Wer Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, hat in Metro Detroit genug zu tun – jedenfalls im Bereich der Erwachsenenbildung. Viele Unternehmen vermitteln ihren Ingenieuren und Managern Deutschkurse im Betrieb, das spart Zeit und setzt die Mitarbeiter ein Stück weit unter Erfolgszwang. Mehr als 300 deutsche Unternehmen haben ein Werk oder eine Niederlassung in Südostmichigan, und so gehören Deutschkenntnisse einfach zum guten Ton. Und zum Geschäft.
Der Bedarf an Deutschkursen für Erwachsene im Raum Detroit wird künftig sicher noch wachsen: An den High Schools der Metropole wird nämlich immer seltener Deutsch angeboten. An der King High School in Detroit etwa ließ man den Deutschunterricht auslaufen, in der Vorstadt West Bloomfield können Schüler demnächst kein Deutsch mehr lernen, und an der Seaholm High School in Birmingham ging die Deutschlehrerin weg und wurde nicht dauerhaft ersetzt. Von den drei High Schools in Farmington wird demnächst nur noch eine Schule die Sprache anbieten: die Farmington High School, wo Janet Harris Deutsch unterrichtet.
Obwohl ihre eigene Stelle zumindest im Moment nicht bedroht sei, fühle sie sich trotzdem von den Kürzungen betroffen, sagt Janet Harris: „Ich habe fast neun Jahre lang im Bezirk Deutsch unterrichtet, und ich habe so fleißig gearbeitet, um das Programm aufzubauen.“ Die Schülerzahl sei mit der Zeit stetig gewachsen, obwohl Deutsch immer mit Französisch und Spanisch konkurrieren musste – und diese beiden Sprachen werden in Farmington im Gegensatz zu Deutsch bereits in der Middle School angeboten. Deswegen sei es nun eine große Enttäuschung für sie, dass die Deutsch-Lehrkraft der beiden anderen High Schools eingespart werde – wer dort trotzdem Deutsch lernen möchte, soll künftig pendeln. Eine wenig attraktive Alternative.
„Es heißt, es bestehe nicht genug Interesse“, erklärt Janet Harris. „Aber das stimmt nicht: Die Nachfrage für Deutsch ist sogar gestiegen!“ Woher kommt dann diese ablehnende Haltung gegen Deutsch-Programme an High Schools, obwohl das Erlernen mindestens einer Fremdsprache in Michigan für jede/n Schüler/in in vier Jahren Pflicht sein soll? Laut Harris überwiegt immer noch die Vorstellung, dass Deutsch unmäßig schwer sei. „Doch das ist einfach absurd“, sagt die Deutschlehrerin, die ursprünglich aus England stammt und in Bath sowie in Freiburg studiert hat. Sie wisse auch gar nicht, woher dieses Missverständnis komme – wahrscheinlich von schlecht beratenen Entscheidungsträgern, die selbst keine Fremdsprache sprechen.
Sicher gebe es einige grammatische Schwierigkeiten im Deutschen, sagt die Lehrerin, in der die Sprache von Goethe und Schiller eine starke Fürsprecherin gefunden hat. „Aber jede Sprache ist auf ihre Weise schwierig.“ Und für die Anfängerstufe spiele die Grammatik ohnehin keine große Rolle – die Aussprache des Deutschen ist bekanntlich schnell und einfach zu lernen. „Außerdem steht das Englische dem Deutschen sehr viel näher als dem Französischen oder Spanischen“, wirbt Harris. Obwohl Spanisch heute in den USA sehr wichtig ist, gibt es für sie trotzdem einen wichtigen Grund, eher Deutsch zu lernen: „Wenn eine Firma jemanden einstellen möchte, der Spanisch kann, sucht man nach einem native speaker.“
Nicht nur in Michigan, wo Deutschland der wichtigste ausländische Investor ist, gibt es gute Gründe, dem Wirtschaftspartner auch sprachlich entgegenzukommen. US-Niederlassungen deutscher Firmen beschäftigen gut eine Million Amerikaner. Umgekehrt sind 2000 US-Unternehmen in deutschsprachigen Ländern geschäftlich tätig. Und so wird vielen Amerikaner erst bewusst, dass sie Deutsch können sollten, wenn sie ins Berufsleben eintreten. Was Johnny nicht lernt, lernt John immer mehr.