland begegnet.

Vorhin schaute ich zufällig in den Meijer-Prospekt von der vorigen Woche. Dort gab es ein Gebinde mit 24 Coca-Cola-Dosen im Sonderangebot. Limit: 2. Vielleicht hätte ich in der Überschrift schreiben sollen: Jetzt auch Coca-Cola rationiert!

Sunday, April 13, 2008

Amerikas älteste Stadt

Die Stadt kommt einem bis heute spanisch vor. Oder sagen wir einmal, südeuropäisch. Eine richtige Burg aus dem 17. Jahrhundert! Eine Altstadt zum Flanieren. Aus Stein gemauerte Häuser mit luftigen Veranden und schattigen Innenhöfen. In St. Augustine an Floridas NordostküsteCastillo de San Marcos © Cornelia Schaible könnte man fast meinen, man befände sich auf der anderen Seite des Atlantiks. Pedro Menéndez de Avilés gründete die Stadt im Jahr 1565 – lange, bevor sich die Mayflower auf den Weg machte.

Aber altes Gemäuer ist nicht alles. Was einen Aufenthalt in der ältesten Stadt der USA besonders angenehm macht, ist die Gastronomie. Es gibt Fisch und Meeresfrüchte satt, und was aus dem Ozean kommt, ist in der Regel auch solide zubereitet. Zu den interessantesten Gerichten, die wir in St. Augustine probierten, gehörte eine "Minorcan Style Clam Chowder". Minorcan bedeutet nach der Art von Menorca – von der spanischen Insel kamen einst viele Siedler, die sich schließlich in St. Augustine niederließen. Wie alle Immigranten brachten sie ihre Rezepte mit. Wer die New England Clam Chowder, die in ihrer Konsistenz oft an Pudding erinnert, nicht so gerne mag, sollte einmal die Muschelsuppe aus St. Augustine probieren: Diese Variante ist pikant gewürzt und schmeckt nach Thymian, Sonne und Süden.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Suppe nun wirklich menorquinisch oder spanisch schmeckt. Aber sie war jedenfalls zum Löffelablecken gut.

Mehr zum Thema auf suite101: Florida entdecken in St. Augustine und Floridas vielfältige Küche

Wednesday, April 2, 2008

Zum Tod von Wally Bronner

Er war der Mann, der einem mitten im Jahr und ohne jede Ironie "Merry Christmas" wünschen konnte. Gerne auch auf Deutsch. Darauf war Wally Bronner besonders stolz: "Ich kann auf Deutsch lesen, schreiben, singen und beten!", gab er mir bei einem Interview zur Auskunft. Der Geschäftsmann aus dem kleinen Ort Frankenmuth in Michigan, dessen Vorfahren aus Deutschland kamen, war eine bemerkenswerte Persönlichkeit: Seine Deutschstämmigkeit betonte er ebenso wie seine Verbundenheit mit dem Staat Michigan, und in einem einzigen Satz konnte er dem Herrgott für Frieden und Wohlstand und dem Militär für Schutz und Beistand danken. Bei ihm erschien diese deutsch-amerikanische Bindestrichidentität ganz natürlich. Gestern starb Wally Bronner, die Personifikation von Weihnachten in Michigan, im Alter von 81 Jahren.

Ein Land, das in Bronners Reden nicht vorkam, war China – dabei dürfte er dort ungleich mehr Arbeitsplätze geschaffen haben als in Frankenmuth. Hoffentlich wissen das die Chinesen, die den bunten Weihnachtsglitzerkram herstellen, dass sie heute allen Grund zum Trauern haben! Aber mögen die Plastiktannenbäume auch "Made in China" sein, der Schilderwald im Weihnachtsland steht trotzdem in Michigan. Wahrscheinlich fällt das nicht allen Besuchern im "Christmas Wonderland" auf, aber neben Weihnachten hatte der gelernte Schildermaler Wally Bronner noch eine zweite große Leidenschaft: Überall gibt's Hinweis-, Informations- und Warntäfelchen in allen möglichen Größen und Variationen.

Wahrscheinlich hängt er seine Schilder jetzt im Himmel auf.

Aus dem Archiv: Wally Bronner
Mehr über Wally Bronner: Ein Weihnachtsgeschäft fürs ganze Jahr