Monday, May 19, 2008

Morchelfest

Es hängt alles vom richtigen Baum ab. Deshalb sollte, wer auf der Jagd nach Pilzen ist, erst einmal einen Blick nach oben riskieren, bevor er unten sucht. Allerdings war ich bei Morcheln auch mit dieser Strategie nie so richtig erfolgreich, muss ich zugeben. "Die sind wirklich schwierig",White Morel (Morchella deliciosa) © Franz Gingl sagte mein Mann, nachdem ich auf mehrere Exemplare um uns herum gezeigt hatte, die ihm einfach nicht aufgefallen waren – Morcheln tarnen sich sehr erfolgreich. Am Ende hatten wir immerhin sieben Stück, die ganze Hutparade rechts auf dem Bild. Und wo das war? In einem Zitterpappel-Wäldchen im Gebiet der Sleeping Bear Dunes. Mehr verrate ich nicht.

Wir aßen die Morcheln dann schlicht in Butter gebraten – und am Ende wischten wir noch die Pfanne mit einem Stück Weißbrot aus. Damit nichts vom herrlichen Morchelaroma verloren ginge. Dazu tranken wir einen frühlingshaft duftenden Weißwein von Mr. Ciccone. Der hat nicht zufällig den gleichen Nachnamen wie Madonna: Es handelt sich um ihren Vater. Seitdem Tony Ciccone im Ruhestand ist, macht er Wein in Leelanau. An seinem Pinot Noir muss er allerdings noch ein bisschen arbeiten. Aber vielleicht eignen sich die sandigen Böden Up North einfach nicht für Pinot Noir.

Dafür wächst auf besagten Sandböden ein ganz hervorragender Spargel. Auch dieses grünes Gemüse hatten wir von unserem Wochenendtrip an den Sleeping Bear mitgebracht, und zwar ebenfalls in der freien Natur eingesammelt, an der Böschung einer wenig befahrenen Straße. Ich wollte einen blühenden Kirschenhain fotografieren, und dabei war mir ein dürrer Strauch ganz entschieden im Weg. Ich rupfte ihn aus und bemerkte, das ein Spargel daneben stand. Der Strauch war die Spargelpflanze vom Vorjahr. Es war nicht die einzige; wir ernteten fast ein Pfund. Was für eine liebliche Landschaft, wo Morchelhüte aus dem Laub spitzen und Spargelstangen am Weg stehen!