Was in Deutschland passiert, halten die US-Medien nur selten für berichtenswert. Neuerdings schicken sie aber so viele Journalisten nach Berlin wie seit den Tagen des Mauerfalls nicht mehr. Nein, die gehen nicht ins Regierungsviertel – die machen einen Besuch im Zoo. Das EU-Jubiläum? Zum Gähnen. Mit Cuddly Knut ist das schon etwas anderes: Seit Tierschützer dem Berliner Eisbärenbaby am liebsten das Fell über die Ohren gezogen hätten, weil es nicht artgerecht gehalten wird, hat Germany einen neuen Sympathieträger. Und das ist Knut so!
Sogar auf die Titelseite der „New York Times“ hat es der kleine Eisbär geschafft. CNN zeigte mehrfach zu bester Sendezeit, wie Knut vergnügt durchs Gehege purzelt. Das sei aber auch das süßeste Eisbärjunge, das man sich vorstellen können, schwärmte eine Sprecherin. Noch viel niedlicher als die in freier Wildbahn, die sie auf dem „Discovery Channel“ gesehen habe. Nun, die Eisbären am Nordpol haben auf alle Fälle weniger Spielzeug. Und so freut sich die ganze Welt, wenn Knut seinen Fußball zerbeißt, eine Klobürste apportiert oder sich in seiner Schmusedecke verheddert.
Knut ist immer bestens gelaunt. Knut darf aber auch alles. Die Kinder auf der anderen Seite des Zaunes, die gewiss nicht alle artgerecht gehalten werden, gucken da immer ganz neidisch: Knut kann sein weißes Plüschfell nach Herzenslust im Sand eindrecken. Ja, so lieben wir die wilden Tiere: Knuddelig, waschbar und mit Milchzähnen. Knutchen scheint rundum glücklich in seiner kleinen Welt, die er mit großer Neugierde erkundet. Wahrscheinlich wären wir auch gerne wie Knut. Denn Knut ist gut.
Dummerweise werden kleine Eisbären ziemlich schnell groß. So ist zu befürchten, dass sich sogar so ein tapsiger Wonneproppen wie Knut irgendwann zum Problembären auswächst. Aber schließlich heißt er nicht Bruno. Er lebt auch nicht in Bayern, sondern in Berlin. Und Berlin ist, wie wir alle wissen, zwar arm, aber… bärig. Im Übrigen sollte man nicht so pessimistisch sein. Alles wird Knut.