Schon in meinem ersten Jahr in den USA ist mir aufgefallen, in welchem Maße Amerikaner den Herbst zelebrieren – ganz im Gegensatz zum Frühling. Gerade in Michigan kommt das Frühjahr immer spät, in den Gärten ist noch nichts zu sehen, und auch Ostern spielt keine große Rolle. Der Herbst indessen ist eine klar umrissene Jahreszeit mit kalendarischen Eckpunkten, die in Thanksgiving kulminiert. Natürlich gibt es auch den Rummel um Halloween, aber der spielt in den Prospekten der Supermärkte eine weitaus wichtigere Rolle als im wirklichen Leben. Wobei gerade Pumpkins mehr als nur Material für Kürbisgeister sind: Wenn die Maskengesichter längst auf dem Kompost gelandet sind, bäckt man immer noch Pumpkin Pies.
Mehr zum Thema auf suite101: Wie Amerikaner den Herbst zelebrieren
Saturday, October 31, 2009
Wednesday, October 21, 2009
Happy Birthday, Guggenheim!
50 Jahre alt und kein bisschen von gestern: Das Guggenheim-Museum ist sicher das ungewöhnlichste Gebäude in Manhattan – und heutzutage gewiss eine bedeutendere Ikone als das Empire State Building (auf dem Foto rechts unten zu sehen). An Wolkenkratzer hat man sich inzwischen gewöhnt. Ein Bauwerk, das (jedenfalls aus amerikanischer Sicht) ein bisschen aussieht wie eine umgedrehte Hochzeitstorte, ist auch nach einem halben Jahrhundert ganz klar eine Sensation. Frank Lloyd Wright gelang mit dem Guggenheim ein Geniestreich.
Die Spirale von oben nach unten zu durchlaufen ist ein fantastisches Raumerlebnis, das einem mittels (absichtlich aufgebauter) Absperrungen allerdings etwas vergällt wird. Als wir Anfang August dort waren, machten wir das gleich zwei Mal hintereinander. Und dabei wurde vor allem eines klar: Bilder stören in einem solchen Bauwerk nur. Das Museum ist das Kunstwerk.
Der Architekt erlebte die Eröffnung allerdings nicht mehr: Wright starb am 9. April 1959.
Die Spirale von oben nach unten zu durchlaufen ist ein fantastisches Raumerlebnis, das einem mittels (absichtlich aufgebauter) Absperrungen allerdings etwas vergällt wird. Als wir Anfang August dort waren, machten wir das gleich zwei Mal hintereinander. Und dabei wurde vor allem eines klar: Bilder stören in einem solchen Bauwerk nur. Das Museum ist das Kunstwerk.
Der Architekt erlebte die Eröffnung allerdings nicht mehr: Wright starb am 9. April 1959.
Friday, October 16, 2009
Kinder und Politik
Meine Familie verachtete Willi Brandt. Ich glaube, man kann das so sagen. Er war ein Sozi, ein uneheliches Kind und ein WerweißwaserimKrieggemachthat. Und dazu lebte er „unter falschem Namen“.
Ich war damals noch ein Kind und wunderte mich über diese Tiraden, denn eigentlich sah er gar nicht unsympathisch aus. Das Wort gab es damals noch nicht, aber heute würde ich sagen: Willy Brandt besaß einen hohen Cool-Faktor, der anderen Politikern entschieden abging. Und als Jugendliche begann ich, mich für die Zusammenhänge zu interessieren. Zwar wurde ich nicht wirklich politisch aktiv, aber als ich meiner Mutter erzählte, ich sei bei der Bürgersprechstunde unserer Bundestagsabgeordneten Herta Däubler-Gmelin in der Tübinger Neckarhalde gewesen, war es an ihr, sich zu wundern. Wie Deutschland mit seinen Emigranten umging, lernte ich dann im Germanistikstudium.
Willy Brandt wurde mein Held.
(In die SPD bin ich aber doch nicht eingetreten, denn irgendwann war ich bei einer Versammlung mit Oskar Lafontaine in Mössingen, und dann sangen sie „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“. Also das mit dem Singen, das ging gar nicht.)
Es wird spannend sein zu sehen, wie Kinder und Jugendliche die politische Stimmung von heute verarbeiten. So etwas prägt. Als Barack Obama gestern in New Orleans war, fragte ihn ein Viertklässler mit großem Ernst: „Why do people hate you?“
Gute Frage.
Obama gab darauf eine sehr diplomatische Antwort, von der Art: „Das gehört zur Jobbeschreibung.“
Der kleine schwarze Junge wird indessen nie vergessen, wie cool er den Präsidenten fand. Was immer die Erwachsenen dazu meinten.
Ich war damals noch ein Kind und wunderte mich über diese Tiraden, denn eigentlich sah er gar nicht unsympathisch aus. Das Wort gab es damals noch nicht, aber heute würde ich sagen: Willy Brandt besaß einen hohen Cool-Faktor, der anderen Politikern entschieden abging. Und als Jugendliche begann ich, mich für die Zusammenhänge zu interessieren. Zwar wurde ich nicht wirklich politisch aktiv, aber als ich meiner Mutter erzählte, ich sei bei der Bürgersprechstunde unserer Bundestagsabgeordneten Herta Däubler-Gmelin in der Tübinger Neckarhalde gewesen, war es an ihr, sich zu wundern. Wie Deutschland mit seinen Emigranten umging, lernte ich dann im Germanistikstudium.
Willy Brandt wurde mein Held.
(In die SPD bin ich aber doch nicht eingetreten, denn irgendwann war ich bei einer Versammlung mit Oskar Lafontaine in Mössingen, und dann sangen sie „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“. Also das mit dem Singen, das ging gar nicht.)
Es wird spannend sein zu sehen, wie Kinder und Jugendliche die politische Stimmung von heute verarbeiten. So etwas prägt. Als Barack Obama gestern in New Orleans war, fragte ihn ein Viertklässler mit großem Ernst: „Why do people hate you?“
Gute Frage.
Obama gab darauf eine sehr diplomatische Antwort, von der Art: „Das gehört zur Jobbeschreibung.“
Der kleine schwarze Junge wird indessen nie vergessen, wie cool er den Präsidenten fand. Was immer die Erwachsenen dazu meinten.
Tuesday, October 13, 2009
Nobel genug
Da gibt es also diesen (relativ) neuen Kolumnisten bei der „New York Times“, ein Milchgesicht mit wasserblauen Augen namens Ross Douthat, der sich für konservativ hält und daher meint, mit großkotzigen Bemerkungen über den Präsidenten etwas werden zu können. „Heckuva Job, Barack“, titelte er gestern. Gemeint war, dass Barack Obama eine historische Chance vertan hat: nämlich die, mit einem Schlag seine Präsidentschaft von der unerträglichen Last der hohen Erwartungen zu befreien – indem er den Friedensnobelpreis einfach ablehnt. Damit hätte er sich dann endgültig als amerikanischer Präsident etabliert. Schluss mit dem „europäischen Humbug“!
Nun hat Obama andere Sorgen, und die Auszeichnung war wahrscheinlich so willkommen wie Zahnweh. Ein paar demütige Worte und dann zur Tagesordnung übergehen, das war mit Sicherheit das Beste, was ihm dazu einfallen konnte.
Dass sich Republikaner ständig darüber aufregen, dass Europäer eine Menge für den amerikanischen Präsidenten übrig haben, ist auch eine merkwürdige Fußnote der Geschichte. Und eine solche Auszeichnung mit denselben Worten zu kommentieren, die Bush einst für den unfähigen Katastrophen-Einsatzleiter in New Orleans übrig hatte, ist schlicht peinlich.
Wäre es nicht geradezu ein Zeichen von unerhörter Überheblichkeit, eine solche Auszeichnung abzulehnen? Das hatten Kollegen mit etwas mehr Durchblick schon am Freitag gemeint. Bei anderen Leute persönliche Größe einzufordern, sollte man sich als Zeitungsjournalist jedenfalls gut überlegen: „Mr. Douthat, President Obama (not Barack“ to you) has every right to accept the Nobel award“, meinte ein Leser in der Kommentarspalte der Online-Version des Artikels. Und ein anderer schrieb: „You could have turned down the NY Times offer as a regular columnist. You could have admitted you were too young, too inexperienced and ultimately unworthy yet of carrying on in William Safire's old role as a dedicated right wing voice in the left leaning Grey Lady. But low and behold you took the role Douthat, so you could subject us to your predictable, short sighted, right wing talking points […].“
Nun hat Obama andere Sorgen, und die Auszeichnung war wahrscheinlich so willkommen wie Zahnweh. Ein paar demütige Worte und dann zur Tagesordnung übergehen, das war mit Sicherheit das Beste, was ihm dazu einfallen konnte.
Dass sich Republikaner ständig darüber aufregen, dass Europäer eine Menge für den amerikanischen Präsidenten übrig haben, ist auch eine merkwürdige Fußnote der Geschichte. Und eine solche Auszeichnung mit denselben Worten zu kommentieren, die Bush einst für den unfähigen Katastrophen-Einsatzleiter in New Orleans übrig hatte, ist schlicht peinlich.
Wäre es nicht geradezu ein Zeichen von unerhörter Überheblichkeit, eine solche Auszeichnung abzulehnen? Das hatten Kollegen mit etwas mehr Durchblick schon am Freitag gemeint. Bei anderen Leute persönliche Größe einzufordern, sollte man sich als Zeitungsjournalist jedenfalls gut überlegen: „Mr. Douthat, President Obama (not Barack“ to you) has every right to accept the Nobel award“, meinte ein Leser in der Kommentarspalte der Online-Version des Artikels. Und ein anderer schrieb: „You could have turned down the NY Times offer as a regular columnist. You could have admitted you were too young, too inexperienced and ultimately unworthy yet of carrying on in William Safire's old role as a dedicated right wing voice in the left leaning Grey Lady. But low and behold you took the role Douthat, so you could subject us to your predictable, short sighted, right wing talking points […].“
Monday, October 5, 2009
Tokio Hotel war noch nie in Tokio
„Wir waren leider immer noch nicht in Tokio! Aber wir lieben die Stadt, auch ohne dort gewesen zu sein. Als Kids haben wir immer davon geträumt, eines Tages in Tokio zu sein. Irgendwie will man sich den Traum aber auch nicht erfüllen. Dann ist er ja ausgeträumt, und das will ich mir lieber noch aufheben.“
TOM KAULITZ, Gitarrist von Tokio Hotel, in einem Interview von "Spiegel Online" auf die Frage, ob die im Jahr 2001 gegründete Band inzwischen einmal in Tokio war – genau das wollte ich schon lange wissen. Über die Antwort musste ich mich allerdings doch ein wenig wundern.
TOM KAULITZ, Gitarrist von Tokio Hotel, in einem Interview von "Spiegel Online" auf die Frage, ob die im Jahr 2001 gegründete Band inzwischen einmal in Tokio war – genau das wollte ich schon lange wissen. Über die Antwort musste ich mich allerdings doch ein wenig wundern.
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