Saturday, October 28, 2006

Alles wegen RaDau

Die Stadt Daun in der Vulkaneifel, so erfahre ich bei Wikipedia, ist berühmt für ihre Maare und ihre Mineralquellen. Außerdem befindet sich dort ein Vulkanmuseum sowie eine Lokalredaktion des „Trierischen Volksfreundes“ – jawohl, so kann eine Zeitung heute noch heißen. Was man im Wikipedia-Artikel (noch) nicht erfährt: Die Stadt hat es sogar in ein amerikanisches Schulbuch geschafft, genauer gesagt in ein Deutschbuch. Das verdankt sich allerdings nicht den oben genannten Sehenswürdigkeiten, sondern einem Dauner Schülerradio mit dem schönen Namen RaDau. Und weil die Deutschlehrerin Janet Harris darüber mehr wissen wollte, konnte ihre Klasse an der Farmington High School in Metro Detroit schließlich sogar einen leibhaftigen Dauner begrüßen: Der Anglistikstudent Tobias Reiche, 25, absolvierte vor kurzem ein Praktikum in Farmington.

Ich gebe zu, an diesem Punkt wird die Geschichte ein bisschen kompliziert. Aber Tobias Reiche hat mir den Hergang geduldig erklärt, und vielleicht schaffe ich es sogar, seinen stundenlangen Bericht einigermaßen kurz wiederzugeben. Reiche war nämlich keinesfalls beim Schülerradio mit von der Partie – aber er besuchte das Gymnasium, an dem RaDau gemacht wird: das Thomas-Morus-Gymnasium. In einem mediengeschichtlich frühen Zeitalter, nämlich vor über 18 Jahren, richtete dort eine „Truppe unerschrockener Radiomacher“ ein rudimentäres Tonstudio mit Eierkarton-Schalldämmung ein. So steht es jedenfalls auf der RaDau-Website. Die karge technische Grundausstattung, bestehend aus alten Tonbandgeräten und Kassettenrekordern, konnte „dank Spenden der heimischen Wirtschaft“ offenbar rasch modernisiert werden.

Wie man ebenfalls auf der Website erfährt, standen bald nicht nur Pausensendungen auf dem Programm: „Seit 1994 ist RaDau Mitausrichter der internationalen Jugendmedienwoche.“ In jenem Jahr brachte das Magazin „Juma“ für junge Deutschlernende, das bis vor kurzem auch in Detroiter Deutsch-Klassenzimmern herumlag, einen Bericht über RaDau. Und dieser Artikel diente dann als Grundlage für den Text im US-Lehrbuch „Deutsch aktuell“. Die Zeitschrift „Juma“ wurde übrigens Anfang dieses Jahres eingestellt – RaDau existiert augenscheinlich immer noch. Die Website des Schülerradios wurde allerdings schon lange nicht mehr aktualisiert. Eine der letzten Eintragungen im Gästebuch ist die von Janet Harris am 2. März 2003: „Wissen Sie, dass Radio Daun in einem amerikanischen Lehrbuch für Deutsch als Fremdsprache vorkommt? (…) Meine Schüler würden sich freuen, wenn Sie von sich hören lassen.“

Das Dauner Thomas-Morus-Gymnasium ließ tatsächlich von sich hören, dann kam wieder Post aus Farmington, und im Juli 2004 berichtete sogar der „Trierische Volksfreund“ über „RaDau im US-Lehrbuch“. Es lebe die Medienvielfalt! Den Artikel im Lokalblatt las – nein, nicht Tobias Reiche, der studierte nämlich seit 2002 Anglistik und Politikwissenschaft in Koblenz. Auf Lehramt. Seine Mutter habe den Artikel gefunden, erzählt Reiche, und sie habe auch die Idee gehabt, er könne mit Janet Harris im fernen Farmington Kontakt aufnehmen. Sogar Lokalzeitungen können mitunter eine globale Wirkung entfalten.

Harris lud den Anglistikstudenten schließlich ein, ein Praktikum an ihrer High School zu machen, was Reiche nicht ungelegen kam – er wollte schon lange mal die Verwandtschaft in Amerika besuchen. Das Visum erhielt er allerdings buchstäblich in letzter Minute: an einem Freitagnachmittag kurz vor Dienstschluss des US-Konsulats, 24 Stunden vor dem Abflug. Tobias Reiche zeigt auf einer Deutschlandkarte, wo er herkommt © Cornelia SchaibleVorausgegangen war eine hektische Fahrt im Smart nach Frankfurt, die Tobias Reiche sehr mitreißend schildern kann. Dass der junge Deutsche ein so kleines Auto fährt – und das auf der German autobahn! – darüber konnten sich die Schüler aus Farmington übrigens nicht genug wundern.

Dafür staunt Tobias Reiche, der am 1. August in den USA ankam, immer noch darüber, „wie groß hier alles ist“ – nicht nur die Autos. Vom Fußballfeld der Farmington High School, die 1400 Schüler hat, werden seine Freunde zu Hause sicher noch viel hören. „Das wäre der Traum eines jeden Regionalligisten!“ Was ihm sonst noch aufgefallen ist: „Der total offene Umgang miteinander.“ An der Farmington High School gehe es deutlich unverkrampfter zu als seiner alten Schule, sagt Reiche, der im Moment noch auf Verwandtenbesuch ist und am letzten Oktobertag wieder nach Deutschland zurückfliegt. „Das freundliche und entspannte Miteinander in den Klassen, auch zwischen Schülern und Lehrern, hat mich sehr beeindruckt.“

Thursday, October 19, 2006

Standortbestimmung

Als ich mich einst anschickte, in die USA auszuwandern, reagierten Freunde und Bekannte recht unterschiedlich auf diesen Schritt. Einige bedauerten mich. Andere konnten die Entscheidung nachvollziehen – immerhin arbeitete mein Mann schon in Detroit. Und eine Kollegin gestand mir eines Tages rundheraus, sie beneide mich: „Alles hinter sich lassen und irgendwo noch einmal ganz neu anfangen – das wäre mein Traum!“

Der Umzug in ein anderes Land als Neuanfang: Darauf haben schon viele gehofft. Äußerlich ist zunächst tatsächlich vieles neu: die Wohnung, die Umgebung, die Nachbarn, die Schule der Kinder. Gerade die Frauen, die ihren Ehemann beim Auslandsaufenthalt begleiten, haben alle Hände voll zu tun: Ein kompletter Haushalt muss – bei völlig neuer Versuchsanordnung – wieder zum Laufen gebracht werden. Und der Mann? Der geht einfach in ein anderes Büro. Seine Frau unternimmt derweil lustige Experimente mit amerikanischen Küchengeräten oder lernt, was ein Transformator ist. Zum Glück besitzen die Relocaterinnen ganze Ordner voll mit nützlichen Anleitungen, inklusive einer Umrechnungstabelle für Backofentemperaturen. Meist haben sie auch Hinweise parat, was man wo kriegt. Damit nicht jede Einkaufsfahrt zur Expedition wird. Denn die Familienmitglieder wollen satt werden, nicht Testesser spielen.

Dass Relocationfirmen neben praktischer Alltagshilfe oft noch interkulturelles Training für mitreisende Ehefrauen anbieten, halte ich für ausgesprochen sinnvoll. Das mildert den Kulturschock, erspart so manche frustrierende Erfahrung und hält den Kopf frei für Wichtigeres: Im Idealfall schafft es den nötigen Freiraum, damit die Frauen auch ganz persönlich vom neuen Umfeld profitieren können. Und nicht unversehens wieder in den alten Trott fallen, im schmucken neuen Heim. Denn wir wissen es längst: Ein Umzug über Ländergrenzen bedeutet keinesfalls, dass im Leben alles automatisch anders und besser wird. Und das liegt nicht zuletzt an uns selbst. Egal, wohin wir gehen, unsere persönlichen Eigenschaften und Erfahrungen haben wir immer im Gepäck.

Wenn ich mit deutschen Expat-Frauen hier in Metro Detroit rede, bin ich immer wieder überrascht, wie viel Berufserfahrung und Spezialwissen, wie viel Lebensklugheit und Talent hier versammelt ist. Gleichzeitig bin ich schockiert: Nur ganz selten sind sich diese Frauen nämlich ihrer Fähigkeiten, ihres persönlichen und beruflichen Potenzials bewusst. „Aber das ist doch nichts Besonderes“, höre ich immer wieder. Tiefstapelei – eine typisch weibliche Eigenschaft. Das erinnert mich an meine Zeit als Lokaljournalistin. Ich habe oft über ehrenamtliche Tätigkeiten geschrieben, und nicht selten musste ich meinen Gesprächspartnerinnen aus Kirchengemeinden und Vereinen erst gut zureden, wenn ich am nächsten Tag eine Geschichte in der Zeitung haben wollte.

Die „trailing spouses“ oder „mitausreisenden Ehefrauen“ befinden sich nun allerdings in einer Situation, die das Selbstbewusstsein nicht gerade stärkt: Für den Mann bedeutet die Auslandsentsendung üblicherweise eine Verbesserung in der Position, er steigt also im Status – bei der Frau ist es das genaue Gegenteil, denn sie musste dafür nicht selten ihren Arbeitsplatz kündigen. Kein Wunder, wenn sie sich in der neuen Umgebung nur noch über den berufstätigen Partner definiert. Denn Anerkennung für die eigene Leistung bleibt aus. Außerdem fördert der Auslandsaufenthalt die traditionelle Rollenverteilung: Er geht arbeiten, sie besorgt den Haushalt und kutschiert die Kinder zum Fußball. „Ich bin nur als Anhängsel hier“ – wie oft habe ich das schon gehört!

Aber trotzdem – oder gerade deswegen – bedeutet der Ortswechsel eine einmalige Chance. Da fallen mir immer meine Klamotten ein, die ich vor der Abreise in Koffer und Kisten packte. Als der Container endlich in Detroit ankam und meine geliebten Tweedjäckchen wieder ordentlich im Schrank hingen, wurde ich sehr vergnügt: Klar, das waren immer noch die alten Sachen – aber niemand kannte sie hier! Ich hatte praktisch einen Schrank voll mit neuen Outfits. Ähnlich verhält es sich mit den Bildungsabschlüssen und beruflichen Qualifikationen, die Frauen mitbringen: Im Lichte der neuen Lebensumstände gesehen wirken sie wie neu. Wer weiß, was sich jetzt oder später daraus machen lässt? Man muss nur einmal anfangen, das alles in Ruhe zu sortieren.

Der Auslandsaufenthalt gibt den nötigen Abstand dazu.

Sunday, October 8, 2006

Deutsches in Detroit

Deutsche, die nach Detroit ziehen, staunen oft darüber, wie viele Landsleute sie in der neuen Umgebung treffen. Meistens knüpfen die Neuankömmlinge Kontakte zu Expats, die sich in einer ähnlichen Situation befinden – und so bleiben Mitarbeiter deutscher Firmen auf Auslandseinsatz sowie ihre Familienangehörigen meistens unter sich. Dass es im Großraum Detroit zahlreiche Vereine und Clubs alteingesessener Deutschamerikaner gibt, ist vielen schlichtweg nicht bekannt. Auch die Vielfalt von Geschäften, die ihr Lebensmittelangebot auf den Geschmack deutscher Kunden abgestimmt haben, dürfte nicht allen geläufig sein. Jawohl, man kann in Detroit richtigen Quark kaufen! Und wer deutsche Essiggurken oder eine ganz bestimmte Sorte Gummibärchen zum Überleben braucht, für den ist ebenfalls gesorgt.

Aber wie kommen nun die Spätzle zum Exil-Schwaben? Und wie findet der Gemischte Chor neue Sänger und Sängerinnen? Christina Griesser, die rührige Präsidentin der German Professional Women’s Organisation (GPWA), hatte eine Idee: „Wir müssen die verschiedenen Gruppen einfach einmal zusammenbringen“, schlug sie bei einem Delegiertentreffen des German American Cultural Center (GACC) vor. Der GACC ist der Dachverband von insgesamt 14 in Metro Detroit ansässigen Clubs und Vereinen mit deutschem, österreichischem oder Schweizer Hintergrund.

Zugegeben, es dauerte ein bisschen, bis Christina Griesser für ihr Anliegen genügend begeisterte Mitstreiter fand. Eine German American Networking Fair in der Carpathia-Halle, dem deutsch-amerikanischen Zentrum in Sterling Heights, das gab es schließlich noch nie. Und bei den Hütern deutscher Tradition in Amerika sind so neumodische Aktionen naturgemäß schwer durchzusetzen. Aber die GPWA-Präsidentin schaffte es. Über 50 Anbieter und Clubs kamen heute Nachmittag in die Carpathia – und trotz des schönen Herbstwetters war die Messe ordentlich besucht. Der Carpathia-Club hatte die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt, und der Eintritt war frei. GACC-Präsident Frank Sinz bedauerte nur, dass deswegen keiner die genaue Besucherzahl feststellen konnte: „Nächstes Mal müssen wir unbedingt Tickets ausgeben!“

Auch der deutsche Honorarkonsul Fred Hoffman drehte eine Runde durch die Halle. Jim Stokes, der die Regierung des Bundesstaates im Südosten Michigans vertritt, übermittelte Grüße von Gouverneurin Jennifer Granholm. „2,7 Millionen Menschen mit deutscher Abstammung leben in Michigan“, sagte Stokes. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung also. Das erklärt die große Zahl deutscher Vereine in Detroit, von denen erstaunlich viele bis heute überlebt haben: Zum GACC gehören unter anderem der Detroit Schwaben Unterstützungs-Verein, der GBU/Saxonia Rheingold Gemischter Chor und der Sport Club 1924. Bereits aus den Namen geht hervor, dass es sich um altehrwürdige Institutionen handelt. Und die Mitglieder sind oft nicht mehr die Jüngsten – manche Clubs, etwa die Austrian Society, haben zwar den Nachwuchs integriert, möchten aber auf jeden Fall auch Neuankömmlinge ansprechen.

„Wir haben sonst kaum Gelegenheit, mit den neu zugewanderten Deutschen zu reden“, erklärte Marianne Krenzer, GACC-Vorstandsmitglied und nach eigener Auskunft „seit 49,5 Jahren in den USA“. Nicht nur, dass sich selten Berührungsmöglichkeiten ergeben: „Ich hatte auch das Gefühl, dass wir nicht offen genug sind – und das wollen wir nun ändern.“ Insofern war die Messe sicher ein Erfolg: Viele Leute hätten ihm erzählt, sie seien zum ersten Mal in der Carpathia, freute sich George Schemmel jr. vom GACC, der Christina Griesser bei der Organisation der Networking Fair unterstützt hatte. Und etliche Besucher hatten keine Ahnung, dass es in Detroit eine deutschsprachige Zeitung gibt, berichtete Verleger Knuth Beth. Die „Nordamerikanische Wochenpost“ konnte im vergangenen Jahr 150-jähriges Bestehen feiern.

„Die Leute waren erstaunt, wie viele Angebote es gibt, die auf ein deutschsprachiges Publikum zielen“, sagte Martina Dorn von „The Newcomers Network“. Neben Relocationfirmen gibt es vor allem Immobilienmakler oder Finanzexperten, die sich auf deutsche Kunden spezialisiert haben. Die lieben Kleinen sind bei den German American Kids (GA Kids) gut aufgehoben. Wahrscheinlich naschen sie dort deutsche Schokolade – auch in der Carpathia-Halle war Candy made in Germany heiß begehrt. Neben all den deutschen Lebensmitteln durfte deutscher Wein nicht fehlen. Und das füllt nun wirklich eine Lücke im Angebot, was ebenso US-Kunden interessieren könnte: „Wein ist auch in Amerika ein Kulturgut geworden“, sagte Helga Janz-Wagner, die Erzeugnisse vom Weingut ihrer Eltern anbot und fleißig Proben ausschenkte. Den Zwiebelkuchen dazu hatte sie selbst gebacken. Und welcher Tropfen mundete den Deutschen am besten? „Der Dornfelder“, antwortete ihr Mann.

Unter den Ausstellern waren auch zwei deutschsprachige Kirchengemeinden: „Viele Besucher hatten keine Ahnung, dass es hier sowas gibt", sagte Pfarrer Haiko Behrens von der Gemeinde St. Peter’s in Warren. „Sie waren sehr angetan – vor allem im Hinblick auf Weihnachten.“

Wednesday, October 4, 2006

Sophia Holley Ellis

„Vielleicht ist es ein Weltrekord“, sagt Sophia Ellis. Im Bundesstaat Michigan sei sie jedenfalls bestimmt die dienstälteste Lehrkraft. Die Detroiter Deutschlehrerin, die im Juni in den Ruhestand ging, kann in der Tat auf eine stattliche Anzahl von Dienstjahren zurückblicken: Seit 1950 stand sie im Dienst der Detroit Public Schools, zuletzt an der Martin Luther King High School.

Ganz am Anfang ihrer Laufbahn hatte Sophia Ellis naturwissenschaftliche Fächer unterrichtet, später aber vor allem Deutsch – dieser Sprache galt schon immer ihre ganze Leidenschaft, auch außerhalb des Klassenzimmers. Für ihre Verdienste wurde Ellis gestern bei einem Empfang der deutsch-amerikanischen Handelskammer anlässlich des Tages der Deutschen Einheit vom deutschen Honorarkonsul Fred Hoffmann geehrt.

„In Deutschland haben mich die Leute manchmal gefragt, warum ich so viel Deutsch gelernt habe“, erzählte Sophia Ellis den Gästen beim Empfang im Historischen Museum Detroit. „Und ich sagte dann, ich wollte eine berühmte Wissenschaftlerin werden!“ Darauf habe sie ihr Pate gebracht, hatte sie mir schon früher einmal erklärt: „Er sagte, dass alle großen Wissenschaftler aus Deutschland kommen.“ Wie der Mediziner Robert Koch. Und sie träumte davon: „Ich würde werden wie er.“

Zu diesem Zweck las sie eifrig die Detroiter Abendpost und hörte deutsches Radio. Deutsche Einwanderer waren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die dominierende ethnische Gruppe inSophia Ellis, Barbara Weidendorf und eine Schwarzwälder Kirschtorte © Cornelia Schaible Detroit, und so lernte Ellis die Sprache schon als junges Mädchen. Auch an der High School belegte sie Deutsch als erste Fremdsprache. Und sie setzte sich in den Kopf, auf jeden Fall zu studieren.

Ihren Bachelor-Abschluss machte Ellis 1949. Dann wurde sie Lehrerin für Biologie – „ich musste einfach Geld verdienen“. Ihre Deutsch-Studien betrieb sie nebenher weiter. 1964 absolvierte sie in Ann Arbor an der University of Michigan noch ihren Master in deutscher Sprache und Literatur, als einzige schwarze US-Amerikanerin in jenem Jahr. Ihren Traum, einmal nach Deutschland zu reisen, hatte sie sich schon Jahre vorher erfüllt: Im Sommer 1955 arbeitete Ellis erstmals bei einem Freiwilligen-Projekt mit und half dabei, einen Bunker in einen Kirchenraum umzubauen. Die Bunkerkirche St. Sakrament in Düsseldorf-Heerdt ist heute ein Baudenkmal. Zur deutschen Gastfamilie von damals hält Sophia Ellis bis heute Kontakt.

Für ihre Bemühungen um die deutsch-amerikanischen Beziehungen erhielt Ellis 1995 das Bundesverdienstkreuz. Und erst jüngst wurde sie in Washington vom National Council for International Visitors mit dem „Educator of the Year Award“ ausgezeichnet. „Insgesamt hat sie in diesem Jahr schon acht Auszeichnungen bekommen“, staunte Honorkonsul Hoffman beim Handelskammer-Empfang. Verabschiedungs-Partys gab es noch ein paar mehr: Besonders zünftig feierte der Deutschlehrer-Stammtisch im „Rathskeller Dakota Inn“ – mit einer prächtigen Schwarzwälder Kirschtorte zum Dessert (siehe Bild oben).

Ein ausgedehnter Aufenthalt in Deutschland – am besten ein ganzes Jahr – gehört zu Ellis‘ Plänen für den Ruhestand. Außerdem will sie ihre endlich ihre Doktorarbeit in Angriff nehmen. Sophia Ellis: „Hoffentlich werde ich fertig, bevor ich 98 bin.“

Mehr über Sophia Ellis: Fremdsprache als Freiraum