In der Ferne zieht ein Gewitter über dem Lake Huron auf. Ab und zu blitzt es. Das Wasser schimmert in einem grünlichen Grau, und der Wind frischt ein wenig auf. Aber die Wellen rollen weiterhin gemächlich ans Ufer, und über der Bucht von Port Crescent scheint die Sonne. Der Schatten einer Möwe gleitet übers Dünengras. Nur das Rauschen der Wellen ist zu hören, es schluckt jeden Lärm. Ein Sonntagnachmittag am Strand: Die Zeit steht still.
Es soll Deutsche geben, die im Sommer nach Florida fahren. Dafür sieht man in der warmen Jahreszeit jede Menge Autokennzeichen mit der Aufschrift „www.myflorida.com“ in Michigan. An die Strände von Port Austin zieht es indessen vor allem Einheimische, wie sich auf dem Parkplatz des nahen State Parks zeigt. Das hat verschiedene Gründe: An den „Daumen“ der fäustlingsförmigen unteren Halbinsel Michigans führt keine Autobahn. Und die paar Sandhügel am Lake Huron können den Riesendünen am Michigan nun wirklich keine Konkurrenz machen. Außerdem finden Touristen im beschaulichen Port Austin zwar Unterkunft und Verpflegung, aber weit und breit keine Shoppingmeile.
Die bescheidene touristische Infrastruktur sorgt immerhin dafür, dass die Beschaulichkeit erhalten bleibt. Und die meisten Besucher konzentrieren sich ohnehin auf den Strand. Denn das ist der große Vorteil der Strände an der Daumenspitze: Sie sind für einen Tagesausflug ideal. Kein anderer ernst zu nehmender Beach ist von Metro Detroit aus so einfach zu erreichen; von Troy nach Port Austin sind es laut Mapquest 120 Meilen.
Die Fahrzeit ist allerdings etwas zu optimistisch angegeben – drei Stunden muss man schon rechnen. Aber es ist eine gemütliche Fahrt übers flache Land, vorbei an Maisfeldern und Dairy Farmen. Dafür braucht es nicht einmal eine Karte: Die M-53, also Van Dyke Road, führt direkt von Detroit nach Port Austin. In Richtung Norden, und immer schön geradeaus.
Der Albert E. Sleeper State Park, etwas westlich von Port Austin bei Caseville gelegen, hat ebenfalls einen ganz passablen Strand. Und wer nach einem Nachmittag am Beach hungrig geworden ist, kann auch erst nach dem Dinner wieder heimfahren: „The Farm Restaurant“ und „The Bank 1884“ sind über die Region hinaus bekannt. Das renommierte Restaurant im historischen „Garfield Inn“, wo einst ein Präsident Hausgast war, ist derzeit allerdings geschlossen. Es finden sich aber auch schlichtere Etablissments, die unter anderem Fisch aus dem Lake Huron auftischen.
Für ein Dessert ist noch auf der Rückfahrt Zeit: In Bad Axe gibt’s eine „Dairy Queen“. Direkt an der M-53.