Monday, February 21, 2011

Prickly Pig

„Was ist Ihr Lieblingswort?“, fragte ich meine Studenten in der Zusatzaufgabe eines Tests. Die Anworten reichten von kurzen Wörtern wie „Apfelsaft“ (Begründung: „weil es lustig zu sagen ist“) bis zu etwas länglicheren wie „Geschwindigkeitsbegrenzung“. Mein persönlicher Favorit war „Stachelschwein“. Vor allem deswegen, weil es die Studentin phonetisch geschrieben hatte – „Schtachelschwein“. Das sah besonders stachelig aus.

Als ich von der Existenz der Stachelschweine erfuhr, war ich noch ziemlich klein. Im Herbst 1971 muss das gewesen sein (ich habe es soeben nachgeschaut), und ich war demnach gerade in die dritte Klasse gekommen. Denn das war das Jahr, in dem Roy Black seinen letzten großen Hit landete: „Schön ist es auf der Welt zu sein...“, sang er mit der kleinen blonden Anita. Ich muss allerdings gestehen, dass ich damals nicht wusste, dass Klein-Anita blond war – wir hatten nämlich keinen Fernseher; ich hörte den Schlager im Radio. Die Unterhaltung zwischen Biene und Stachelschwein fand ich allerdings ziemlich albern. Und ich konnte mir beim besten Willen nichts darunter vorstellen. Wie so ein Stachelschwein wohl aussehen mochte?

Es sollten noch fast vier Jahrzehnte vergehen, bis ich ein lebendiges Stachelschwein zu Gesicht bekam – ein paar flache hatte ich auch vorher schon gesehen, als Roadkill am Straßenrand. Es war im Sommer vor zwei oder drei Jahren auf der Upper Peninsula, als wir ein Tier in einer merkwürdigen Aufmachung über die Straße huschen sahen. Wir fuhren mit dem Jeep scharf rechts ran (auf der UP kann man das), stiegen aus und traten an die Böschung. Dort kämpfte sich gerade ein Porcupine durchs Gestrüpp – das arme Tier blieb mit seinen langen quills überall hängen. Der stachelige Umhang sah nicht besonders praktisch aus. Aber er schützt sicher ungemein.

Als ich meinen Studenten bei der Testbesprechung erklärte, Stachelschwein hieße wörtlich übersetzt „prickly pig“, sorgte das für große Heiterkeit. Es ist jedenfalls ein sehr schönes Wort.