Monday, December 10, 2007

Weihnachts-Marathon

In diesem Jahr war ich bei zwei Weihnachtsfeiern – beide waren im November. Mein Vorschlag, die Christmas-Partys etwas mehr in zeitlicher Nähe zu Weihnachten zu feiern, fand kein Gehör. Im Dezember hätten die Leute für so etwas keine Zeit, hieß es. Wie bitte?

Dabei ist die amerikanische Vorweihnachtszeit sowieso schon deutlich länger als in Deutschland, wo der Countdown mithilfe von vier Kerzen gezählt wird. Der Truthahn ist noch nicht einmal richtig verdaut, dann wird schon zur Schnäppchenjagd geblasen – am Black Friday nach Thanksgiving ist offizieller Startschuss für den Shopping-Marathon.

Aber Santa Claus ist manchmal sogar noch früher unterwegs. Aus irgendeinem Grund waren wir am Mittwoch vor Thanksgiving in der Mall. Dort trafen wir nicht nur auf unendlich viele frisch eingestellte Saisonkräfte, die aufgeregt von einem Bein aufs andere hüpften, sondern auch auf kleine Mädchen in Prinzesskleidern sowie Jungs mit frisch gezogenem Seitenscheitel. Die lieben Kleinen wurden von ihren Eltern zum Fototermin mit Santa geschleppt. Falls das jüngste Geschwisterchen dann anfing zu brüllen und die Porträtsitzung insgesamt ein Desaster wurde, bestand so früh in der Saison immerhin eine realistische Chance, das Ganze zu wiederholen. Und trotzdem die Weihnachtskarten rechtzeitig fertig zu kriegen.

Selbst der Christkindlmarket in Chicago beginnt eine Woche früher als sein Vorbild in Nürnberg. Und lange bevor es dann endlich Weihnachten wird, hat man genug von Lichterglanz und Plastiktannengrün und Glöckchengebimmel. Es ist ein Gefühl, als hätte man zu viele Plätzchen gegessen. Als wäre das Fest schon vorbei.

Die Weihnachtslieder sind jedenfalls bereits verklungen: Die Historic Trinity Church in Detroit zelebrierte ihren deutschsprachigen Weihnachtsgottesdienst gestern, also am zweiten Adventssonntag – mit Lesung der Weihnachtsgeschichte, „Stille Nacht“ und allem Drum und Dran. Nach dem Ende der Feier gab der Hausherr, Pastor David Eberhard, allen Gottesdienstbesuchern die Hand und wünschte: „Merry Christmas!“

Danke, Herr Pfarrer. Aber erst in zwei Wochen.