Saturday, September 27, 2008

Happy Birthday, Model T!

„Dieser kleine Raum ist die Geburtsstätte des Model T“, sagte der ehrenamtliche Mitarbeiter, der die Besuchergruppe durch das Piquette-Werk in Detroit führte. Die alte Fabrik, heute kurz T-Plex genannt, war das zweite Werksgebäude der Ford Motor Company. Und hier gelang Henry Ford, was er sich von Anfang an vorgenommen hatte: aus dem damaligen Luxusgut Auto ein Massenprodukt zu machen. Vor hundert Jahren, am 27. September 1908, verließ das erste Model T die Montagehalle – das Auto, das die Welt verändern sollte.

Die „Tin Lizzie“ war ein solcher Erfolg, dass Ford schon 1910 nach Highland Park ins nächstgrößere Fabrikgebäude umziehen musste. Insgesamt wurden mehr als 15 Millionen Model Ts gebaut, und bis heute sind rund eine Viertelmillion des unverwüstlichen Vehikels fahrtauglich. Um ein Model T zu reparieren, braucht man kaum mehr als einen Satz Schraubenschlüssel – nicht zuletzt deswegen ist die Karre bei Hobbyschraubern so beliebt. Samstags hängen Model-T-Fans in der zum Museum umfunktionierten alten Fabrik herum und fachsimpeln ein bisschen. Im T-Plex werden auch regelmäßig Workshops angeboten.

Außerdem macht es natürlich Eindruck, mit einem Model T durch die Gegend zu knattern. Ein Wägelchen zum Knuddeln. Das Auto komme nicht zuletzt bei Damen großartig an, erzählte mir Thomas Mullin, der ein 1916er Touring Car restauriert hat. „Sie fahren darauf ab. Es ist mindestens so gut wie ein Golden Retriever!“

Mehr zum Thema auf suite101: Die Geburtsstätte des Model T in Detroit

Saturday, September 13, 2008

Frankfort, Michigan

Zwei Autos begegnen sich auf einer Dorfstraße. Sobald sie auf gleicher Höhe sind, bleiben sie einfach stehen, und die Fahrer unterhalten sich durch die geöffnete Windschutzscheibe. DieLogo einer Fischhandlung in Frankfort, Michigan © Cornelia Schaible Konversation dauert einige Minuten lang, und solange umkurvt der spärliche übrige Verkehr das Hindernis mitten auf der Straße anstandslos. Niemand hupt. Dann setzen sich die beiden Fahrzeuge wieder in Bewegung. Alles geht seinen gewohnten Gang.

Zuletzt konnte ich so etwas vor etlichen Jahren in Italien beobachten. Oder war es in Spanien? Egal. Jedenfalls hatte ich nicht damit gerechnet, die oben geschilderte Szene in den USA zu erleben. Sicher wäre das auch nicht überall möglich – aber in Frankfort, Michigan, kommt das schon vor. Wie ich vor einer Woche feststellen konnte.

Kein Ahnung, warum wir bis her nie in Frankfort waren. Wahrscheinlich deswegen, weil wir die Namensgebung für einen Ort am Lake Michigan nicht besonders einfallsreich fanden. Aber besonders originell waren die Gründerväter bei der Benennung ihrer Siedlungen auch woanders nicht (siehe auch Holland, Michigan, und so fort).

Es mag auch daran liegen, dass Frankfort in den meisten Michigan-Reiseführern mehr oder weniger übergangen wird. Es liegt ein Stück südlich der Sleeping Bear Dunes, und irgendwie fällt es dabei durch den Rost. Die Dünen bei Empire und Glen Arbor sind einfach höher. Und was den Tourismus angeht, hat Frankfort seine glanzvollsten Zeiten längst hinter sich – es gab sogar einmal ein Grand Hotel nach der Art dessen, wie es heute noch auf Mackinac Island steht. Frankfort ist auch in keiner Hinsicht irgendwie niedlich und fremdenverkehrsmäßig aufgehübscht. Aber die Mainstreet geht in Richtung Westen, und der Abendspaziergang zum Strand führt direkt in den Sonnenuntergang.

Heute übernachten die meisten Besucher in Motels oder mieten ein Cottage, und sie kommen nicht wegen der Sommerfrische, sondern zum Fischen. Dummerweise wird man dann morgens um halb vier von Anglern geweckt, die schon mitten in der Nacht völlig von der Rolle sind. Bis wir dann so gegen halb zehn auf der Pier einlaufen, ziehen die ersten schon mit ihrem Fang von dannen. Und Boy, das sind keine kleinen Fische: Im Spätsommer ziehen sie silbrigglänzende Lachse aus dem Lake Michigan, die mehr als zwanzig Pfund auf die Waage bringen können. Kein Wunder, dass man überall Räucheröfen sieht (und riecht). Wer will das alles essen?

Erfreulicherweise gibt es trotzdem eine ganze Reihe von Restaurants und Taverns in Frankfort, die einen Besuch zu lohnen scheinen. Das eine oder andere Restaurant, das wir schon ausprobiert haben, werden wir sicher ein andermal wieder besuchen. Wie sich so viel Gastronomie in diesem Fischerörtchen halten kann, ist uns allerdings ein Rätsel. Wahrscheinlich lässt sich Frankfort mit dem gleichen Spruch definieren wie St. Ignace (das stand dort auf dem T-Shirt der Bedienungen im Mackinaw Grille): A drinking village with a fishing problem.