Auf einem Satellitenbild ist der Bundesstaat Michigan ebenso einfach zu erkennen wie auf der USA-Karte, die über meinem Schreibtisch hängt – das sind die beiden Landzungen, die von den drei größten der Großen Seen eingefasst werden. Jeder Michigander ist mächtig stolz darauf, dass sein Heimatstaat die längste Küstenlinie nach Alaska hat. Vielleicht hätte man genauer nachmessen sollen, dann wäre sie noch länger.
Die besondere geografische Lage bringt auch sonst allerhand Merkwürdigkeiten mit sich: Die Upper Peninsula von Michigan grenzt an Wisconsin, die Lower Peninsula an Indiana und Ohio. Untereinander sind die Obere und Untere Halbinsel nur durch eine Brücke verbunden, die Mackinac Bridge. Damit ist über das Verhältnis der jeweiligen Bewohner schon alles gesagt. Erschwerend hinzu kommt: Wer von unten nach oben will oder umgekehrt, muss Brückenzoll entrichten. Wenn man geschickt misst, nämlich zwischen den beiden Verankerungspunkten, ist Mighty Mac übrigens die drittlängste Hängebrücke der Welt.
Von knapp 10 Millionen Michigandern wohnen gerade mal etwas mehr als 300.000 auf der Upper Peninsula. Im Sommer bevölkern zusätzlich ein paar Urlauber die U.P., plus eine unbekannte Anzahl Moskitos. Vielleicht liegt es an den letzteren, dass sich der Touristen-Ansturm trotz großartiger Landschaftsbilder – Prädikat „wildromantisch“ – ziemlich in Grenzen hält. Aufgegebene Motels gehören zum Landschaftsbild. In vielen Gegenden riskiert der Reisende eher, einem Bär zu begegnen als einem anderen Touristen. Nach den Ferien sind die Yoopers, wie sich die Bewohner der U.P. nennen, ohnehin wieder weitgehend unter sich. Sie sind auch zweifellos ein bisschen eigen. „Jetzt leben wir schon seit mehr als 30 Jahren hier oben – und gelten noch immer noch als Flatlander“, sagt Pat Long, die gemeinsam mit ihrem Mann Bob das „Downtowner Motel“ in Houghton betreibt.
Im Gegensatz zur Lower Peninsula, die höchstens ein paar sandige Hügel aufweisen kann, gibt es auf der U.P. schroffe Felsen und Geländerücken, die im Westen sogar an Berge erinnern – das sind die Porcupine Mountains, kurz „Porkies“ genannt. Wer dort wandern will, muss die U.P. allerdings sehr mögen. Laut Mapquest beträgt die reine Fahrzeit von Detroit nach Ontonagon am Rand des Naturparks 9 Stunden und 35 Minuten.
Say ya to da U.P., eh!