Erstaunlich, was die Leute so alles auf meine Seite bringt - ich meine die Suchbegriffe, die sie eintippen. Auch das wäre einmal einen Beitrag wert, vor allem die Spitzenreiter. Stichwort: belegte Seele. Hätte ich bekanntlich auch gern eine. Und das war ein Tübinger! Warum ging der nicht einfach zum Bäcker um die Ecke?
Heute beehrte schon jemand MOTOWN BLUES, der sich offenbar zum Thema "Detroit - Aussprache" so seine Gedanken machte. Das lobe ich mir. Denn immer wieder begegnen mir Deutsche, die auch nach Jahren in Michigan noch nicht wissen, wie man Detroit richtig ausspricht. Es heißt nämlich nicht DEEEtroit, jedenfalls normalerweise nicht, höchstens beim Basketball, wenn die Pistons drüben im Palace spielen, aber die haben jetzt ohnehin Sommerpause. Außerhalb des Basketball-Stadions liegt die Betonung auf der zweiten Silbe: DeTROIT. Ich hatte nie Mühe, mir das einzuprägen, schließlich brüllte es Eminem oft genug von der Bühne - D-TROIT! Das war beim Konzert im Ford Field, am 13. Juli 2003. Damals war ich erst seit ein paar Tagen in Motown. Wie die Zeit vergeht.
Am liebsten unterhalte ich mich mit meiner französischen Freundin Brigitte über die Stadt - Détroit [de'trwa], das hört sich doch gleich ganz anders an. Nie würde ein Franzose oder eine Französin dieses klangvolle Wort à l'anglaise aussprechen. "Aber wieso - das war doch keine französische Stadt", meinte eine Bekannte, der ich davon erzählte. Nun, so kann man sich täuschen.
Knapp 306 Jahre ist es jetzt her: Am 22. Juli 1701 erreichten die Kanus von Antoine de la Mothe Cadillac, von Montreal kommend, den Beginn der Gewässerenge zwischen Lake Huron und Erie, le détroit genannt. Am nächsten Tag ruderte Cadillac mit seinen Mannen den Lake St. Clair hinunter, dann an Belle Isle vorbei und an der Stelle, wo heute die Ambassador Bridge USA und Kanada verbindet. Erst am Tag darauf entdeckten sie, wieder stromaufwärts paddelnd, das nette Plätzchen an der Biegung des Flusses, wo die Detroiter heutzutage Feste feiern. "Voilà Détroit!" rief Cadillac, hoch erfreut. Und dabei blieb es.
Leider konnten die Engländer und Amerikaner, die irgendwann ins Spiel kamen, den Namen der Stadt nicht richtig aussprechen. Bois Blanc, eine der Inseln im Detroit River, verballhornen die Einheimischen gar zu "Boblo", wie ich erst kürzlich lernte. Aber immerhin haben sie den Anreisetag von Cadillac nicht vergessen: In einem Monat, am 22. Juli, wird wieder gefeiert. Auch das lange vernachlässigte Ufer, an dem die ganze Geschichte begann, kommt wieder zu Ehren: Heute beginnen die Detroit International River Days, eine sechstägige Sause. Salut!