Wednesday, June 21, 2006

Kleine Geschenke

Der Sommer kam mit einem ordentlichen Donnerwetter. Und weil das irgendwie beim Arbeiten störte, verbrachte ich den Nachmittag in der Mall beim Sale. Als ich so viele Klamotten gesehen hatte, dass ich an Kleidervergiftung litt, genehmigte ich mir zur Erfrischung einen Bananenshake bei "Starbucks" - auf Kosten meiner Schüler. An Montagnachmittagen unterrichte ich nämlich deutsche Literatur und gebe mich gelegentlich der Fantasie hin, ich hätte doch Deutschlehrerin werden sollen. Na ja, das hält immer so lange, bis ich wieder einmal ins Lehrerzimmer zum Kopieren muss...

Jedenfalls erhielt ich in der letzten Deutschstunde vor den Ferien zu meiner großen Überraschung eine Geschenktüte, überreicht von zwei meiner besten Schülerinnen. In der Tüte befand sich eine Duftkerze mit "Pear Blossom"-Aroma. Ich hasse Duftkerzen. Wahrscheinlich war das die Rache für die Grass-Lektüre, "Katz und Maus", die irgendwie keiner goutierte. Am Boden der Tüte - das entdeckte ich aber erst zu Hause - fand sich auch noch eine Giftcard. Und auf der waren immerhin 10 Dollar, wie sich heute herausstellte - die haben sich ja richtig in Unkosten gestürzt! Dann kann alles nicht so schlimm gewesen sein.

Hey, that's America! Sogar die Lehrerschaft wird am Ende des Schuljahrs mit einer Giftcard bedacht. Kleine Geschenke erhalten gute Noten. Über das Phänomen der ubiquitären Geschenkkarte hatte ich schon früher geschrieben - an mir persönlich ging der Trend zum "Kartengruß mit Einlage" bisher allerdings vorbei. Dafür kann ich jetzt mit einer Giftcard bei "Starbucks" bezahlen. Zwei Latte sind noch locker drin. Mal sehen, ob mich das im nächsten Schuljahr milder stimmt.

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