Wednesday, November 10, 2010

CEOs Can't Run Campaigns

„In 2008, former Hewlett-Packard CEO Carly Fiorina said most politicians were not qualified to run a major corporation. The reverse is now true: CEOs can't run campaigns. Fiorina failed in her California Senate bid, ex–eBay CEO Meg Whitman lost the gubernatorial race by double digits […].“

Aus einer Wahlnachlese zu den Midterm Elections im aktuellen „Time Magazine“, zusammengestellt von ALEX ALTMAN, ELIZABETH DIAS, MICHAEL SCHERER und KATY STEINMETZ. Was die „Time“-Autoren allerdings (wie die meisten überregionalen Medien) übersehen haben: Einer der Kanidaten unter den ehemaligen Top-Managern konnte Wahlkampf. Der Republikaner Rick Snyder, vormals Gateway-Chef, wird Gouverneur im Bundessstaat Michigan.

Mehr zum Thema auf suite101: Kongresswahlen in den USA: Wahlschlappe für ehemalige Top-Manager

Saturday, November 6, 2010

Neuer Gouverneur von Michigan kommt aus Ann Arbor

Die Zwischenwahlen nach der Hälfte der vierjährigen Amtszeit des US-Präsidenten sorgen dafür, dass sich Amerika praktisch im Dauerwahlkampf befindet – dabei reichen offenbar wenige Monate, um die Machtverhältnisse gründlich zu verschieben. Die Wahlen am 2. November waren ein Desaster für die Demokraten, auch in den Bundesstaaten.

Nicht so in Ann Arbor, Michigan. In der Tübinger US-Partnerstadt haben die Demokraten weiter die Nase vorn, wie auch die Abstimmungen auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene zeigten: Michigans künftiger Gouverneur, der Republikaner Rick Snyder, erhielt ausgerechnet in seinem Wohnort keine Mehrheit. Dafür kann der demokratische Bürgermeister demnächst zehntes Amtsjubiläum feiern. John Hieftje wurde bereits zum sechsten Mal wieder gewählt.

Hieftje betont indessen, dass der Wahlsieg – er erhielt über 80 Prozent der Stimmen – für ihn keine „ausgemachte Sache“ war: „Ich betrachte Wahlen nie als etwas Selbstverständliches“, sagte er dem „Michigan Daily“, der Studentenzeitung der University of Michigan. Dass sich der Demokrat mit grünen Ideen nicht vor der aktuellen Anti-Amtsinhaber-Stimmung fürchten musste, liegt vor allem daran, dass sich die Tübinger Partnerstadt in der Rezession besser geschlagen hat als der überwiegende Rest des Bundesstaates: Im September betrug die Arbeitslosenquote in Ann Arbor 8,4 Prozent, in Michigan lag sie durchschnittlich bei 13 Prozent.

Nach amtlichen Angaben wurden im Bundesstaat Michigan seit dem Jahr 2000 über 800.000 Stellen abgebaut – vor allem in der Autoindustrie, aber auch in anderen Industriezweigen. Dieser Kahlschlag fällt zum größten Teil in die Amtszeit von Gouverneurin Jennifer Granholm, der die öffentliche Meinung zumindest eine Mitschuld an dieser Misere gibt. Dabei hatte die Demokratin große Anstrengungen unternommen, um neue Investoren nach Michigan zu locken. Sie reiste dafür auch mehrfach nach Europa und Asien; am Mittwoch startete sie zum letzten Trip dieser Art nach Südkorea. Diese Werbefeldzüge waren durchaus von Erfolg gekrönt: So bauten etwa einige Batteriefirmen in Kooperation mit der Autoindustrie Werke in Michigan. Den allgemeinen Niedergang konnte das jedoch nicht aufhalten.

Für Granholm war eine erneute Kandidatur wegen Amtszeitbeschränkung auf zwei Legislaturperioden nicht möglich; sie hätte jedoch ohnehin keine Chance gehabt. Die Stimmung im Staat ist so düster, dass diese Wahl für einen demokratischen Politiker schlichtweg nicht zu gewinnen war: Michigan wollte den Wechsel, und das war in diesem Fall ein Unternehmer ohne jegliche politische Erfahrung. Und was in Kalifornien nicht gelang, wo die Milliardärin und frühere Ebay-Chefin Meg Whitman dem demokratischen Berufspolitiker Jerry Brown bei den Gouverneurswahlen unterlag, funktionierte unter etwas anderen Vorzeichen in Michigan: Der Venture-Capital-InvestorRick Snyder, künftiger Präsident von Michigan, bei einer Wahlveranstaltung in Frankenmuth © Cornelia Schaible Rick Snyder, ehemaliger Firmenboss beim Computerhersteller Gateway, wird fortan den Bundesstaat regieren.

Dabei hätte einiges für seinen Rivalen gesprochen: Der Demokrat Virg Bernero, 46, hat als Bürgermeister der Hauptstadt Lansing Erfahrung im Umgang mit politischen Gremien; in seiner fünfjährigen Amtszeit konnte Bernero das Haushaltsdefizit der Stadt beträchtlich reduzieren und zudem eine halbe Milliarde an neuen Investitionen an Land holen. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Mit dem Businessmann aus Ann Arbor, der Seriosität mit coolen Sprüchen paart, konnte Bernero aber nicht mithalten: Er hatte schon vor Wochen in Meinungsumfragen einen Rückstand von 20 Prozentpunkten und unterlag schließlich mit 39,9 Prozent der Stimmen; Snyder wurde mit 58,1 Prozent gewählt.

Der 52-jährige Snyder finanzierte den Wahlkampf zu großen Teilen aus seinem Privatvermögen, und nach seinem Sieg bei den Vorwahlen legte er gleich richtig los: Unzählige Werbespots im Fernsehen rückten den Kandidaten ins rechte Licht. Als „one tough nerd“ stellte er sich selbst vor, was man sehr frei als „zäher Streber“ übersetzen könnte. Das ist insofern erstaunlich, als sich im republikanischen Feld eine deutlich intellektuellenfeindliche Stimmung breit machte – das richtete sich nicht zuletzt gegen den Harvard-Absolventen Barack Obama im Weißen Haus.

Die Kampagne von Rick Snyder war auch sonst eine Ausnahmeerscheinung im Wahlkampf 2010, der von Häme und Hass gegenüber politischen Gegnern geprägt war. Snyder blieb weitgehend sachlich, und nicht einmal seine Parteizugehörigkeit spielte eine große Rolle – die Rasenschildchen, die traditionell den US-Wahlkampf prägen, warben einfach für „Rick for Michigan“. Dabei war das „for“, also „für“, so klein gedruckt, dass es aussah, als würde sich ein gewisser Rick mit dem Nachnamen „Michigan“ fürs Gouverneursamt bewerben.

Seit Wochen fuhr Snyder außerdem kreuz und quer durch Michigan – und zwar im Wahlkampfbus, kurz „Nerdmobile“ genannt. Bei seinen Auftritten erlebten die Bürger einen Kandidaten, der deutlich weniger cool wirkte als in seinen Werbespots. So stand er am Sonntag vor der Wahl in einem Gasthaus im kleinen Ort Frankenmuth vor kaum zwei Dutzend Zuhörern: Ein ziemlich biederer Geschäftsmann im grauen Sakko, der sagte, man müsse „Michigan neu erfinden“. Und er wiederholte zum x-ten Mal sein Mantra: „Der Staat schafft keine Jobs – er schafft nur die richtigen Bedingungen dafür.“ Konkrete Vorschläge dafür hat er nicht, außer dass er die komplexe Unternehmenssteuer des Bundesstaates durch eine Einheitssteuer ersetzen will.

Dem politischen Quereinsteiger Snyder sahen die Wähler also manches nach – auch seine Bilanz beim Computerhersteller Gateway, wo er bis 2007 verschiedenene leitende Positionen innehatte, war alles andere als rosig. Während seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender wurden Jobs nach China ausgelagert, und der Aktienpreis brach dramatisch ein, bevor Gateway an einen Hersteller aus Taiwan verkauft wurde. Trotzdem setzen viele Bewohner von Michigan große Hoffnungen auf einen Gouverneur, „der den Staat wie ein Business führt“, wie die Medien regelmäßig berichten.

Friday, November 5, 2010

Vom Hoffnungsträger zum Sündenbock

„Linke wie Rechte, nicht nur in den USA, scheinen von einer regelrechten Wollust an der Vergeblichkeit erfasst zu sein, gern steigen sie ein in den schnellen Zyklus von überhitzten Hoffnungen und übereilten Enttäuschungen. Kein Wunder, immerhin entlastet es, man hat einen Schuldigen gefunden dafür, dass die Politik wieder mal nicht so läuft wie gewünscht, also darf man sich ausklinken aus den Problemen, die nur noch die seinen sind, nicht mehr die aller. Der Hoffnungsträger von heute ist der Sündenbock von morgen, was ihm zufliegt, sind Herzen, was bei ihm ankommt, sind Steine.“

BERND ULRICH, stellvertretender Chefredakteur der „Zeit“, in einem klugen Online-Kommentar über den Ausgang der US-Kongresswahlen, bei denen die Wähler mit dem Hoffnungsträger Obama abrechneten. Das spreche aber durchaus nicht gegen Obama, stattdessen eher für „dosiertes Hoffen“.