Kürzlich trafen wir bei einem Waldspaziergang einen Kollegen meines Mannes und dessen Verlobte. Beide waren über diese Begegnung nicht ganz glücklich, das war ihnen deutlich anzusehen. Mir war auch sofort klar, warum: Aus der Anoraktasche der jungen Frau hing ein blaues Einkaufsnetz. Hier zu Lande benutzt man das eher nicht zum Einkaufen. „Irgendwelche Morcheln gefunden?“, fragte mein Mann unschuldig. Da lachten die beiden nur. „Maybe! Maybe!“ Wie kann man auch nur so dumm fragen.
Wir verlangsamten dann unseren Schritt, wie sich das gehört – Pilzsammlern, die man kennt, spioniert man nicht hinterher. Sie kamen bald schon wieder zurück, mit leeren Händen. Aber er kenne noch andere Stellen, sagte der Pilzfreund zuversichtlich. Und tatsächlich: Zwei Tage später brachte mein Mann ein Tütchen mit Morcheln nach Hause. Der Kollege war fündig geworden und hatte auch an uns gedacht. Es schmeckte köstlich.
Am Wochenende darauf drehten wir unsere übliche 10-Kilometer-Runde im Stony Creek Metro Park. Der Weg für Fußgänger und Radfahrer führt dort durch Wiesen und kleine Waldstücke, und die Parkstraße ist meistens in Sichtweite. Als wir ungefähr die Hälfte geschafft hatten, hielt nicht weit von uns am Straßenrand ein Auto, um jemand aussteigen zu lassen. Es handelte sich um einen Mann mit Strohhut, der einen mit Löchern versehenen Plastikeimer in der Hand trug und zielstrebig in Richtung Wald marschierte. „Nichts wie hinterher!“, sagte ich.
Wir betraten das Wäldchen in einiger Entfernung von der Stelle, wo der konspirative Sammler im Unterholz verschwunden war. Das war gut so, denn nachdem ich das Dickicht am Waldrand hinter mir gelassen hatte und ein paar Schritte im modrigen Laubwald gegangen war, stand ich schon vor der ersten Morchel. Sie fand sich unter einem alten Apfelbaum – wo heute Buche und Ahorn wachsen, war früher einmal Farmland. Einen besseren Standort gibt es nicht. Es war auch nicht die einzige; der Pilzfund reichte immerhin für ein Abendessen.
Man müsste wirklich noch mehr Pilzstellen haben.