Bis vor kurzem gingen viele noch von einer eingebauten republikanischen Mehrheit in diesem Lande aus. Ich muss gestehen, dass ich dazu gehörte.
Die Republikaner würden notfalls auch eine gebackene Kartoffel wählen, las ich ein paar Wochen vor den Wahlen in einem liberalen Blogforum. Schnurzegal wer der Kandidat (oder die Kandidatin) ist – die rechte Mehrheit wird schon irgendwie für den Wahlsieg sorgen.
Nun hat sich allerdings herausgestellt, dass die Marke McCain höchstens in Form von tiefgekühlten Kartoffelstäbchen ins Weiße Haus einzieht (falls die Obamas so etwas essen). Beim nebenstehenden Billboard, gesehen an der Woodward Avenue in Detroit, handelt es sich nämlich mitnichten um übrig gebliebene Wahlwerbung – da hat sich nur die kanadische Frittenfirma McCain ein Späßchen gemacht. Wäre einmal interessant zu wissen, wie viele Autofahrer darauf hereingefallen sind. Schon vor vielen Monaten wunderte man sich in Bloggerkreisen, warum das Logo des republikanischen Präsidentschaftskandidaten so pommesmäßig daherkam: Das ging wohl voll ins Kartoffel-Auge. Die Frittenleute lachten sich ins Fäustchen, färbten ihre Tüten patriotisch blau und blieben ansonsten konsequent beim Thema. Wahlzeit!
Es gab in Downtown Detroit allerdings auch wenig Werbe-Konkurrenz vom gleichnamigen Kandidaten. Wozu auch – dass McCain in der überwiegend von Afroamerikanern bewohnten City of Detroit keine Chance hat, war schon lange klar. Die Überraschung ist vielmehr, dass er in der ganzen Metropole nicht viel ausrichten konnte: Barack Obama siegte auch in den Suburbs. Und das galt nicht nur für die Metropole Detroit: Obama, the Metropolitan Candidate.
Nach der Wahl fiel mir wieder ein, dass ich das alles schon einmal gelesen hatte: Ein Schreiber in der „Washington Post“ hatte das richtig vorausgesehen. „The High Rise of the First Metropolitan Candidate“ von Alec MacGillis – ich hatte keine Mühe, den Artikel online wiederzufinden – beschrieb die USA als “urban-suburban nation, with two-thirds of the population now residing in its largest metropolitan areas”. Und trotzdem tun die Republikaner immer noch so, als lebten die Amerikaner überwiegend auf der Farm. Für ihre Wähler trifft das allerdings schon zu. Aber die sind heutzutage in der Minderheit.
Urbane Zentren, Vorstädte und Collegetowns wählten Obama. Im Wesentlichen waren das die Jungen, die Gebildeten, die Schwarzen, die Mehrheit der Latinos und – ganz generell – 54 Prozent der Frauen. Macht insgesamt 53 Prozent der Wählerstimmen. „Hungry for Change?“ Wahrscheinlich. Allerdings war das auch ein Slogan der Frittenfirma.
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