Gestern hatte ich ein Live-Gespräch mit der Volkshochschule Offenburg. Angekündigt wurde die Veranstaltung im "Offenburger Tageblatt" (und anderen Medien) mit einem Interview, das ich hier auszugsweise wiedergebe:
Frau Schaible, Sie leben an den Großen Seen. Da haben sich in der Vergangenheit viele deutsche Auswanderer angesiedelt. Spürt man den deutschen Einfluss noch?
Manchmal wünscht man sich seinen deutschen Akzent natürlich weg. Aber dank meines Akzents bekomme ich viele schöne Geschichten deutschstämmiger Michiganer zu hören. Nach offiziellen Angaben hat jeder vierte Einwohner des Bundesstaates deutsche Vorfahren. Sobald ich den Mund aufmache, klickt bei denen etwas. Und dann erzählen sie mir von ihrem deutschen Großvater oder ihrer Großmutter, die einst in die Staaten auswanderten, um ihr Glück zu machen.
Werden Sie als Deutsche oft nach Ihrer Meinung zu den Kandidaten gefragt?
Politische Diskussionen sind etwa bei Partys tabu – deshalb werde ich gerade als Deutsche – unter vier Augen – oft nach meiner Meinung zur politischen Situation in den USA gefragt, weniger nach den Kandidaten selbst.(...)
Wie ist die Situation in Detroit?
Die Metropolregion Detroit, das wirtschaftliche Zentrum des Bundesstaates Michigan, zeichnet sich durch drei charakteristische Merkmale aus: die ums Überleben kämpfende Autoindustrie, starke Gewerkschaften und eine überwiegend von Afroamerikanern bewohnte Innenstadt. Das spricht alles für die Demokraten. Tatsächlich hat Michigan, derzeit regiert von der Demokratin Jennifer Granholm, in allen Präsidentschaftswahlen nach 1988 demokratisch gewählt. Zu Großveranstaltungen mit Barack Obama in Detroit und in der Hauptstadt Lansing kamen jeweils zwischen 15.000 und 30.000 Leute, und zwar aus allen Schichten der Bevölkerung. Die Events des Republikaners John McCain zogen deutlich weniger Publikum an.
Derzeit liegt Obama vorne. Glauben Sie noch an Überraschungen?
Ich denke, dass diese Wahl auch ganz anders als gedacht und prognostiziert ausgehen kann. Umfragen sind überhaupt mit Vorsicht zu genießen – die Bevölkerung in den einzelnen Bundesstaaten wählt den Präsidenten ja nicht direkt, sondern sie bestimmt die Wahlmänner. Und zwar geht das nach dem "The-winner-takes-it-all"-Prinzip: Die einfache Mehrheit entscheidet, und dann stellt die siegreiche Partei alle Wahlmänner des jeweiligen Staates. Die Stimmen für den Gegenkandidaten fallen schlichtweg unter den Tisch. Der Demokrat Al Gore erhielt mehr Wählerstimmen als George W. Bush – und wurde trotzdem nicht Präsident. Und nicht vergessen: Vor vier Jahren wurde George W. Bush im Amt bestätigt. Das sagt auch schon einiges aus. […]