Tuesday, January 27, 2009

Strumpflos in Detroit

Bei der Detroiter Autoshow im vergangenen Jahr war es mir zum ersten Mal aufgefallen: Strumpfhosen sind offensichtlich aus der Mode gekommen. Kein einziges Model trug welche, und auch Kim Cattrall, die bei der Daimler-Pressekonferenz ein wenig mit Dieter Zetsche scherzte,Zwei Lamborghini, ein Staubwedel und keine Strumpfhose © Cornelia Schaible stand barfuß in ihren goldenen Pumps. Ganz unverfroren, wie es ihre Art ist. Draußen war Winter, aber schließlich ist so eine Messehalle gut geheizt.

Beigefarbene Feinstrümpfe sind für einen Sex-and-the-City-Star wirklich nicht das Richtige, das leuchtet schon ein. Aber wie es sich herausstellte, gehen Frauen neuerdings auch bei hochoffiziellen Auftritten meistens strumpflos: Sarah Palin machte in dunkelroten Stilettos Wahlkampf, Strümpfe hatte sie keine an. Michelle Obama, die ihre Abneigung gegen Pantyhose schon früher bekundet hatte, trug nicht einmal Nylons, als ihr Mann seinen Wahlsieg in Chicago feierte.

Sind Strumpfhosen also endgültig out? Sofern sie hautfarben sind, auf jeden Fall, wie sich auf der jüngsten Autoshow zeigte. Nur die VW-Hostessen trugen so etwas. Bei Lamborghini zeigten sich die Models strumpflos, wie das Foto zeigt. Hoffentlich konnten sie sich nach Feierabend wenigsten umziehen – draußen herrschten Minustemperaturen.

Und was machen all diejenigen Frauen, die schon beim bloßen Anblick nackter Beine frieren? Sie tragen Hosen. Und darunter Wollsocken.

Mehr zum Thema auf suite101: Sind Strumpfhosen modisch am Ende?

Friday, January 23, 2009

Arethas Hut

An den neuen Präsidenten haben sich die Leute schnell gewöhnt, das fiel nicht schwer. Er setzte sich an den Schreibtisch im Oval Office und fing an zu arbeiten. Nach seinem ersten Arbeitstag musste sich Barack Obama angeblich zu den Privatgemächern im White House durchfragen – vielleicht hat’s inzwischen sogar zu einer kleinen Schlossbesichtigung gereicht. Während der Präsident also seinen Job macht, was soweit erfreulich ist, aber wenig glamourös, berauscht sich das Volk weiterhin an der Amtseinführung am Dienstag. Die Menschenmassen! Die feierliche Stimmung! Das Outfit der neuen First Lady! Und vor allem: Arethas Hut!

Die Kopfbedeckung der Queen of Soul, die vor der Präsidentenvereidigung sang, hat seither viel Wind gemacht – kein Wunder bei der Riesenschleife. Vor allem in Detroit, ihrer Heimatstadt, ist der Hut Stadtgespräch. Genau wie der Schöpfer des textilen Ungetüms: Er heißt Luke Song und ist Inhaber des äußerlich ziemlich unscheinbaren Hutgeschäfts „Mr Song Millinery“ an der Woodward Avenue. Mir war der Laden schon vor einiger Zeit aufgefallen, und zwar wegen des altmodischen Namens: „Millinery“ heißt Modewarengeschäft; das findet man nicht mehr so oft. Ausgefallene Hüte sind allerdings auch sonst keine Mangelware in den Staaten, denn eine afroamerikanische Lady geht bis heute nur gut behütet in die Kirche. Davon lebt Mr. Song, der im Übrigen einen Großhandel betreibt. Die Hutparade auf seiner schlichten Website ist beeindruckend. Ich will auch einen!

Dank Aretha Franklin bekommt Mr. Song nun Anfragen aus aller Welt. Alles, was halbwegs nach Arethas Hut aussieht, ist allerdings längst ausverkauft – das Schleifenmodell aus grauem Filz mit einem Besatz aus Straßsteinen war ohnehin eine Sonderanfertigung, meldet die „Free Press“. Allerdings kann man sich wenig andere Gelegenheiten vorstellen, bei denen der Hut zur Geltung käme. Und es braucht immer den richtigen Kopf für einen solchen Deckel. Oder wie eine Leserbriefschreiberin auf der „Detroit News“ meinte: „The hat Aretha wore was great. Aretha is a woman in her 60s and she looked like a woman in her 60s. This ain't Beyoncé!“

Jedenfalls hat der Hut dank Photoshop längst ein Eigenleben im Internet entwickelt – er ziert inzwischen so ziemlich alles, einschließlich der Köpfe am Mount Rushmore.

Monday, January 19, 2009

USA to the World

"Dear World:

The United States of America, your quality supplier of ideals of liberty and democracy, would like to apologize for its 2001-2008 service outage.

The technical fault that led to this eight-year service interruption has been located. Replacement components were ordered Tuesday, November 4th, 2008, and have begun arriving. Early test of the new equipment indicate that it is functioning correctly and we expect it to be fully operational by mid-January. [New service acceptance testing will complete shortly at 1651 Pennsylvania Ave NW, in Washington DC with no critical problems currently outstanding. New service launch is set for Jan 20, 11:30am EST.]

We apologize for any inconvenience caused by the outage and we look forward to resuming full service and hopefully even improving it in years to come.

Thank you for your patience and understanding,

The USA"

MASSEN-E-MAIL, Verfasser unbekannt, die man aus unterschiedlichen Gründen lustig (oder befremdlich) finden kann.

Thursday, January 15, 2009

EV lebt!

Die Frage „Who Killed the Electric Car?” des gleichnamigen Dokumentarfilms aus dem Jahr 2006 fand nie eine zufriedenstellende Antwort: Die unheilige Allianz zwischen der Ölindustrie und den Autokonzernen – wie der Film suggeriert – war sicher einer der Hauptgründe; mangelndes Verbraucherinteresse, wie GM behauptete, mag aber auch eine Rolle gespielt haben. Für EV-1 war die Zeit einfach noch nicht reif. Aber es war schon seltsam, dass eine Firma aus Profitstreben ihr eigenes Produkt kannibalisiert – jedenfalls wurde das in der Öffentlichkeit so wahrgenommen. Und GM-Vize Bob Lutz erhielt E-Mails mit dem frommen Wunsch, er möge in der Hölle schmoren.

Vielleicht gab ihm das tatsächlich zu denken, denn was Elektroautos angeht, hat sich Lutz vom Saulus zum Paulus gewandelt. Wenn er vor zwei Jahren nicht den Volt als Plug-in-Hybrid auf denModell des Elektro-Smart auf der NAIAS 2009© Cornelia Schaible Weg gebracht hätte, würde heute die Autoshow in Detroit anders aussehen. Was den Volt von EV-1 unterscheidet? Erstens ist der Volt nicht niedlich – kein Hello-Kitty-Wägelchen, sondern ein Auto mit aggressivem Design. Alles andere hat in Amerika keine Chance; vor 100 Jahren konnte sich das Electric Car schon einmal nicht durchsetzen, weil es als Damenauto wahrgenommen wurde. Den Volt soll es auch nur mit elektrischem Antrieb geben, nicht als Variante zu einer herkömmlichen Benzinkutsche – der Hersteller muss ohne Wenn und Aber selbst von der neuen Technik überzeugt sein. Das hat Toyota beim Hybridfahrzeug Prius schon richtig gemacht.

Der Volt soll Ende 2010 beim Autohändler stehen – und plötzlich gibt auch die Konkurrenz Gas: Chrysler hat am Sonntag gleich fünf Elektrokonzepte vorgestellt, von denen mindestens ein Fahrzeug ebenfalls bis Ende nächsten Jahres auf den Markt kommen sollen. Ford will mit dem Zulieferer Magna ein Elektroauto bauen. Und dann gibt es noch die Start-ups Tesla und Fisker, die überhaupt nichts anderes im Sinn haben, als Stromer zu produzieren, und zwar in Form ausgewachsener Sportwagen. Nichts für Sissies. Der Blue Zero von Daimler, im Design der neuen B-Klasse, ist ebenfalls alles andere als schnuckelig. Diese Nische besetzt schon der Elektro-Smart.

Die NAIAS 2009 macht jedenfalls klar: Elektroautos sind längst kein PR-Gag mehr. In der Extended-Range-Version mit einem kleinen Benzinmotor als Stromerzeuger sind sie ein idealer Übergang zu alternativen Antriebsformen, denn damit braucht man auch die Tankstellen noch. Jedenfalls vorläufig.

Chris Paine, der Regisseur von „Who Killed the Electric Car?” plant übrigens eine Fortsetzung. Der Titel: „Who Saved the Electric Car?” Bob Lutz soll auch darin vorkommen.

Mehr zum Thema auf suite101: NAIAS 2009: Automesse in Detroit

Monday, January 12, 2009

Detroit Auto Show 2009: EcoXperience

Erst musste ich einen Wisch mit allerhand Kleingedrucktem unterschreiben, danach in ein Röhrchen blasen, und schließlich bekam ich einen Bändel ums Handgelenk. Das alles berechtigte mich dazu, in einen Ford Escape zu steigen und ein paar Runden auf einer Teststrecke zu drehen. Ich dachte, ich bin im Wald: Nadelbäume und (der Jahreszeit entsprechend kahle) Birken säumten die Strecke, darunter standen blühende Alpenveilchen und Forsythiensträucher. Und das alles im Untergeschoss von Cobo Hall – es war das reinste Autopia. Weil heuer so viele Aussteller (darunter etwa Nissan und Ferrari) weggeblieben waren, mussten die NAIAS-Veranstalter sich etwas Neues einfallen lassen, und ich muss schon sagen, das ist ihnen ziemlich gut gelungen. Der Wasserfall von der Decke war allerdings ein unbeabsichtigter Showeffekt. Da war wohl einfach eine Leitung geplatzt.

EcoXperience nennt sich der Versuch, die Automesse einmal im wörtlichen Sinne ergrünen zu lassen – der Tannenduft war so stark, dass es sogar oben in der Ausstellung gelegentlich nach Fichtennadelschaumbad roch. Nach einiger Zeit wurde mir klar, dass der harzige Duft rund um die Teststrecke deswegen so stark ins Gewicht fällt, weil es der einzige sinnliche Eindruck ist: Elektroautos und Hybridfahrzeuge machen keinen Lärm, und riechen kann man sie sowieso nicht.

Ich muss sagen, der Escape war – soweit sich das von einer Testfahrt im Schneckentempo sagen lässt – ein angenehmes Fahrerlebnis. Ein Auto, das im Elektromodus praktisch geräuschlos fährt, ist allerdings Geschmackssache. Aber wahrscheinlich sollte man sich schleunigst dran gewöhnen, denn wie die NAIAS 2009 zeigt, ist die Elektrifizierung des Autos nicht mehr aufzuhalten. Was das für die Sicherheit der Fußgänger bedeutet, wird sich zeigen.