Tuesday, October 13, 2009

Nobel genug

Da gibt es also diesen (relativ) neuen Kolumnisten bei der „New York Times“, ein Milchgesicht mit wasserblauen Augen namens Ross Douthat, der sich für konservativ hält und daher meint, mit großkotzigen Bemerkungen über den Präsidenten etwas werden zu können. „Heckuva Job, Barack“, titelte er gestern. Gemeint war, dass Barack Obama eine historische Chance vertan hat: nämlich die, mit einem Schlag seine Präsidentschaft von der unerträglichen Last der hohen Erwartungen zu befreien – indem er den Friedensnobelpreis einfach ablehnt. Damit hätte er sich dann endgültig als amerikanischer Präsident etabliert. Schluss mit dem „europäischen Humbug“!

Nun hat Obama andere Sorgen, und die Auszeichnung war wahrscheinlich so willkommen wie Zahnweh. Ein paar demütige Worte und dann zur Tagesordnung übergehen, das war mit Sicherheit das Beste, was ihm dazu einfallen konnte.

Dass sich Republikaner ständig darüber aufregen, dass Europäer eine Menge für den amerikanischen Präsidenten übrig haben, ist auch eine merkwürdige Fußnote der Geschichte. Und eine solche Auszeichnung mit denselben Worten zu kommentieren, die Bush einst für den unfähigen Katastrophen-Einsatzleiter in New Orleans übrig hatte, ist schlicht peinlich.

Wäre es nicht geradezu ein Zeichen von unerhörter Überheblichkeit, eine solche Auszeichnung abzulehnen? Das hatten Kollegen mit etwas mehr Durchblick schon am Freitag gemeint. Bei anderen Leute persönliche Größe einzufordern, sollte man sich als Zeitungsjournalist jedenfalls gut überlegen: „Mr. Douthat, President Obama (not Barack“ to you) has every right to accept the Nobel award“, meinte ein Leser in der Kommentarspalte der Online-Version des Artikels. Und ein anderer schrieb: „You could have turned down the NY Times offer as a regular columnist. You could have admitted you were too young, too inexperienced and ultimately unworthy yet of carrying on in William Safire's old role as a dedicated right wing voice in the left leaning Grey Lady. But low and behold you took the role Douthat, so you could subject us to your predictable, short sighted, right wing talking points […].“