Schiffsfriedhöfe?
Wenn ich bei Heimatbesuchen erzähle, dass auf dem Grund der Großen Seen unzählige Schiffswracks liegen, mag mir das keiner so recht abnehmen. "Warum gehen da Schiffe unter?", fragte mein Bruder ungläubig. Das war allerdings vor seinem ersten Besuch in Michigan. Inzwischen hat er schon selbst einmal im Michigansee geplanscht und weiß, dass dieses Binnengewässer ungefähr so aussieht wie ein Meer. An schönen Tagen. An stürmischen Herbsttagen hingegen erinnern Lake Michigan, Lake Huron und Lake Superior noch mehr an Ozeane. Und wie gefährlich die Schifffahrt auf diesen Seen sein kann, zeigt schon die große Anzahl der Leuchttürme an ihren Ufern. Im Jahr 1913 zerstörte ein einziger Novembersturm 19 Schiffe auf den Großen Seen, ungefähr ebenso viele strandeten.
In der Thunder Bay, nicht weit von Alpena, sollen allein 200 Schiffswracks auf dem Grund des Lake Huron liegen - das Thunder Bay National Marine Sanctuary zieht Taucher und Unterwasser-Archäologen gleichermaßen an. Als noch tückischer für die Schifffahrt gilt der Lake Superior: Selten hat mich in Michigan etwas so beeindruckt wie das Great Lakes Shipwreck Museum auf der Upper Peninsula, am Whitefish Point.
Von Whitefish Point aus sieht man oft Frachter, die meist Kohle oder Eisenerz transportieren. Beinahe in Sichtweite dieser Landzunge, die weit in den Lake Superior hineinragt, ging am 10. November 1975 die Edmund Fitzgerald unter. Die gesamte Besatzung, 29 Mann, verlor an jenem stürmischen Novembertag vor 32 Jahren ihr Leben. Diese letzte große Schiffskatastrophe auf den Großen Seen ist im Museum eindrücklich dokumentiert; dort ist auch die erst im Jahr 1994 geborgene Schiffsglocke ausgestellt.
Hier gibt's ein Video über den Untergang der Edmund Fitzgerald, unterlegt mit der Ballade des kanadischen Liedermachers Gordon Lightfoot:
The Wreck of the Edmund Fitzgerald edited by Joseph Fulton
Nachtrag vom 11. Juni 2008:
Mehr zum Thema steht jetzt auf suite101: Das Wrack der Edmund Fitzgerald