Es kommen doch noch gute Nachrichten aus Michigan – wenigstens für Ford-Fans (falls es so etwas gibt). Wenn ich am Bildschirm die Schlagzeilen der Detroiter Zeitungen lese, schmeckt mir für gewöhnlich der Frühstückskaffee nicht mehr – und das liegt weniger am Kaffee. Berichte über Massenentlassungen und die chronische Finanznot des Bundesstaates sorgen nicht gerade für gute Laune. In solchen Zeiten bauen einen schon Kleinigkeiten auf. Etwa, dass Ford den Modellnamen „Taurus“ wiederbeleben will. Na, ist das etwa nichts?
CEO Alan Mullaly kündigte vergangene Woche an, die Ford Motor Company werde den Ford Five Hundred in Taurus umbenennen. Damit soll ein für Käufer bislang wenig attraktives Auto einen vertrauten Namen bekommen. Vor allem aber erinnert der Taurus an bessere Zeiten bei Ford: Das Modell war lange Zeit ein amerikanischer Bestseller. Als der Taurus 1986 auf den Markt kam, galt er sowohl optisch als auch technisch als kleine Sensation. Die aerodynamische Form des Wagens prägte das Stilempfinden einer ganzen Epoche.
Mit jeder Modellgeneration verlor der Taurus jedoch an Eleganz, und am Ende war daraus ein Langweiler geworden. Zuletzt war er überhaupt nur noch für Flottenkunden erhältlich – ein Auto für die Billigrate bei Hertz. Ende Oktober 2006 lief der letzte vom Band. Was die Komödiantin Amy Poehler zum Nachruf bewegte: „After 21 years and sales of nearly 7 million cars, Ford has announced that it will no longer make the Taurus, forcing many thirtysomethings to find a new way to show the world they’ve given up on their dreams.“
Die Verbraucher scheinen dem Autohersteller die Entscheidung nie verziehen zu haben, und sie kauften immer weniger Fahrzeuge mit dem blauen Oval. Dass Menschen an Markennamen hängen, ist indessen nichts Neues – als das deutsche „Raider“ aus Gründen einer globalen Markenstrategie 1991 zu „Twix“ wurde, vergrätzte das eine ganze Generation von Schokoriegel-Essern. Und dass die „Zonenkinder“ auf ewig Puffreis und „Leninschweiß“ (einer roten Limonade) nachtrauern, kann man im Buch von Jana Hensel nachlesen.
Warum Ford den Taurus letztlich aus dem Verkehr zog, hat noch einen anderen Grund: Alle neuen Modellnamen in der PKW-Sparte sollten künftig mit dem Buchstaben „F“ beginnen – wie der Focus, der Freestar, der Fusion und so Ford. Dass der Taurus eine Lücke hinterlassen würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Aber die Verbraucher würden wahrscheinlich auch aufheulen, wenn plötzlich Wonderbread oder Fanta vom Markt verschwänden. Auf Produktentzug reagiert der Konsument nicht selten mit narzisstischer Kränkung.