Tuesday, June 17, 2008

Detroit, Barack City

History in the Making“ stand auf dem T-Shirt eines jungen Mannes in der langen Schlange vor der Joe-Louis-Arena in Detroit, in der drei Stunden später Barack Obama sprechen sollte.

Wenn das Geschichtemachen nur nicht so lange dauern würde.

Mir persönlich ging es gestern viel zu langsam. Und auch mein Mann war einfach nur noch schlecht gelaunt, als wir eine kleine Ewigkeit später aus der Halle kamen. Nachdem wir stundenlang auf klebrigen roten Klappsitzen ausgeharrt hatten – offenbar war der Eishockey-Cup-Sieg der Red Wings mit viel Bier begossen worden. Nachdem sich unsere Sitznachbarn durch diverse Schachteln Pizza gefuttert hatten. Nachdem wir uns über die Zeile „DETROIT BARACK CITY“ auf dem Monitor gefreut hatten. Nachdem irgendwann ein angeblich sehr berühmter Chor gesungen hatte. Nachdem wir der Nationalhymne gelauscht hatten, vorgetragen von einer mir unbekannten Sängerin. Nachdem der Pistons-Basketballer Chauncey Billups zum Wählen aufgerufen hatte. Nachdem Gouverneurin Jennifer Granholm, „mad as hell“ auf Bush, das 100-Meilen-pro-Gallone-Auto versprochen hatte, selbstverständlich made in Michigan. Nachdem Al Gore, erst seit gestern als Obama-Unterstützer unterwegs, auch noch etwas gemeint hatte.

Al Gore. Ich hatte ihn noch nie zuvor leibhaftig gesehen, und merkwürdigerweise nahm ich ihm gestern seine Niederlage gegen Bush übel. Seine Anwesenheit machte in erster Linie bewusst: Barack Obama muss das Ding erst noch gewinnen.

Nachdem Obama gesprochen hatte, wünschte ich mir vor allem eines: Dass ich nie mehr die Slogans „We need change“ und „Yes, we can“ zu hören brauche. Keine Missverständnisse: Ich traue Obama zu, dass er in diesem Land grundsätzliche Änderungen auf den Weg bringen kann. Aber es wäre schön, wenn er damit schon einmal anfangen könnte.

Wir haben Bush ausgesessen. Siebeneinhalb Jahre lang. Aber so langsam verlieren wir die Geduld. Werden kribbelig. Noch einmal sechs Monate! Und dazu Wahlkampf. Fast wünscht man sich, es wäre schon November. Und dabei hat der Sommer offiziell noch nicht einmal angefangen.