In der vierten Klasse wollte ich noch Archäologin werden. Das fällt mir jetzt wieder ein, wenn ich meinen Schreibtisch betrachte. Mein persönliches Troja. Da türmt sich Schicht auf Schicht, jede bestehend aus Zeitungsausschnitten, Artikel-Ausdrucken, Notizblöcken, Landkarten und anderem recherchemäßig wichtigen Material. Irgendwo unter den obersten Feinschichten, die sich mit der späten Wahlperiode beschäftigen, muss das Material zu meiner jüngsten Reisereportage liegen. Dazu älterer Stoff zu einem weiteren Artikel. Ich hatte gerade damit angefangen, als die Geschichte über uns hereinbrach. Dann schrieb ich eine Weile nur noch über Battleground States, das Mehrheitswahlrecht und den Bradley-Effekt. Zumindest die oberste Schicht hat einen historischen Kern, dessen bin ich mir ganz sicher.
Es wird mir nun nichts anderes übrigbleiben, als vorsichtig mit Ausgrabungen zu beginnen – mit aller gebotenen wissenschaftlichen Sorgfalt. Jedenfalls hat die Vermutung, ich hätte vor der Wahlzeit an wichtigen Dingen gearbeitet, in den neuesten Grabungsergebnissen eine Stütze gefunden. Unlängst habe ich Spuren journalistischer Tätigkeit entdeckt, die mehr als fünf Jahre zurückreichen. Solange bin ich nun schon in den USA. Mein Mann sieht dem Ganzen übrigens kopfschüttelnd zu – sein Schreibtisch ist fast leer. Aber er ist auch kein Schreiberling, und seine alten Chemiezeitungen türmen sich unter dem Schreibtisch. Eine Art Altpapier-Akropolis im Parterre. Die verschüttete Unterstadt. Einen Troja-Streit werden wir deswegen aber nicht anfangen.
Wie immer bei derartigen Grabungen werden auch Dinge zutage kommen, nach denen niemand gesucht hat. Ich selbst schon bin gespannt auf die publizistischen Schätze, die ich heben werde! Morgen ist Samstag, und möglicherweise kann die Grabungsserie noch an diesem Wochenende beendet werden.