Bei einer Feierstunde im Lake Erie Metropark am vergangenen Samstag zelebrierten ehemalige Schiffsbauer den Stapellauf der Edmund Fitzgerald vor 50 Jahren. Tatsächlich war der Launch der "Queen of the Lakes" ein gutes Stück weiter flussaufwärts in River Rouge, aber die Werft existiert heute nicht mehr.
Zum Vergnügen der übrigen, meist viel jüngeren Anwesenden erzählten die Zeitzeugen von kleinen Pannen, die den großen Tag begleitet hatten: Erst hatten die Werftarbeiter Mühe, die blockierenden Keile wegzuhauen. Und als dann das Schiff endlich ins Wasser rutschte, verursachte das eine Riesenwelle, und vor allem die Zuschauer auf der Ehrentribüne wurden gründlich nass. Das Publikum lauschte diesen Anekdoten gespannt – das war ganz im Sinne von Roscoe Clark, der die Veranstaltung organisiert hatte.
Clark, der in Michigan lebt, erforscht seit Jahren das Schicksal der Edmund Fitzgerald. Weil der Frachter aber für gewöhnlich nur mit seinem tragischen Ende in Verbindung gebracht wird, wollte er für einmal die Geschichte des Schiffes von einer anderen Seite beleuchten. „Noch nie hat jemand die harte Arbeit der Schiffsbauer gewürdigt", sagte er. Und für die Arbeiter bedeutete die Fitzgerald eben mehr als das Gedenken an ihre letzte Reise. Das Spezialbräu mit dem sturmumtosten Frachter auf dem Etikett, das Clark als Souvenir aushändigte, erinnerte allerdings schon daran. Das dunkle Porter der Great Lakes Brewing Co. ist übrigens nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut.
Den Untergang der Edmund Fitzgerald bei der Feierlichkeit gänzlich auszublenden, war sicher auch nicht das Ziel der Veranstaltung. So war auf dem Gelände ein 1974 Dodge Challenger zu sehen, der dem 20-jährigen Crewmitglied Bruce Lee Hudson gehört hatte. Hudson arbeitete als Deckhelfer auf der Fitz. Vor der Abschlussfahrt der Saison 1975 hatte er sein Auto im Hafen von Toledo abgestellt: Der Frachter sollte ins Winterdock nach Cleveland, und dann wollte der junge Mann den Challenger abholen und gemeinsam mit einem Kumpel nach Kalifornien fahren.
Bruce Lee Hudson kam nie nach Kalifornien. Nach dem Untergang der Fitzgerald im Lake Superior, bei dem die gesamte 29-köpfige Besatzung umkam, bewahrte seine Familie den Wagen 20 Jahre lang im Originalzustand auf. Heute befindet sich der Challenger in Privatbesitz; das Auto ist gelegentlich bei Classic Car Shows zu sehen.
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