Für BMW-Entwicklungschef Burkhard Göschel ist Wasserstoff der ideale Kraftstoff. Und zwar ganz unabhängig davon, wann die Brennstoffzelle Serienreife erlangt - der bayerische Autokonzern setzt auf Motoren, die Wasserstoff direkt verbrennen. "Wir glauben an die Zukunft des Verbrennungsmotors", versicherte mir Prof. Göschel bei einem Interview im Frühjahr vergangenen Jahres.
Der erste BMW, der Wasserstoff tankt, wird eine Limousine der 7er-Baueihe sein; angeblich ist es in zwei Jahren soweit. "Es wird allerdings ein bivalentes Fahrzeug sein, das mit Wasserstoff und Benzin betrieben wird - aus Gründen der Verfügbarkeit", erklärte Göschel. "Die Bivalenz hilft uns in der Übergangsphase, so lange die Infrastruktur noch nicht ausreichend verfügbar ist."
Vor einem Jahr gab es gerade mal zwei Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland, da ist es schon praktisch, wenn ein Fahrzeug auch Benzin tanken kann. Heute sind es angeblich ein halbes Dutzend, was die Situation nur unwesentlich verbessert. Außerdem hat sich gerade herausgestellt, dass die vollständige Umstellung der Verkehrsinfrastruktur auf Wasserstoff schon im kleinen Island knapp 2,5 Milliarden Euro kosten würde. Wer soll das aufbringen? "Wir haben ja einen langen Weg vorgezeichnet, und der endet in der Wasserstofftechnologie - da bleiben wir dabei", sagte Göschel.
Vielleicht ist der Weg ein bisschen zu lang. Offenbar hat man das auch bei BMW erkannt - sonst hätte das Unternehmen nicht auf die energiesparende Hybrid-Technologie umgeschwenkt. "Hybridfahrzeuge bieten nur in bestimmten Segmenten besondere Verbrauchsvorteile, die sehr stark auf den Testbereich zugeschnitten sind. Das kann aber nicht unser Ziel sein", sagte Göschel damals beim Gespräch. "Unsere Lösungen sind keine Kompromisse, wie es letztlich die derzeitigen so genannten Hybride auf dem Markt sind."
Letztlich hat BMW wohl keine andere Möglichkeit gesehen, als diesen Kompromiss einzugehen und die "so genannten Hybride" zumindest für den US-Markt in Angriff zu nehmen. Anfang September 2005 schloss sich BMW der bereits bestehenden Hybrid-Allianz von GM und DaimlerChrysler an: "Die drei globalen Automobilhersteller kooperieren, um konsequent ihr Know-how zu bündeln, effizient und schnell die Entwicklung der Hybridantriebe der Zukunft voranzutreiben", hieß es in der Presseerklärung.
Das gemeinsame "GM, DaimlerChrysler and BMW Hybrid Development Center" mit Sitz in Troy, einer Detroiter Vorstadt, beschert den hiesigen Relocating-Firmen derzeit Hochkonjunktur - weit über 100 Ingenieure sind bereits für DCX gekommen, um am Projekt zu arbeiten. BMW sorgt dafür, dass der Umzugs-Boom noch eine Weile anhält. Der bayerische Konzern will bis zu 70 Mitarbeiter samt Familien zum Auslandseinsatz über den Teich schicken.
Aber was immer da gemeinsam gewerkelt und gebündelt wird: "Ich kann Ihnen versichern, dass jedes BMW-Hybridfahrzeug ein echter BMW sein wird", sagte Burkhard Göschel gestern beim SAE-Empfang der deutsch-amerikanischen Handelskammer im Detroit Athletic Club. BMW-Fahrer können also beruhigt sein - an einem künftigen Hybridantrieb ist nichts, ähem, GM. Die drei Unternehmen werden die gemeinsam entwickelten Komponenten den eigenen Marken und Fahrzeugkonzepten anpassen.
Vielleicht sollten sie sich damit ein bisschen beeilen. Als ich vom SAE-Empfang nach Hause fuhr, ging es im Radio gerade um die Verlosung eines Ford Escape Hybrid. "Now it's easy being green", singt Kermit, der Frosch, in der Ford-Werbung.