Friday, August 19, 2011

America’s Politics are Sick

„Sincere, passionate, hysterical belief that the country is full of (make-believe) anti-American enemies and (fictional) foreign horrors is the besetting national disease. And I’ve diagnosed the systemic problem: the American body politic suffers from autoimmune disorders.

It’s a metaphor, but it’s not a joke. I’ve read a lot about autoimmune diseases — the literal, medical kinds, also disconcertingly on the rise — because several members of my family have them. At some point, our bodies’ own immune systems went nuts, mistaking healthy pieces of our anatomies — a pancreas, a thyroid, a joint — for foreign tissue, dangerous enemies within, and proceeded to attack and try to destroy them.“

Eine Diagnose von KURT ANDERSEN, der in der heutigen „New York Times“ die republikanischen Anwärter für die Präsidentschaftskandidatur auf Herz und Nieren prüft.

Wednesday, August 17, 2011

Ein Lob auf den deutschen Italiener

Eine Fahrt über die German Autobahn im Spätsommer macht ganz schön sentimental. Die makellosen Straßenbeläge! Die lieblichen Landschaften links und rechts! Und erst die Windparks! Um vom Deutschland-High wieder herunterzukommen, empfiehlt sich eine Übernachtung in Kelsterbach. Bevor man endgültig abhebt. Das hessische Städtchen liegt gerade mal einen Steinwurf vom Frankfurter Flughafen entfernt, und für einen USA-Flug muss man früh dort sein. Sehr früh. Also übernachten wir immer in der „Tanne“, obwohl das Hotelzimmer bei jedem Besuch schäbiger wirkt. Die Damen an der Rezeption, das muss man der Gerechtigkeit halber sagen, sind allerdings gleichbleibend freundlich. Und als eine Art von Ausnüchterungszelle taugt das Etablissement allemal.

Kelsterbach, für das der Flughafen Segen und Fluch zugleich ist, hat alles, um einen wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückzuholen: Eine Tankstelle, bei der sich die Kunden gegenseitig im Weg sind und wo man sofort angeraunzt wird. Die Eckfiliale eines Supermarktes mit einem so trostlosen Angebot, dass man sofort auf dem Absatz kehrtmachen möchte. Völlig unbedeutende Restaurants. Das war jedenfalls bisher unserer Eindruck, aber zumindest in puncto Gastronomie müssen wir den nun wohl revidieren.

Ich hatte nämlich am Vorabend unseres Rückfluges die Idee, dass ein Essen beim Italiener ein schöner Abschluss wäre. Bei einem richtigen „deutschen Italiener“, versteht sich – damit meine ich eine Art von Ristorante, wie man es außerhalb Italiens nur in Deutschland finden kann: Ein volkstümliches Lokal mit anständigem Essen, wo die Einheimischen einkehren, wenn sie auswärts essen und vielleicht auch etwas feiern, aber nicht allzu viel Geld ausgeben wollen. Nichts Überkandideltes, keine großartigen kulinarischen Ansprüche, halt einfache gute Küche. Eine kurze Internet-Recherche ergab, dass das Ristorante „Osteria Nr. 1“ unter diese Kategorie fallen könnte.

Es war ein kühler Abend, und obwohl die Restaurantterrasse eine Plastikverhüllung hatte, wollte ich lieber drinnen sitzen. Der Innenraum der Gaststätte war klein, ich zählte neun Tische. Ein kleiner Tisch in der Mitte war noch frei. Der Wirt servierte höchstpersönlich, außerdem stand noch eine weibliche Bedienung an der Bar. Alles war, wie es zu sein hatte: An der Bar saß ein Stammgast vor seinem Glas Wein, meistens schweigsam, nur gelegentlich wechselte er ein paar Worte mit dem Wirt. Gäste kamen und gingen, manche wurden von der Bedienung mit Küsschen begrüßt beziehungsweise verabschiedet. An einem größeren Tisch befand sich eine fröhlich feiernde Runde; sie saßen einfach da und tranken und redeten. So lange sie wollten. In der Küche hörte man Töpfe klappern; es zischte und duftete nach Knoblauch.

Wie es sich für einen richtigen deutschen Italiener gehört, wurde mit Schwung serviert – und jeder Teller kam mit den passenden Vokabeln. „Pane! Insalata mista! Melanzane alla parmigiana!“ Italienisch für Restaurantbesucher, im Preis inbegriffen.

Das war alles recht unterhaltsam, und wir amüsierten uns prächtig. Es wurde aber auch deutlich, dass sich der Wirt unsere Begeisterung nur schwer erklären konnte. So sagte ich ihm, dass wir sonst in den USA lebten und uns freuten, wieder einmal bei einem richtigen Italiener essen zu können. Der gute Mann schien einigermaßen verblüfft. Dass auch manche Deutsche ihre Heimat verlassen, um im Ausland ihr Geld zu verdienen, war ihm wohl bisher noch nicht untergekommen. Aber warum sollte es anderen nicht genauso ergehen wie ihm? Jeder geht dorthin, wo er Arbeit findet. Manche Deutsche gehen nach Amerika. So ist das eben. Er überlegte kurz und sagte dann achselzuckend: „Und ich schaffe in Deutscheland!“