Deutschland ist der wichtigste ausländische Investor in Michigan. Insofern kann es nicht schaden, wenn die Gouverneurin die Vertreter deutscher Unternehmen ein wenig bauchpinselt. Und so eilte Jennifer Granholm gestern trotz Staatshaushaltskrise von Lansing nach Bloomfield Hills, um beim Frühjahrsempfang der deutschamerikanischen Handelskammer (GACC Michigan) das Grußwort zu sprechen.
6 Milliarden Dollar hätten europäische Unternehmen in jüngster Zeit in Michigan investiert, sagte die Gouverneurin; der überwiegende Anteil davon kam aus Deutschland. In welchem Zeitraum genau? In viereinhalb Jahren, erklärten mir Vertreter der Handelskammer nach der Rede, als Granholm bereits wieder auf der Fahrt zurück in die Kapitale war. Also in der Amtszeit der Gouverneurin. Insgesamt beschäftigen deutsche Firmen in Michigan 170.000 Menschen, lobte Granholm. Nach Angaben der Staatsregierung gibt es mehr als 300 Niederlassungen deutscher Unternehmen in Michigan.
Wenn erst einmal die Trennung von Daimler und Chrysler vollzogen ist, werden die Zahlen gewiss anders aussehen. Aber diese massive Änderung in der Unternehmenslandschaft von Michigan erwähnte die Gouverneurin mit keinem Wort, ebensowenig wie die Massenentlassungen der einheimischen Autoindustrie. In gewohnt optimistischer Manier begrüßte sie stattdessen den Strukturwandel, der die Wirtschaft des Bundesstaates derzeit gewaltig beutelt: „This is Michigan’s moment to build something new." Dass es sich dabei um eine ziemliche Herausforderung handelt, gab sie immerhin zu. Für einige Heiterkeit im Publikum sorgte schließlich das Eingeständnis: „Greatness is a terrible thing to waste."
Die Zeit der rauchenden Schlote sei eben vorbei, so Granholm weiter; nun müsse man sich ganz auf Forschung und Entwicklung konzentrieren: In Südost-Michigan gibt es ihren Angaben zufolge bereits 330 R&D facilities. Das dürften aber gerne noch mehr werden, und so appellierte Granholm an die deutschen Firmenvertreter: „You are our spokespeople. You are Michiganians by choice!"
Wahrscheinlich erzählt sie das bei Gelegenheit auch den hiesigen Japanern. Das neue Toyota Tech Center bei Ann Arbor schafft 400 Arbeitsplätze.
Offizielle Website der Handelskammer: German American Chamber of Commerce of Michigan