Thursday, February 3, 2011

Das Jahr des Hasen

Wenn mich jemand nach meinem Sternzeichen fragt, antworte ich stets: Mein Name ist Hase! Von chinesischen Tierkreiszeichen verstehe ich zwar nichts – aber sie sind mir allemal sympathischer als Japanisches Reisschälchen mit Hasenmotiv © Cornelia SchaibleHoroskope westlicher Prägung. „Luckiest of all signs. You are also talented and articulate“, steht auf einem mit dem chinesischen Zodiak bedruckten Platzdeckchen, das ich einmal aus einem China-Restaurant mitgenommen habe. Das hört man doch gern. „Affectionate, yet shy, you seek peace throughout your life. Marry a Sheep or a Boar!“ Das habe ich offenbar richtig gemacht, ohne es zu wissen. Ich habe ganz bestimmt nie darüber nachgedacht, ob es wohl gut ist, ein Wildschwein zu heiraten.

Jedenfalls beginnt heute das Jahr des Hasen – mein viertes. In meinem dritten Hasenjahr war ich in Japan. Meine Güte, ist das wirklich schon zwölf Jahre her? Dort kauften wir auch die Reisschälchen mit den Hasenmotiven, die auf dem Foto zu sehen sind.

Das Hasenjahr sei ein harmonisches und angenehmes, meinen die Chinesen. Das wünsche ich uns allen. Ein „9 course New Year dinner“ inklusive „Free Lion Dance“ bietet das nächstgelegene chinesische Restaurant in den nächsten Tagen an. Das sollte man sich glatt überlegen.

Happy New Year!

Thursday, January 20, 2011

Warum die NAIAS nach wie vor in Detroit ist

Vor zwei Jahren regnete es noch durchs Dach im Cobo Center, und die US-Autoindustrie wurde schon ausgezählt. Seither hat sich einiges geändert: GM und Chrysler haben eine Insolvenz überstanden und NAIAS-Pressepass © Cornelia Schaiblefahren wieder Gewinne ein, und Ford – ohne Regierungskredite durch die Krise gekommen – ist sowieso der neue Platzhirsch, was Innovationen angeht: Die Marke mit dem blauen Oval stellte zehn Spritsparmodelle auf der NAIAS vor, darunter den Ford Electric sowie einen Plug-in-Hybrid, den C-Max-Energy. Dass bei der Detroiter Autoshow niemand mehr depressiv wird, hat aber auch damit zu tun, dass das Messegebäude wieder deutlich besser in Schuss ist: Neuerdings hat dort eine regionale Behörde das Sagen; die City of Detroit war mit dieser Aufgabe eindeutig überfordert. Insgesamt sollen in das Gebäude, das zuletzt Ende der Achtzigerjahre renoviert wurde, über 80 Millionen Dollar investiert werden.

Das war aber auch Zeit. Immer häufiger war in den vergangenen Jahren die Rede davon, dass man die North American Internation Auto Show wohl verlegen müsse. Am besten zur Konkurrenz nach LA, wo es sowieso wärmer ist. Nun mag die Automesse in LA zwar ideal sein für das Luxussegment, aber sie ist doch ein bisschen weit weg von den industriellen Zentren, wo Fahrzeughersteller und Zulieferer produzieren. Einziger Autobauer mit Sitz in Kalifornien ist Tesla; das Tesla-Headquarter befindet sich in Palo Alto. Der Rest der Autoindustrie sitzt – nein, nicht direkt in Detroit, wie oft fälschlicherweise angenommen. Nur GM hat seinen Hauptsitz in Detroit; Ford ist in Dearborn und Chrysler in Auburn Hills. Aber die Motor City liegt doch ziemlich zentral, wenn man sich die Verteilung der Montagewerke ansieht – nicht zuletzt im Hinblick auf die Fabriken der Großen Drei in Kanada.

Es ist also anzunehmen, dass man in Detroit auch künftig in der zweiten Januarwoche viele Journalisten sehen wird, die einen Bändel mit nebenstehend gezeigtem NAIAS-Presseausweis um den Hals tragen.

Mehr zum Thema auf suite101: NAIAS 2011: Automesse in Detroit

Die Geschichte der North American International Auto Show (NAIAS)

Wednesday, January 12, 2011

85 guns per 100 people

„There are about 85 guns per 100 people in the United States, and we are particularly awash in handguns. […]

Just since the killings in Tucson, another 320 or so Americans have been killed by guns — anonymously, with barely a whisker of attention. By tomorrow it’ll be 400 deaths. Every day, about 80 people die from guns, and several times as many are injured.“

Kolumnist NICHOLAS D. KRISTOF in der heutigen „New York Times“ über den Anschlag vom Samstag in Arizona, bei dem die US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords schwer verletzt wurde und sechs Menschen starben; sich selbst bezeichnet Kristof als „an Oregon farm boy who was given a .22 rifle for my 12th birthday“.

Sunday, December 26, 2010

The Angel of the Lord Came upon Them

Anfang Dezember waren wir auf dem furchtbar kalten Weihnachtsmarkt in Birmingham, der ganz säkular als „Winter Market“ deklariert war. Wie auch immer. Jedenfalls waren da erwartungsgemäß viele Landsleute zugange, und ich schnappte den Bruchteil einer Konversation zwischen zwei deutschsprachigen Besucherinnen auf – offenbar waren beide froh, sich wieder einmal in der Muttersprache unterhalten zu können: „Man verlernt sein Deutsch immer mehr“, klagte die eine, „und das Englisch wird derweil nicht besser.“ Was die andere dazu meinte, habe ich nicht mehr mitbekommen, aber mir fällt dieser Ausspruch immer wieder ein.

Sprachkenntnisse sind eine leicht verderbliche Ware, und das schließt die Muttersprache mit ein. Für mich war schon immer klar, dass die fließende Beherrschung von Fremdsprachen zwar hübsch und nützlich ist, aber nicht auf Kosten meiner Erstsprache gehen darf. Deutsch ist mein Kapital, und das möchte ich nicht nur pflegen, sondern nach wie vor vermehren. Wer das nicht tut, riskiert, dass er irgendwann in keiner Sprache mehr zuhause ist: Die Muttersprache ist dann korrumpiert vom Vokabular und von der Syntax der Zweitsprache, die man aber auch nicht perfekt beherrscht. Expat-Eltern kann ich nur empfehlen, dass sie die Deutsch-Kenntnisse ihrer Kinder fördern. Englisch lernen die Sprösslinge sowieso – die Zweisprachigkeit kommt aber nur zustande, wenn man die Muttersprache stützt. Und wenn man sie schätzt.

Erstaunlich finde ich, wenn das Deutsche auch noch von der Enkelgeneration der Einwanderer in Ehren gehalten und sogar gesprochen wird, wie das bei meiner Freundin Christina der Fall ist. „Wir schauen gerade Aschenputtel auf Deutsch an“, sagte sie, als wir an Heiligabend bei ihr eintrafen. Das deutsche Programm kam über einen kanadischen Sender ins Haus, allerdings zeitversetzt. Viel einfacher geht das heute indessen übers Internet; erst kürzlich lernte ich zu meinem Erstaunen, dass sogar der „Tatort“ als Livestream zu haben ist. Das ist typisch: Es gibt so viele deutsche Medienangebote online, dass man schon gar nicht mehr weiß, was man am besten nutzen sollte.

Via Kanada kam an Heiligabend auch die ZDF-Weihnachtsfeier des deutschen Bundespräsidenten ins US-amerikanische Wohnzimmer, inklusive Berliner Symphoniker. Angelika Milster sang, Jan Josef Liefers las eine Weihnachtsgeschichte von Astrid Lindgren, und Christian Wulff las das Weihnachtsevangelium nach Lukas. „Den kann man wirklich nehmen“, sagte mein Mann, und er meinte den Bundespräsidenten. Und mir fiel wieder einmal auf, wie schön dieses Lutherdeutsch ist, wenn es sachgemäß vorgetragen wird. „Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie, und sie fürchteten sich sehr“, las Wulff. „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“

Später hörten wir die Weihnachtsgeschichte auch noch auf Englisch. In der King-James-Bibel lautet Lukas 2, Vers 8 und 9 folgendermaßen: „And, lo, the angel of the Lord came upon them, and the glory of the Lord shone round about them: and they were sore afraid. And the angel said unto them, Fear not: for, behold, I bring you tidings of great joy, which shall be to all people.“

Sorry – kein Vergleich.

Sunday, December 12, 2010

The Summer with Johanna from Germany

„The school year ended and our summer together began. We went swimming, skinny-dipping at night, played tennis and went to the beach, lay in the grass and watched the clouds, took so many pictures. […] There were sleep-overs complete with giggling until 4:00 a.m. and pancakes in the morning, ding-dong ditching people at night under a dark sky full of stars. One day while riding horses me and Johanna agreed that God messed up – we were best friends accidentally placed in separate countries. The days with Johanna were some of the best in my life.“

Meine STUDENTIN Melissa in einem ziemlich poetischen Aufsatz über ihre Freundschaft zur deutschen Austauschschülerin Johanna, die sie in ihrem Seniorjahr in der High School kennenlernte: der Grund, warum sie an der Oakland University Deutsch lernt („I took German my first year of college because I figured it might be cool to be able to speak with her“).