Woran erkennt man den grünen Oberbürgermeister einer schwäbischen Universitätsstadt beim Besuch in der grünen Sister City?
Klar, am grünen Schlips und grünen Hemd. Umgekehrt hat es die Partnerstadt deutlich schwerer, ihre umweltfreundliche Ausrichtung zu demonstrieren – ein paar Bäume am Straßenrand genügen da nicht. Nicht einmal im Frühling. Auf den ersten Blick sehe Ann Arbor aus wie jede andere US-amerikanische Stadt, meinte Boris Palmer, seit Januar 2007 Tübinger OB: „Viele SUVs und breite Straßen.“
Trotzdem, so sagen die Besucher aus Tübingen, wollen sie von Ann Arbor lernen. Am gestrigen Pfingstsonntagabend gab es einen Empfang für die 26-köpfige Delegation in der Malletts Creek Branch Library. Schönes Wetter hatten die Besucher nicht mitgebracht. Es goss wie aus Kübeln, als die ersten Gäste eintrafen. Und zwischen Bücherregalen fielen sich gute alte Bekannte in die Arme. Es sei ihr eine besondere Freude, Leute zu begrüßen, die sie in Tübingen kennengelernt habe, sagte Josie Parker, die Leiterin der District Library von Ann Arbor. Vor drei Jahren, als die Städte das 40-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft feierten, war zuletzt eine offizielle Delegation hüben und drüben.
Er wisse sehr wohl, dass die Menschen heute vielerorts Vorbehalte gegenüber Amerika hätten, sagte John Hieftje, der Bürgermeister von Ann Arbor. Allerdings, so stellte er klar, seien nur 28 Prozent der eigenen Bevölkerung einverstanden mit dem Kurs, den das Land eingeschlagen habe – „und in der Stadt Ann Arbor sind es höchstens 10 Prozent“. Hieftje: „Es gibt viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen unseren Städten als Unterschiede.“ Ob es auch vergleichbare Ansätze in umweltpolitischen Belangen gibt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Bei den Straßenlampen kann die Partnerstadt jedenfalls als leuchtendes Vorbild dienen: In der Downtown von A2 werden seit vergangenem Jahr bei Straßenlaternen und Verkehrssignalen energieeffiziente LED-Lampen eingesetzt. Das sei einmalig in den USA , war darüber in der Lokalpresse zu lesen. Auch nachhaltige Raum- und Stadtplanung wird in dieser Woche mehrfach Thema sein. Hieftje wird bei einer Bustour den „Grünen Gürtel“ vorführen, mit dem Ann Arbor gegen Zersiedelung vorgeht, und Palmer spricht über Tübinger Projekte – mit Sicherheit stellt er die neue Klimaschutzkampagne der Stadt vor.
Die heißt allerdings: „Tübingen macht blau.“