Sunday, March 23, 2008

Spitze Flosse

Bei unserem Osterspaziergang am Ozean schaue ich den braunen Pelikanen beim Jagen zu: Sie stürzen senkrecht aus dem blauen Himmel ins Wasser, den langen Schnabel voran, und schon ist die Beute eingesackt. Sieht ziemlich einfach aus. Im Gegensatz zu den Regenpfeifern, die den ganzen Tag am Strand entlangflitzen und hin und wieder in den Sand picken, müssen Pelikane nur wenig Zeit zur Nahrungsbeschaffung aufwenden. So haben sie genug Muße, stundenlang aufBrauner Pelikan (Pelecanus occidentalis) © Cornelia Schaible einem Pier zu sitzen und den Anglern zuzusehen. Oder für die Fotografen zu posieren.

Plötzlich bemerke ich weiter draußen im Wasser noch etwas anderes: eine dunkle, spitze Rückenflosse. Nein, nicht eine – viele. Dann springt etwas ziemlich Stromlinienförmiges über die Wellen. Und gleich noch einmal. Schwupps! Ein munteres Völkchen tummelt sich da. Aber was genau?

Wir fragen einen Angler, der gemeinsam mit Sohn und Enkel darauf wartet, dass endlich etwas anbeißt. Offenbar konzentriert er sich dabei auf kleinere Fische – er hat jedenfalls nichts gesehen. Sein Enkel läuft Slalom um die Angelruten, die im Sand stecken. Was da draußen schwimmen könnte? „Delfine. Oder Haie“, sagt der Alte mit dem wettergegerbten Gesicht. „Kürzlich lagen zwei Haie hier am Strand.“

Haie?

Weiter vorne am Beach planschen fröhlich Kinder im Wasser. Andererseits: Warum sollte es hier am Golf von Mexiko keine Haie geben? „Yes, they are in the water“, steht in meinem Reiseführer. „At any given time there are a dozen or more just offshore, but for the most part they will leave you alone. To avoid being bitten, stay out of the water if there is a strong scent of fish oil in the air, which means that fish are already being eaten and you may be bitten by mistake.” Oder vielleicht haben sie auch Lust auf ein Dessert?

Nach gründlicher Konsultation meines “Field Guide to Florida” beschließe ich allerdings, dass wir Delfine gesehen haben. Sie tummeln sich offenbar gerne im flachen Wasser, und dass sie so mir nichts dir nichts über die Wellen springen, ist bekannt. Haie sehen anders aus, silbern mit seitlichem Kühlergrill. Ihre Rückenflosse ist zudem dreieckig, nicht sichelförmig.

Falls es einmal auffällig nach Fischöl riechen sollte, bin ich jedenfalls gewarnt.