Monday, June 29, 2009

Little Michael Jackson: In Detroit fing alles an

Ich war nie ein Fan von Michael Jackson. Die Glitzeranzüge und der ganze Popzirkus waren nicht mein Ding. In den Achtzigern hörte ich die Rockmusik, für die ich in den Siebzigern zu jung war.Letzte Grüße der Fans an Michael Jackson vor dem Motown-Museum © Cornelia Schaible Auf den Punkt gebracht heißt das: „The Dark Side of the Moon“ interessierte mich unendlich mehr als der Moonwalk.

Mit Michael Jackson habe ich mich erst beschäftigt, seit ich mit Motown in Berührung kam: In „Hitsville U.S.A.“ begann die Karriere der Jackson 5. Ende 1968 nahm Berry Gordy die Jackson-Brüder fürs Motown-Label unter Vertrag. Und zwar nur wegen „Little Michael“. Im Museum am West Grand Boulevard in Detroit stand ich vor alten Schwarzweißfotos, die einen unglaublich hübschen Jungen mit wachen Augen zeigen. Er hat sich selbst nie so gesehen, das verhinderte ein prügelnder Vater, der seinen Selbsthass auf die Söhne projizierte. Michael Jackson ist der erste Mensch, dessen Wachsfigur schon zu seinen Lebzeiten besser aussah als das Original.

Das Banner, das seit vergangenem Wochenende am Motown-Museum hängt, zeigt konsequenterweise den Kinderstar. Es muss eine sehr frühe Aufnahme sein, denn er trägt noch keinen Afro.

Was aus einem kleinen Jungen alles werden kann.

Mehr zum Thema auf suite101: Motown trauert um Michael Jackson

Thursday, June 4, 2009

Amerikaner sind Leseratten

„Von Simone de Beauvoir stammt das Bonmot, Amerikaner müssten nicht lesen, weil sie nicht denken. Die Denkleistung lässt sich leider nur schwer quantifizieren; besser sieht es da bei dem Leseverhalten aus. Amerikaner lesen, keine Frage, und der Anteil der Analphabeten in den USA liegt in etwa auf dem Niveau des europäischen Durchschnitts. Das Angebot an Zeitungen pro Kopf ist nur in Skandinavien, Luxemburg und der Schweiz größer als in den USA.

Amerika ist stolz auf seine lange Tradition großzügig ausgestatteter öffentlicher Büchereien; der durchschnittliche US-Bürger wird so besser mit Lesestoff versorgt als sein Pendant in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, in den Niederlanden und den Mittelmeerstaaten. Und die Amerikaner machen von diesem Angebot auch Gebrauch: 2001 liehen sie sich im Schnitt mehr Bücher als Deutsche, Österreicher, Norweger, Iren, Luxemburger, Franzosen, Italiener und die europäischen Mittelmeeranrainer. Außerdem kaufen und schreiben sie mehr Bücher als die Europäer.“

Der amerikanische Historiker PETER BALDWIN auf "Spiegel Online" in einer Artikelserie mit dem Titel "Transatlantischer Vergleich", basierend auf einer Vielzahl von Daten. Aus persönlicher Anschauung kann ich hinzufügen, dass ich bei unserer jüngsten Reise nach Texas wieder einmal darüber staunte, wie viele Amerikaner beim Warten am Flughafen ihre Nase in ein dickes Buch stecken – so viele Leseratten sind mir in Europa im öffentlichen Raum nie aufgefallen. Höchstens vielleicht bei Zugfahrten in der schönen Schweiz.

Monday, June 1, 2009

GM auf Schrumpfkur

The biggest loser“ kommt aus Michigan, genauer gesagt: aus der Detroiter Vorstadt Sterling Heights. Helen Philipps, 48, ist die Gewinnerin der Abspecksendung von NBC. Im Laufe der TV-Saison verlor sie 140 amerikanische Pfund. Kritiker finden nun, sie sehe ein wenig anorektisch aus. Aber wie war das mit der Ziege, welcher der Bauer erfolgreich das Fressen abgewöhnt hatte?

Auch GM, seit heute kurz für: Government Motors, soll nun auf Diät gesetzt werden. Das betrifft vor allem die Detroiter Suburbs. Entgegen landläufiger Meinung steht nämlich in der Stadt Detroit selbst kein einziges GM-Werk – außer in Hamtramck, aber das ist eine Enklave und eigenständige City. In Detroit sitzt die Konzernzentrale von GM, und so soll es wohl auch bleiben, trotz aller Abwerbungsversuche des Bürgermeisters von Warren.

Landesweit 14 Werke will GM nach der größten Pleite in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte schließen. Das bedeutet die Vernichtung von 21.000 Arbeitsplätzen, und fast die Hälfte davon befindet sich in Michigan – 6600 sind es allein hier in Oakland County. In Pontiac trifft es zwei Werke mit insgesamt knapp 2800 Arbeitern, und in Orion sollen 3800 ihren Job verlieren. Wie viele andere Einkommen von diesen gut bezahlten Industriejobs abhängen,Ein Schrumpf-Hummer aus dem Hause GM © Cornelia Schaible wird sich bald herausstellen. In Orion, wo bisher der Chevrolet Malibu und der Pontiac G6 montiert wurden, soll zwar vielleicht später ein Kleinwagen vom Fließband laufen, aber sicher ist das alles noch nicht. Da veröden ganze Landstriche: Längst sind von der immer weiter um sich greifenden Deindustrialisierung auch die Suburbs betroffen.

Aber lässt sich so ein Riesenunternehmen einfach auf eine Crash-Diät setzen? Wie das Bild zeigt, hat der Konzern mit dem Schrumpf-Hummer – gesehen in South Beach – schon einmal für den Ernstfall geübt; es handelt sich tatsächlich um ein Produkt aus dem Hause GM. Richtig niedlich.

Für die Diät-Queen Philipps hat sich das ausdauernde Hungern jedenfalls gelohnt: Sie konnte ein Preisgeld von 250.000 Dollar mit nach Hause nehmen. Ein kleines finanzielles Polster für magere Zeiten kann nicht schaden. Ihr Mann arbeitet angeblich bei Chrysler.