Es soll Menschen geben, die bloggen, weil es sie zum Schreiben drängt. Weil sie der Welt ihr Innerstes mitteilen wollen. Oder auch bloß ein Kochrezept. Sie legen ein Blog an, um ihre Lyrik oder Prosa unters Volk zu bringen, berichten ihrer daheimgebliebenen Fangemeinde von einem Auslandsaufenthalt oder posten Fotos mit schiefem Horizont. Es gibt Newsblogs, Fachblogs und Fanblogs. Manche Blogger bloggen aber ganz offensichtlich nur um des Bloggens willen.
Dabei lassen sich grob folgende Typen unterscheiden:
Der Heimwerker. Sein Bloghäuschen ist und bleibt eine Baustelle. Kaum haben sich die Leser an Fonts und Farben gewöhnt, braucht er schon wieder einen Tapetenwechsel. Wieviel Fotos verträgt ein Layout? Na, ziemlich viele. Ein transparentes Hintergrundbild muss schon sein, und die Seitenwände sind auch hübsch gekachelt. Das Ganze braucht dann zwar dreieinhalb Minuten lang zum Laden, aber was soll’s. Der nächste Relaunch ist schon geplant.
Der Sprachspieler. Er ist der Meister der ausgetretenen Metapher. Sein Blog über, sagen wir, Lokalpolitik nennt sich „Schrebergarten“, das Headerbild zeigt eine Schubkarre, und das Archiv firmiert unter „Kompostieranlage“. Statt einer Blogroll steht da „Über den Zaun geguckt“, und klar doch, Kommentare gibt’s „querbeet“. Damit nicht alles gar so ländlich grünt und blüht, steht irgendwo noch „Smell the Roses“. Ansonsten zeigt der Obergärtner den Wichte(l)n im Rathaus, was eine Harke ist.
Der Quelltexter. Blogeinträge liest er nie, stattdessen studiert er Stylesheets. Und kann nur den Kopf schütteln über den Murks, der ihm allerorten begegnet. Auf Blog-Foren ist er regelmäßig zugange, um den HTML-Analpheten auf die Sprünge zu helfen, die alle naslang leichtfertig ihr Layout zerschießen. „Da sollte mal ein Profi ran“, schreibt er dann. Oder: „Dazu musst du das ganze Stylesheet ändern, und dafür solltest du schon etwas mehr CSS können. Warum wählst du nicht einfach ein fertiges Layout, das diese Eigenschaften schon mitbringt?“
Der Bloggologe. Dass es sich beim Weblog um das selbstbezüglichste Medium aller Zeiten handelt, ist nicht neu. Aber wenn man sich Blog-Hitlisten anguckt, staunt man doch immer wieder. Worüber bloggt die Mehrzahl? Logisch, übers Bloggen und die Blogosphäre. Übers Web 2.0, über Traffic, Blog-Werbung, Tag-Clouds, Feeds, Trackbacks, Plugins und Widgets. Oder über aktuelle Abmahnungen. Der eine oder andere ist auch so nett und erklärt dem Rest der Welt, was das eigentlich alles soll.
Die Buchmarke. Wozu Inhalte pflegen? Hauptsache, unter jedem nichtssagenden Artikel stehen die Buttons von mindestens einem Dutzend Bookmark-Dienste zur Auswahl. Sieht so herrlich professionell aus.
Anmerkung: Die Beispiele sind völlig frei erfunden. Sollte es tatsächlich Blogs geben, die irgendwelche Ähnlichkeiten mit den oben genannten aufweisen, dann heißt das nur: Die Realität kann mit meiner Fantasie durchaus mithalten.