Die Frage „Who Killed the Electric Car?” des gleichnamigen Dokumentarfilms aus dem Jahr 2006 fand nie eine zufriedenstellende Antwort: Die unheilige Allianz zwischen der Ölindustrie und den Autokonzernen – wie der Film suggeriert – war sicher einer der Hauptgründe; mangelndes Verbraucherinteresse, wie GM behauptete, mag aber auch eine Rolle gespielt haben. Für EV-1 war die Zeit einfach noch nicht reif. Aber es war schon seltsam, dass eine Firma aus Profitstreben ihr eigenes Produkt kannibalisiert – jedenfalls wurde das in der Öffentlichkeit so wahrgenommen. Und GM-Vize Bob Lutz erhielt E-Mails mit dem frommen Wunsch, er möge in der Hölle schmoren.
Vielleicht gab ihm das tatsächlich zu denken, denn was Elektroautos angeht, hat sich Lutz vom Saulus zum Paulus gewandelt. Wenn er vor zwei Jahren nicht den Volt als Plug-in-Hybrid auf den Weg gebracht hätte, würde heute die Autoshow in Detroit anders aussehen. Was den Volt von EV-1 unterscheidet? Erstens ist der Volt nicht niedlich – kein Hello-Kitty-Wägelchen, sondern ein Auto mit aggressivem Design. Alles andere hat in Amerika keine Chance; vor 100 Jahren konnte sich das Electric Car schon einmal nicht durchsetzen, weil es als Damenauto wahrgenommen wurde. Den Volt soll es auch nur mit elektrischem Antrieb geben, nicht als Variante zu einer herkömmlichen Benzinkutsche – der Hersteller muss ohne Wenn und Aber selbst von der neuen Technik überzeugt sein. Das hat Toyota beim Hybridfahrzeug Prius schon richtig gemacht.
Der Volt soll Ende 2010 beim Autohändler stehen – und plötzlich gibt auch die Konkurrenz Gas: Chrysler hat am Sonntag gleich fünf Elektrokonzepte vorgestellt, von denen mindestens ein Fahrzeug ebenfalls bis Ende nächsten Jahres auf den Markt kommen sollen. Ford will mit dem Zulieferer Magna ein Elektroauto bauen. Und dann gibt es noch die Start-ups Tesla und Fisker, die überhaupt nichts anderes im Sinn haben, als Stromer zu produzieren, und zwar in Form ausgewachsener Sportwagen. Nichts für Sissies. Der Blue Zero von Daimler, im Design der neuen B-Klasse, ist ebenfalls alles andere als schnuckelig. Diese Nische besetzt schon der Elektro-Smart.
Die NAIAS 2009 macht jedenfalls klar: Elektroautos sind längst kein PR-Gag mehr. In der Extended-Range-Version mit einem kleinen Benzinmotor als Stromerzeuger sind sie ein idealer Übergang zu alternativen Antriebsformen, denn damit braucht man auch die Tankstellen noch. Jedenfalls vorläufig.
Chris Paine, der Regisseur von „Who Killed the Electric Car?” plant übrigens eine Fortsetzung. Der Titel: „Who Saved the Electric Car?” Bob Lutz soll auch darin vorkommen.
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