Friday, May 23, 2008

Der schnellste Weg zum Null-Emissions-Auto

Deutsche Denkweisen lassen sich nicht einfach auf die USA übertragen, das merkte die Tübinger Delegation bei ihrem Besuch in der US-Partnerstadt Ann Arbor immer wieder. Und Oberbürgermeister Boris Palmer musste zudem feststellen, dass sich seine smarte Dienstwagenwahl vielleicht doch nicht so weit herumgesprochen hat, wie er dachte – Daimler hatte zwar eine Presse-Information herausgegeben, als der Tübinger OB auf einen Smart Fortwo Micro Hybrid umsattelte, aber in den USA war das im Wesentlichen nur einem grünen Autoblog eine Meldung wert.

Im Forschungs- und Innovationszentrum von Ford in Dearborn bei Detroit hatte man jedenfalls noch nichts davon gehört: Als sich Palmer bei einem informativen Runden Tisch einigen hochkarätigen Ford-Managern vorstellte und seine Geschichte erzählte ("Vielleicht haben Sie davon gehört"), schauten die Herrschaften eher betreten drein. Das bemerkenswerte personelle Aufgebot bei diesem Programmpunkt (normalerweise sieht man diese Leute von weitem bei der Autoshow) verdankte sich den Kontakten und nicht zuletzt der Hartnäckigkeit von Carolyn Melchers, eine der Stützen der Städtepartnerschaft auf der Tübinger Seite. Die aus Detroit stammende Vorsitzende des Partnerschafts-Freundeskreises organisierte auch alle anderen Treffen und Veranstaltungen.

In Dearborn erfuhr die Tübinger Gruppe, was Ford unter Nachhaltigkeit in der Automobilindustrie versteht. Technisch wäre es längst möglich, statt der heutigen Schluckspechte deutlich sparsamere Fahrzeuge oder gar Autos mit Null-Emission auf die US-Straßen zu bringen, stellten die Ford-Leute klar. Nur könnte das niemand zahlen. „Wir wollen aber eine erschwingliche Lösung für Millionen für Autos", sagte John Viera, Direktor für nachhaltige Business-Strategien. Der Plugin-Hybrid (also ein Auto, das an der Steckdose tankt) wird das wahrscheinlich nicht sein: Wie die Chefin der Hybrid-Sparte Nancy Goia offen zugab, stehen dafür noch nicht einmal marktfähige Lithium-Ion-Batterien zur Verfügung. Was jeder im Handy mit sich herumträgt, lässt sich eben mal aufs Auto übertragen: Die Batterie würde zu groß und zu schwer (und mit rund 15.000 Dollar Mehrkosten auch viel zu teuer). Ein interessanter Nebenaspekt bei Elektroautos: Dafür müssten Fahrzeughersteller mit Stromerzeugern kooperieren. „Wir haben vorher noch nie zusammengearbeitet", sagte Goia.

Immerhin war Ford der erste US-Autohersteller, der Hybrid-Fahrzeuge anbot. Dabei handelt es sich allerdings durchweg um schwere Limousinen und Geländewagen, was Boris Palmer zu der Nachfrage veranlasste, ob das wirklich nötig sei. Könnte man nicht einfach kleinere Autos bauen? Nun, auch in den USA werde es demnächst einen Fiesta geben, sagte Gerhard Schmidt, der deutsche Vizepräsident der Ford-Entwicklungsabteilung. Ansonsten herrschten in den USA einfach andere Bedingungen – so ein großes Land brauche auch große Autos. „Und wir müssen schon aufpassen", sagte Schmidt, „dass wir nicht bankrott gehen, bevor wir uns ändern können."

Aus dem Archiv: Tübingen Goes Blue

Tübingen Goes Blue

Der Applaus will gar nicht mehr aufhören, und am Ende spenden die Zuhörer stehend Beifall. Der Vortrag von Boris Palmer in Ann Arbor zum Thema „Climate Change & The City – Klimawandel und die Stadt“ stößt auf großes Interesse. Mehr als 150 Leute sind in die Stadtbibliothek der US-Partnerstadt gekommen, um den „Lord Mayor“ aus Tübingen zu hören. Der Saal ist brechend voll. „Das hat er gut gemacht“, sagt die mitgereiste Stadträtin Ulrike Heitkamp anerkennend, fügt aber gleich hinzu: „Es war auch ein dankbares Publikum. Im Gemeinderat hat er es nicht immer so leicht.“

Um Palmer bildet sich derweil ein kleiner Auflauf. Einige Zuhörer wollen „Deutschlands grünsten Bürgermeister“, wie es in der Ankündigung hieß, auch aus der Nähe kennenlernen. Und der Tübinger OB genießt den Auftritt sichtlich. Überhaupt ist der Aufenthalt in der Sister City eineDer Tübinger OB Boris Palmer, die Raubvogelexpertin Francie Krawcke und ein junger Weißkopf-Seeadler im Leslie Science and Nature Center Ann Arbor © Cornelia Schaible nette Abwechslung – das ist ihm deutlich anzumerken. Wenn man als „der neue Joschka“ gehandelt wird, wie etwa die deutsche Ausgabe des Magazins „Vanity Fair“ titelte, ist eine kleine Auszeit vom Ruhm zur Abwechslung durchaus willkommen. Zu viele Vorschusslorbeeren können auch eine Bürde sein.

In Ann Arbor hat man immerhin gemerkt, dass es einen englischsprachigen Wikipedia-Artikel über Boris Palmer gibt, denn das Foto auf dem Veranstaltungsplakat der Stadtbücherei ist das selbe wie in dem Online-Lexikon. Dass ihn die lokale Presse weitgehend ignoriert, irritiert den medienbewussten OB jedoch sichtlich. Am Morgen vor dem Vortrag kauft er sich extra eine „Ann Arbor News“ und blättert sie von vorn bis hinten durch, in der Hoffnung, wenigstens einen klitzekleinen Hinweis auf die Veranstaltung zu finden – vergeblich.

Es ist allerdings kein Wunder, dass die Zeitung nicht über die offizielle Delegation aus der deutschen Partnerstadt berichtet. „Die haben wir abgeschrieben“, erklärt Ann Arbors Bürgermeister John Hieftje später in einem anderen Zusammenhang, als es über die mangelhafte Berichterstattung der Zeitung über umweltfreundliche Projekte der Stadt ging. „Die haben zwei Mal Bush unterstützt. Beim ersten Mal haben wir es gerade noch verstanden, aber dann …“.

Auf diese Weise hat Palmer in Ann Arbor mehrfach das Vergnügen, sich einem Publikum präsentieren zu dürfen, dem er völlig unbekannt ist. „Tübingen hat 84 000 Einwohner, eine Universität und einen grünen Bürgermeister“, sagt er munter. „Und der bin ich.“ Alle lauschen gespannt, wenn er etwa übers schöner Wohnen im Französischen Viertel berichtet, und dass es besser sei, „wenn wir die Kinder auf der Straße spielen lassen und nicht die Autos“. Noch keiner hat von seiner smarten Dienstwagen-Wahl gehört oder weiß, warum er die übermotorisierten Produkte der einheimischen Autoindustrie verschmäht: „Ich bin doch kein Bankräuber auf der Flucht, sondern ein Oberbürgermeister. Ich muss nicht so rasen!“

Nicht nur an dieser Stelle erntet Palmer die wohl kalkulierten Lacher. Das gefällt den Amerikanern: Ehrgeizig und blitzgescheit wirkt er, da kann er gern auch ein bisschen ein Spinner sein. Er ist von der Sorte jener Überflieger, die in Garagen an seltsamen Dingen basteln, die dann später die Welt verändern. Ein „Nerd“, ein Streber, ist das auf Englisch, und so einen belächelt man vielleicht ein wenig, aber man zollt ihm trotzdem höchsten Respekt. Und hört ihm gebannt zu. „Er hat halt eine Vision“, drückt es Stadträtin Heitkamp aus.

Vor allem verpackt er seine Thesen anschaulich und amüsant. Palmer, der ein Auslandssemester in Australien verbrachte, hat ein flottes Englisch zur Hand, und wenn ihm gerade das Wort für „Fachwerkhäuser“ nicht einfällt, umschreibt er es geschickt, ohne dass sein Redefluss jemals ins Stocken geriete. Den Slogan „Tübingen macht blau“ habe er gewählt, weil Blau in Deutschland keine Parteifarbe sei. Ach so. Der Berichterstatterin war das nicht klar. Die Übersetzung „Tübingen goes blue“ ist fürs Publikum Grund zum Jubeln: Denn „Go Blue“ ist der Schlachtruf der Sportmannschaften an der University of Michigan in Ann Arbor.

Einer der Zuhörer hätte Palmer am liebsten gleich zum Gouverneur von Michigan gemacht, meint aber, als Politiker habe er in Baden-Württemberg ein leichteres Spiel als im US-Zentrum der Autoindustrie. Da fällt Palmer kurz in einen sehr belehrenden Ton: Die Amerikaner könnten manches für sich reklamieren, aber nicht die Erfindung des Automobils. Wer hat's erfunden? Na, Daimler und Benz!

Die Automobilbranche als Schlüsselindustrie ist aber nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen den Schwaben und den Amerikanern. Robert Williams, 48, der einst in Freiburg studierte und auf Deutsch erklärt: „Ich liebe die grüne Bewegung!“, möchte mit seiner Firma Arbor EcoSystems erschwingliche umweltfreundliche Produkte auf den Markt bringen. Während Palmers Rede macht er sich ausführlich Notizen. „Ich habe festgestellt, dass die Leute nur bereit sind, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie dabei Geld sparen“, sagt Williams. Boris Palmer würde das sofort unterschreiben.

Offizielle Website der Stadt Tübingen: www.tuebingen.de

Monday, May 19, 2008

Morchelfest

Es hängt alles vom richtigen Baum ab. Deshalb sollte, wer auf der Jagd nach Pilzen ist, erst einmal einen Blick nach oben riskieren, bevor er unten sucht. Allerdings war ich bei Morcheln auch mit dieser Strategie nie so richtig erfolgreich, muss ich zugeben. "Die sind wirklich schwierig",White Morel (Morchella deliciosa) © Franz Gingl sagte mein Mann, nachdem ich auf mehrere Exemplare um uns herum gezeigt hatte, die ihm einfach nicht aufgefallen waren – Morcheln tarnen sich sehr erfolgreich. Am Ende hatten wir immerhin sieben Stück, die ganze Hutparade rechts auf dem Bild. Und wo das war? In einem Zitterpappel-Wäldchen im Gebiet der Sleeping Bear Dunes. Mehr verrate ich nicht.

Wir aßen die Morcheln dann schlicht in Butter gebraten – und am Ende wischten wir noch die Pfanne mit einem Stück Weißbrot aus. Damit nichts vom herrlichen Morchelaroma verloren ginge. Dazu tranken wir einen frühlingshaft duftenden Weißwein von Mr. Ciccone. Der hat nicht zufällig den gleichen Nachnamen wie Madonna: Es handelt sich um ihren Vater. Seitdem Tony Ciccone im Ruhestand ist, macht er Wein in Leelanau. An seinem Pinot Noir muss er allerdings noch ein bisschen arbeiten. Aber vielleicht eignen sich die sandigen Böden Up North einfach nicht für Pinot Noir.

Dafür wächst auf besagten Sandböden ein ganz hervorragender Spargel. Auch dieses grünes Gemüse hatten wir von unserem Wochenendtrip an den Sleeping Bear mitgebracht, und zwar ebenfalls in der freien Natur eingesammelt, an der Böschung einer wenig befahrenen Straße. Ich wollte einen blühenden Kirschenhain fotografieren, und dabei war mir ein dürrer Strauch ganz entschieden im Weg. Ich rupfte ihn aus und bemerkte, das ein Spargel daneben stand. Der Strauch war die Spargelpflanze vom Vorjahr. Es war nicht die einzige; wir ernteten fast ein Pfund. Was für eine liebliche Landschaft, wo Morchelhüte aus dem Laub spitzen und Spargelstangen am Weg stehen!

Saturday, May 17, 2008

Umweltfreundlich made in USA

Im Vergleich zu den meisten anderen Städten des Mittleren Westens wirkt Ann Arbor richtig putzig. Durch die Parkanlagen rund um die Universität flanieren viele junge Leute, es gibt gemütliche Cafés, etliche Galerien sowie kleine Läden, die originellen Krimskrams aus aller Welt anbieten. Wer jedoch auf die Idee kommen sollte, im Zentrum der Tübinger Partnerstadt nach Dingen des täglichen Bedarfs zu suchen, macht nur ein dummes Gesicht. „Ich wollte Zahncreme kaufen“, berichtete Jack Lohrmann, „aber ich habe nichts in der Art gefunden.“

Der Wahl-Tübinger Jack Lohrmann, der ursprünglich aus New York stammt, war einer von 26 Teilnehmern der jüngsten Bürgerreise in die US-Partnerstadt. Ganz am Anfang der Städtepartnerschaft im Jahr 1965 kam Lohrmann schon einmal nach Ann Arbor. „Damals war Amerika das Paradies“, erinnert er sich. Aber dieses Niveau, so sein Eindruck, ließ sich nicht halten – auch nicht in der Tübinger Sister City. Vieles kommt ihm ein wenig vernachlässigt vor, wie die Häuser in der Innenstadt. Die gut verdienende Mittelschicht zieht es (wie überall in den USA) an den Stadtrand ins Grüne. Die Einkaufszentren liegen ebenfalls außerhalb. Und so fuhr die Gastgeberin von Jack Lohrmann, der wie die meisten Reiseteilnehmer privat untergebracht war, am vergangenen Wochenende viele Meilen zum nächsten Supermarkt, damit er seine Zahnpasta bekam.

Stundenlange Anfahrten gehören zum Alltag der Bevölkerung im Raum Detroit, an dessen südwestlichem Rand Ann Arbor liegt. Und gerade „A2“ zieht überdurchschnittlich viele Pendler an. Eigentlich müsste sich Bürgermeister John Hieftje darüber freuen, liegt die Arbeitslosenquote von Ann Arbor mit 5 Prozent doch deutlich unter der des Bundesstaates Michigan. Die Universität allein beschäftige 70.000 Menschen, sagte Hieftje, der in einem Vortrag städtische Umweltprojekte vorstellte. Die von einem Ring von Autobahnen umgebene 114.000-Einwohner-Stadt kann die Pendlerströme aber kaum verkraften: In der Rushhour nach Ann Arbor zu müssen ist ein Albtraum.

Hieftje träumt davon, das einst ausgedehnte Bahnnetz zumindest teilweise wiederzubeleben. Dass öffentlicher Personennahverkehr in der Autometropole Detroit praktisch nicht existiert, hat einen einfachen Grund: In den Zwanzigerjahren kaufte General Motors (GM) die regionalen Bahnen sukzessive auf, um sie anschließend dicht zu machen. Auf diese Weise hielt dieJohn Hieftje © Cornelia Schaible wachsende Autoindustrie die Kunden in Abhängigkeit. Dass sich das zumindest in Ann Arbor ändert, dafür sorgen die Busse der städtischen Verkehrsbetriebe. Studenten fahren umsonst – sie brauchen nur ihren gelben Ausweis zu zücken. Hieftjes ganzer Stolz sind die neuesten Autos mit Hybridtechnologie, mit denen nach und nach die ganze Flotte ersetzt werden soll.

Die neue Technik hat ihren Preis: Eine halbe Million Dollar kostet so ein Hybridbus, angetrieben von einer Kombination aus einem Elektromotor und einem Dieselaggregat, das Biodiesel schluckt. Dafür gibt es Zuschüsse vom Staat. „Dass GM die Busse baut, ist sicher hilfreich“, sagte Hieftje. „Wir kaufen nur amerikanische Produkte.“ Damit fährt der grüne Bürgermeister von Ann Arbor (offiziell ein Demokrat) eine andere Linie als sein Kollege Boris Palmer, der sich mit seinem ersten Dienstauto aus dem Hause Toyota den Zorn des politischen Establishments zuzog.

Auch der städtische Fuhrpark soll mit umweltfreundlichen Fahrzeugen ausgerüstet werden – alles Teil der Kampagne „Ann Arbor's Green Energy Challenge“, mit der die Verwaltung ihren Energieverbrauch bis 2010 um 30 Prozent drosseln möchte. Umweltfreundliche Technologien, so seine Überzeugung, lassen sich in Amerika nur durchsetzen, wenn sie Geld sparen. Wie die LED-Straßenlampen, die den Nachtschwärmern von Ann Arbor neuerdings heimleuchten: „Das finanziert sich selbst.“

Einige ökologische Neuerungen, die Hieftje vorstellte, riss die Tübinger Besucher allerdings nicht gerade von den Sitzen – dass Sonnenkollektoren auf Dächern gut aufgehoben sind, wussten sie schon. Für US-amerikanische Verhältnisse ist das, was Hieftje in Ann Arbor macht, jedoch ziemlich revolutionär. Vor allem sein Kampf gegen Zersiedlung, den er sich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hat. Hieftje kann aber nicht einfach Gebiete für landwirtschaftliche Nutzung ausweisen, um sie vor Überbauung zu schützen. Regionale Raumplanung existiert in diesem Teil der Welt nicht. Hieftje: „Es gibt 28 Verwaltungen um uns herum, und sie sind alle wie kleine Nationen.“ Die Stadt leistet sich daher den Luxus, das Land einfach aufzukaufen. So entstand der „Green Belt“, der Grüne Gürtel von Ann Arbor.

Aus dem Archiv: Ann Arbor gegoogelt

Friday, May 16, 2008

Mit krachledernen Gesängen

"Was dem türkischen Ministerpräsident Erdogan in Köln passiert ist, wiederholte sich fast als Karikatur unter deutschen Auswanderern in Ann Arbor. Auch hier wird ein Deutschtum konserviert, das, vornehm ausgedrückt, befremdend ist. Der türkische Emigrant bewahrt sich so ein vormodernes Türkentum, dass er erschrickt, wenn er in Istanbul die Mädchen nabelfrei heraumlaufen sieht und schnell nach Deutschland zurückkehrt, wo er seine Töchter noch vermummen und zwangsverheiraten kann. Genauso pflegen manche Deutsche in Ann Arbor mit Lederhosen und krachledernen Gesängen ein Deutschtum, das als böse Karikatur der deutschen Vergangenheit wahrgenommen werden kann. In Metzgers Restaurant wurden wir Zeuge und waren wir Staffage einer solchen Aufführung."

ANTON BRENNER, als "Abgesandter der Linken" mit der Tübinger Delegation in Ann Arbor, im Blogbeitrag "Boris Palmer als Green Obama gefeiert".

Monday, May 12, 2008

Es grünt so grün

Woran erkennt man den grünen Oberbürgermeister einer schwäbischen Universitätsstadt beim Besuch in der grünen Sister City?

Klar, am grünen Schlips und grünen Hemd. Umgekehrt hat es die Partnerstadt deutlich schwerer, ihre umweltfreundliche Ausrichtung zu demonstrieren – ein paar Bäume am Straßenrand genügen da nicht. Nicht einmal im Frühling. Auf den ersten Blick sehe Ann Arbor aus wie jede andere US-amerikanische Stadt, meinte Boris Palmer, seit Januar 2007 Tübinger OB: „Viele SUVs und breite Straßen.“

Trotzdem, so sagen die Besucher aus Tübingen, wollen sie von Ann Arbor lernen. Am gestrigenDer Tübinger OB Boris Palmer, Bibliotheksdirektorin Josie Parker und Mayor John Hieftje von Ann Arbor © Cornelia Schaible Pfingstsonntagabend gab es einen Empfang für die 26-köpfige Delegation in der Malletts Creek Branch Library. Schönes Wetter hatten die Besucher nicht mitgebracht. Es goss wie aus Kübeln, als die ersten Gäste eintrafen. Und zwischen Bücherregalen fielen sich gute alte Bekannte in die Arme. Es sei ihr eine besondere Freude, Leute zu begrüßen, die sie in Tübingen kennengelernt habe, sagte Josie Parker, die Leiterin der District Library von Ann Arbor. Vor drei Jahren, als die Städte das 40-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft feierten, war zuletzt eine offizielle Delegation hüben und drüben.

Er wisse sehr wohl, dass die Menschen heute vielerorts Vorbehalte gegenüber Amerika hätten, sagte John Hieftje, der Bürgermeister von Ann Arbor. Allerdings, so stellte er klar, seien nur 28 Prozent der eigenen Bevölkerung einverstanden mit dem Kurs, den das Land eingeschlagen habe – „und in der Stadt Ann Arbor sind es höchstens 10 Prozent“. Hieftje: „Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen unseren Städten als Unterschiede.“ Ob es auch vergleichbare Ansätze in umweltpolitischen Belangen gibt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Bei den Straßenlampen kann die Partnerstadt jedenfalls als leuchtendes Vorbild dienen: In der Downtown von A2 werden seit vergangenem Jahr bei Straßenlaternen und Verkehrssignalen energieeffiziente LED-Lampen eingesetzt. Das sei einmalig in den USA , war darüber in der Lokalpresse zu lesen. Auch nachhaltige Raum- und Stadtplanung wird in dieser Woche mehrfach Thema sein. Hieftje wird bei einer Bustour den „Grünen Gürtel“ vorführen, mit dem Ann Arbor gegen Zersiedelung vorgeht, und Palmer spricht über Tübinger Projekte – mit Sicherheit stellt er die neue Klimaschutzkampagne der Stadt vor.

Die heißt allerdings: „Tübingen macht blau.“

Tuesday, May 6, 2008

Too Close to Call

"Go Gary! (But please tell us the results. It's past my bedtime!)"

LESERKOMMENTAR von "Valerie" in der Online-Ausgabe der "Washington Post" um 11:09 PM, zum Artikel "Gary Mayor Predicts Possible Indiana Shocker" von Alec MacGillis.