Zu Thanksgiving müssen in den USA rund 45 Millionen Truthähne ihr Leben lassen. Einer davon, ein eher zierliches Exemplar, schmurgelt gerade in unserem Backofen.
Zur Tradition gehört, dass der Präsident alle Jahre wieder einen Turkey begnadigt. Für die lahme Ente Bush war das Puten-Pardon eine willkommene Gelegenheit, sich endlich wieder einmal den Fotografen zu stellen. Damit keiner denkt, er sei schon klammheimlich nach Texas abgereist. Pumpkin heißt der glückliche Puter, der nach seiner Begnadigung übrigens per United Airlines nach LA fliegen durfte, um dort an der Disney-Thanksgiving-Parade teilzunehmen. Mit von der Partie: ein zweiter Puter namens Pecan, dem allerdings kein Fernsehauftritt vergönnt war.
Man muss schon sagen, Bush beherrscht das Zeremoniell inzwischen perfekt. Was man von Sarah Palins Versuch, etwas Ähnliches hinzukriegen, nicht gerade behaupten kann. Ihre Version einer Truthahn-Begnadigung hätte das Prädikat „Peinlichster Auftritt einer Politikerin aller Zeiten“ zu Recht verdient.
Die Gouverneurin von Alaska fand nichts dabei, das Fernsehteam in den Geflügelstall mitzuschleppen, was schon einmal keine gute Idee war. Merke: Wenn du einen Truthahn begnadigst, zeige möglichst nicht seine Leidensgenossen, deren Schicksal keine so glückliche Wendung nimmt. Das hätten die Fernsehzuschauer indessen noch verkraftet. Aber dass die gewesene Vizekandidatin der Republikaner dann munter weiter plauderte, während hinter ihr ein Arbeiter einen Truthahn nach dem anderen in den Entsafter steckte – nun, da schmeckt das Festmahl gleich nochmal so gut. Und man wird den Eindruck nicht los, dass sich diese Frau irgendwann um Kopf und Kragen redet.
Es gibt doch so manches, wofür man heute dankbar sein kann.