Friday, July 31, 2009

Nothing Compares to Lake Michigan

„I grew up on a Lake Michigan beach and completely took it for granted. I was actually a little disappointed when I first saw an ocean. Lake Michigan, my god – it's fantastic. Nothing compares.“

KOMMENTAR von „annaleighclark“ auf YouTube zum Video „Lost and Found“ aus der Werbekampagne „Pure Michigan“.

Thursday, July 30, 2009

Ann Arbor News wird Dotcom

Farewell, Ann Arbor“, stand auf dem Titel der letzten Ausgabe. Die Tübinger US-Partnerstadt hat keine lokale Tageszeitung mehr – am Donnerstag vergangener Woche endete eine 174-jährige Tradition. Die „Ann Arbor News“ erscheint jetzt unter neuem Namen im Netz, dazu gibt’s zweimal wöchentlich eine gedruckte Ausgabe. Das Ende der „Ann Arbor News“ bedeutet einen erheblichen Verlust an Arbeitsplätzen: 274 Leute waren nach Angaben von Herausgeberin Laurel Champion zuletzt beim Lokalblatt in der Tübinger US-Partnerstadt beschäftigt – alle wurden entlassen.

Nun, immerhin hat Laurel Champion jetzt einen neuen Job: Sie ist Vizepräsidentin von „AnnArbor.com“, das ist die Nachfolgepublikation des soeben beerdigten Lokalblattes, das zuletzt eine Auflage von 45.000 Exemplaren hatte. 25 ehemalige Mitarbeiter der „Ann Arbor News“ haben ebenfalls eine Anstellung beim neuen Online-Nachrichtenorgan gefunden – im Impressum findet man vor allem beim Sport bekannte Namen. Andere arbeiten jetzt als freie Mitarbeiter für die Internetzeitung, von der es nur noch donnerstags und sonntags eine gedruckte Version gibt. Ganz ohne Printausgabe geht es nicht, denn die braucht man fürs Anzeigengeschäft: Die Wochenendausgaben amerikanischer Zeitungen enthalten dicke Werbebeilagen, die aus Prospekten und vor allem Rabatt-Coupons bestehen. Und die sind seit Beginn der Wirtschaftskrise begehrt wie schon lange nicht mehr: Amerikaner schnippeln eifrig Coupons.

Das Onlineangebot von AnnArbor.com ist kostenlos. Die Druckausgabe muss man kaufen, es gibt sie aber auch im Abonnement, und die bisherigen Abonnenten der „Ann Arbor News“ bekommen das neue Printmedium ins Haus geliefert. Die redaktionelle Schrumpfkur ging an der Zeitung nicht spurlos vorüber, wie Grace Shackman feststellen musste: „Sie war deutlich dünner als früher.“ Aber sonst habe das Blatt – einmal abgesehen vom neuen Namen – ganz ähnlich ausgesehen, berichtete die Historikerin dem TAGBLATT. Shackmann, die selbst publizistisch tätig ist und überDas Gebäude der Ann Arbor News von 1936, ein Entwurf von Albert Kahn, soll verkauft werden © Cornelia Schaible die Stadtgeschichte von Ann Arbor schreibt, bedauert das Ende des Lokalblattes: „Die Zeitung wird uns allen fehlen.“ Und das, so fügte sie hinzu, „obwohl sie nicht so gut war wie sie hätte sein können“.

Dass die journalistische Qualität des Lokalblattes nachgelassen habe, konnte man in Ann Arbor häufig hören – immer mehr langjährige Leser kündigten ihr Abonnement, auch in Grace Shackmans Freundeskreis war das so. In der Universitätsstadt, in der die Mehrheit demokratisch wählt, kam es außerdem nicht gut an, dass die „Ann Arbor News“ bei den Präsidentenwahlen zwei Mal den Republikaner George W. Bush unterstützte. Nach welchen Kriterien die Lokalberichterstattung funktionierte, verstand sowieso niemand. Nur als Beispiel: Als im vergangenen Jahr eine Delegation aus Tübingen in der US-Partnerstadt war, stand in der Zeitung von Ann Arbor darüber kein Wort.

In den USA ist die „Ann Arbor News“ das jüngste Opfer einer Zeitungskrise, die auch Großstädte nicht ausspart: So hat Seattle an der Westküste der Vereinigten Staaten schon seit dem Frühjahr keine gedruckte Tageszeitung mehr – publiziert wird seither ausschließlich übers Internet. Die Online-Ausgabe des „Seattle Post-Intelligencer“ enspricht allerdings mehr dem üblichen Bild einer Internetzeitung als „AnnArbor.com“. Auch die Internetangebote der „Detroit News“ und der „Detroit Free Press“ in der benachbarten Autometropole, die zwar noch täglich drucken, ihren Abonnenten aber nur an zwei beziehungsweise drei Tagen in der Woche das Blatt ins Haus liefern, kommt deutlich attraktiver daher.

Seit zehn Jahren ging das Anzeigengeschäft bei der „Ann Arbor News“ immer weiter zurück, während die Kosten gleichzeitig stiegen – am Ende stand der Entschluss des Verlegers, die „Ann Arbor News“ dicht zu machen und etwas ganz Neues anzufangen. Das Gebäude in der Innenstadt von Ann Arbor, in dem die Zeitung seit 1936 zu Hause war, soll verkauft werden – jetzt genügt ein kleines Redaktionsbüro, das bereits angemietet wurde. Auf diese Weise müsse man nicht weiterhin „den Niedergang“ verwalten, sagte Matt Kraner, der neue Präsident von AnnArbor.com. „Die einzige Chance, den journalistischen Auftrag weiterzuführen, bestand darin, das Modell zu wechseln“, erklärte Steven Newhouse von der Eigentümerfamilie in einem Interview, das in der „Ann Arbor News“ erschien.

Nun ist die Newhouse-Gruppe nicht irgendein Verlagshaus in den USA – tatsächlich handelt es sich um den größten amerikanischen Medienkonzern in Privatbesitz; der offizielle Name ist „Advance Publications“. Zum weit verzweigten Verlagsimperium gehören neben 30 weiteren Tageszeitungen in allen Teilen der USA auch eine lange Reihe von Hochglanztiteln, die alle erdenklichen Themen von Mode übers Reisen bis zum Golfspielen abdecken – das Fashionmagazin „Vogue“ ist ebenso ein Newhouse-Produkt wie die Intellektuellengazette „The New Yorker“. Auch einige Internetportale gehören dazu – und ganz offensichtlich verschiebt sich gerade das Gewicht in Richtung Online-Publikationen. Denn weitere Newhouse-Zeitungen aus Michigan, die bisher ihr Online-Angebot mit der „Ann Arbor News“ teilten, dürften schon bald ebenfalls ausschließlich auf dem Internet zu finden sein – Steven Newhouse hat das bereits angedeutet.

Die Frage ist nur, ob sich die bisherigen Leser so einfach umstellen. Bei Grace Shackman und ihrem Mann, die vor dem Abendessen immer gern Zeitung lasen, ist es noch nicht soweit: „Das ist schon eigenartig“, bemerkte Grace Shackman, „da ist jetzt so eine Leere.“

Sunday, July 26, 2009

American Food

„American Food is whatever happens to be cooking in America right now.“

Der amerikanische Küchenchef und Autor ANTHONY BOURDAIN, in der jüngsten Folge seiner Fernsehsendung „No Reservations“, die ihn nach Baltimore, Detroit und Buffalo führte. In Detroit speiste Bourdain polnisch und libanesisch.

Sunday, July 19, 2009

Star Trek unterm Sternenhimmel

Wir hatten uns nicht viel dabei gedacht, aber Star Trek erwies sich als genau der richtige Film für eine Nacht im Autokino. Die Leinwand verschmolz mit dem Sternenzelt: Es war einfach galaktisch. Und als der Planet Vulkan im Nachthimmel über Dearborn implodierte, aufgezehrt vonDas Ford-Wyoming Drive-in in Dearborn, Michigan © Franz Gingl
einem schwarzen Loch – ich muss schon sagen, das war ein sehr denkwürdiger Moment. Gelegentlich musste ich einen Blick hinüber zur BP-Tankstelle links von der Leinwand werfen, um innerlich sozusagen wieder festen Boden unter den Füßen zu bekommen.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich darauf kam, aber kürzlich fotografierte ich jedenfalls das Cherry Bowl Drive-in Theatre in Honor, Michigan. Ich wusste, dass noch mehr Autokinos im Bundesstaat überlebt hatten, aber ich hatte bisher immer angenommen, es handle sich dabei um eher kleine Drive-ins, die von Enthusiasten am Leben gehalten werden. Deswegen war ich erstaunt, als ich bei meinen Online-Recherchen auf das ziemlich gigantische Ford-Wyoming in Dearborn stieß – in der Selbstbeschreibung „The Largest Drive-in Theater in the World“, mit Platz für 3000 Autos. In Dearborn? Warum hatte mir das noch keiner erzählt?

Als das Kino im Jahr 1950 eröffnet wurde, war es noch viel kleiner und hatte genau eine Leinwand. Vierzig Jahre später waren es fünf. Ein paar Jahre später, als die meisten Autokino in der Umgebung längst dicht gemacht hatten, kamen noch vier hinzu. Es ist sogar im Winter meistens geöffnet – dann kann man kleine Heizgeräte fürs Auto mieten.

Aber im Sommer – und vor allem in einem Cabrio – macht das Ganze sicher mehr Spaß. Der Eintritt pro Nase kostete 8,50 Dollar, und zwar für ein „Double Feature“ – Tatsache ist, dass die Leute auf dem weitläufigen Gelände sowieso machen, was sie wollen, und herumfahren, bis ihnen ein Film gefällt. Manche stellen auch Campingstühle auf oder tailgaten. Es ist nicht so wie im Film „Cars“, in dem sich alle Autos mit der Vorderseite zur Leinwand hin ausrichten...

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir diesen Sommer nicht zum letzten Mal im Autokino waren.

Saturday, July 18, 2009

Ü ist in

„What does that umlaut over the U in Brüno mean? It tells the speaker to pronounce the vowel toward the front of the mouth. For example, the ö in the Swiss hotel chain Mövenpick is halfway between oh and ooo. Likewise, the ü in Brüno denotes a sound between „ooo“ and „yoo.“ The German name Bruno, however, does not actually include an umlaut.“

CHRISTOPHER BEAM im Artikel „Vienna Sausage. Is Brüno really representative of Austria's gay community?" auf „Slate". Für meine Studenten ist das „Ü“ immer eine schlimme Hürde – aber vielleicht sollte ich mal den Trick mit dem „yoo" probieren. Ach ja, und eine Werbezeile für „Brüno“ lautet: „Even fünnier than Borat“. Ganz klar: „Ü“ ist in!

Monday, July 13, 2009

Das Märchen vom Fischer und seiner Frau

Es waren einmal ein Fischer und seine Frau, die wohnten zusammen in einer kleinen Hütte dicht bei der See, und der Fischer fuhr alle Tage in seinem Motorboot hinaus, um Lachse zu fangen. Dabei freute er sich immer über das herrlich klare Wasser in jener nördlichen Gegend, die Alaska genannt wird.

Eines Tages zog der Fischer, der übrigens den schönen Namen Todd trägt, einen großen Lachs aus dem Wasser. Es war ein Königslachs. Da öffnete der Fisch plötzlich sein Maul und fing an zu sprechen. „Hör mal, Todd“, sagte er, „ich bin in Wirklichkeit gar kein Alaska-Lachs, sondern ein verwunschener König. Was bringt es dir, wenn du Fischfilets aus mir machst? Ich schmecke nämlich überhaupt nicht. Setz mich einfach wieder ins Wasser und lass mich schwimmen. „Kein Problem“, sagte Todd, „einen Lachs, der sprechen kann, hätte ich sowieso freigelassen. Das fällt bei uns unter das catch-and-release law.“ Und so brachte er den Lachs zurück in die See.

Aber als der Lachs im klaren Wasser davonschwamm, zog er einen langen Streifen von Blut nach sich.

Als der Fischer nach Hause kam und seiner Frau von dem ungewöhnlichen Fang erzählte, war diese gar nicht zufrieden. „Was bist du nur für ein Dummkopf“, sagte die Frau, die Sarah Louise heißt. Sie schüttelte ihren Kopf, sodass beinahe ihr Dutt in Unordnung geriet. „Warum hast du dir denn nichts gewünscht? Wer einen verwunschenen Lachskönig fängt, darf sich etwas wünschen. Du hättest dir ein richtiges Haus wünschen können, an einem Inlandsee, mit Bergen im Hintergrund. Ich habe es satt, in dieser Hütte zu wohnen. Das ist nicht mein American Dream!“ Da schaute Todd betreten drein und wusste nicht, was er entgegnen sollte. Seine Frau musste deutlicher werden. „Geh noch einmal hin“, befahl sie, „und sage dem Lachs, dass wir gerne ein schöneres Haus hätten. Am besten eine Villa am See in Wasilla.“

Todd, der seiner Frau noch nie einen Wunsch ausgeschlagen hatte, ging also zurück an die Küste, wo er immer zu fischen pflegte. Die See war auf einmal gar nicht mehr klar; das Wasser war mit grünlichen Algen bedeckt und roch nicht besonders gut. Er stellte sich an den Strand und rief:

Salmon, Salmon in the Sea,
komm doch bitte schnell wie nie!
Meine Frau Sarah Louise
will was – oder sonst gibt’s Krise.“

„Was willse denn“, fragte der Lachs, der seinen Kopf aus dem grünlichen Schlick streckte. „Ein H-haus in W-wasilla“, stotterte Todd, dem ganz unheimlich zumute war. „Geh einfach mal gucken“, sagte der Lachs. „Sie hat es schon.“

Tatsächlich wohnte Sarah Louise jetzt in einem großen Haus, und zu Todds großer Verblüffung war sie auch noch Bürgermeisterin geworden. Das gefiel ihr zunächst sehr, und sie lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern ein paar Jahre lang im großen Haus am kleinen See in Wasilla. Sarah Louise war sehr beschäftigt, weil sie viele Gebäude errichten ließ, darunter ein riesiges Sportstadion, in dem halb Alaska Platz hatte. Todd ging nur noch zum Lachsfischen, wenn das Wetter günstig war.

Aber irgendwann hatte Sarah Louise den Spaß an ihrem Job verloren. Eines Sonntags – die Familie hatte gerade Karibugulasch gegessen, denn im Hause des Fischers mag man bekanntlich keinen Fisch – sagte sie in scherzhaftem Ton zu ihrem Mann: „Todd, Sweetheart, hast du wieder einmal etwas vom verwunschenen Lachs gehört? Ich glaube, ein kleiner Tapetenwechsel täte uns allen gut.“

Als der Sonntagnachmittag um war, hatte sie Todd weichgekriegt, und er versprach, zum Lachs zu gehen und erneut um einen Gefallen zu bitten. Gleich am Montagmorgen ging er zur Küste, die jetzt von einem violett schillernden schwarzen Morast überzogen war, und er rief:

Salmon, Salmon in the Sea,
komm doch bitte schnell wie nie!
Meine Frau Sarah Louise
will was – oder sonst gibt’s Krise.“

Was willse denn“, fragte der Lachs, der seinen Kopf aus der übelriechenden dunklen Soße streckte. „S-sie w-will Gouv-v-verneurin werden“, brachte er mit Mühe heraus. „Geh einfach mal gucken“, sagte der Lachs. „Sie ist es schon.“

Tatsächlich war Sarah Louise jetzt Gouverneurin von Alaska, was ihr recht zu behagen schien. Was ihr nicht so gut gefiel, war der Gouverneurspalast in der etwas abgelegenen Hauptstadt Juneau – das Gebäude sah fast aus wie ein normales Haus. Deshalb blieb Sarah Louise in Wasilla wohnen und ging nur ab und zu nach Juneau. Aber sie amüsierte sich ganz gut und baute auch wieder alles Mögliche, zum Beispiel eine Brücke nach Nirgendwo. Todd ging nur noch fischen, wenn er Lust hatte; sonst sah er seiner Frau beim Regieren zu oder passte auf die Kinder auf.

Eines Tages legte ein großes Kreuzfahrtschiff im Hafen von Alaska an. An Bord waren Gesandte der konservativen Partei Amerikas, und sie wollten mit Sarah Louise reden, von der sie schon viel gehört hatten. Sarah Louise setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und kochte Karibugulasch. Die Gesandten waren begeistert. Ein paar Monate später ernannte der konservative Präsidentschaftskandidat die Gouverneurin von Alaska zu seiner Vertreterin. Sarah Louise freute sich sehr, dass sie Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika werden sollte. Sie reiste durchs Land, und viele Leute jubelten ihr zu. Sie kaufte auch viele schöne Kleider für sich und ihre Familie – Todd bekam seidene Unterhosen.

Leider hatte Sarah Louise niemand gesagt, dass man nur Vizepräsidentin werden kann, wenn man vom Volk gewählt wird. Als der konservative Kandidat die Wahl verlor, musste Sarah Louise wieder nach Alaska zurück, was sie als entsetzliche Schmach empfand. Irgendwann hatte sie das Regieren dort so satt, dass sie das Fernsehen nach Wasilla bestellte und ihren Rücktritt verkündete. „Nur tote Lachse schwimmen mit dem Strom“, sagte sie. Das verstand niemand – außer dem Lachs.

Der bekam auch bald schon wieder Besuch. Sarah Louise hatte nämlich kapiert, dass letztlich nur der Lachs Wünsche erfüllen konnte; konservative Gesandte, die auf Kreuzfahrtschiffen kamen, waren in Wirklichkeit machtlos. So stand Todd eines Tages vor einer schwarzen, gefährlich blubbernden Masse am Strand und rief den Lachs:

Salmon, Salmon in the Sea, …“

Der Fisch ließ sich nicht lange bitten, streckte seine Kopf aus dem widerlich stinkenden schwarzen Zeug und wollte wissen, was die Gattin nun wünsche. „Jetzt will sie – sie will Präsidentin werden“, sagte Todd ganz leise und zögerlich. Immerhin schaffte er es, nicht zu stottern. „Geh einfach mal nach Washington gucken“, sagte der Lachs. „Sie sitzt schon im Weißen Haus.“

Tatsächlich fand Todd seine Frau im Oval Office, wo sie bereits mit Regieren beschäftigt war – sie hatte die Lobbyisten der Ölindustrie zum Gespräch eingeladen. „Drill, Baby, drill!“, rief sie ihrem Mann zu. Todd zuckte zusammen und schlich in den Gemüsegarten, den die Frau eines früheren Präsidenten angelegt hatte. Aber Sarah Louise und er mochten überhaupt keinen Spinat. Und Karibugulasch gab’s nicht in Washington.

Auch sonst war es nicht so ganz das Rechte in Washington. Ein so großes Land zu regieren war ungeheuer viel Arbeit, wie sich herausstellte, und keiner jubelte mehr. Als First Dude konnte Todd überhaupt nicht mehr fischen gehen, denn der Secret Service hatte es ihm verboten. Außerdem fürchtete er sich vor den Wünschen seiner Frau.

Und eines Tages war es wieder so weit. Kurz vor dem Zubettgehen, als sie ihr Haar schon gelöst hatte, wandte sich die Präsidentin an ihren Mann. „Todd“, sagte Sarah Louise, „ich muss mit dir reden.“ Und dann sagte sie die Worte, vor denen er sich schon lange gefürchtet hatte. Schließlich hatte seine Frau schon früher ihre E-Mails gelegentlich mit „Himmlischer Vater“ unterschrieben.

Eines Morgens fand sich Todd in aller Frühe in einer kleinen Bucht an Marylands Küste wieder. Er war allein. Irgendwie hatte er es geschafft, die Sicherheitsbeamten abzuhängen. Über der Chesapeake Bay zog ein Gewitter auf. Es donnerte und blitzte, und das Wasser war tiefschwarz und gurgelte und roch wie die Pest. Unheimliche gepanzerte Krabben stiegen ans Land. Er war sich nicht sicher, ob man den Lachskönig auch an der östlichen Küste rufen konnte, aber er wollte es wenigstens versuchen. „Salmon, Salmon…”

„Was willse denn“, fragte eine vertraute Stimme. Der Lachs! Todd konnte ihn in der schwarzen Höllensuppe kaum erkennen. Todd schluckte. „Sie will Gott werden!“, schrie er verzweifelt.

„Geh einfach mal gucken, sie sitzt schon wieder in eurer alten Fischerhütte.“

Da sitzen sie immer noch. Und sonntags essen sie Karibugulasch.