Sunday, January 13, 2008

Rustikal mit Ladefläche

Höhere Benzinpreise hin oder her – Pick-ups sind in Amerika immer noch der Hit. Mehr als ein Viertel der Fahrzeuge, die Ford auf dem US-Heimatmarkt verkauft, sind Trucks der F-Serie. Und obwohl es schon einmal mehr waren, sind sie mit 690.000 Verkäufen im vergangenen Jahr immer noch Tabellenführer bei den Neuzulassungen, dicht gefolgt vom Chevy Silverado, von demToby Keith, Mark Fields und der neue F-150 © Cornelia Schaible 610.000 Stück verkauft wurden. Insgesamt haben die Trucks immer noch einen Marktanteil von über 50 Prozent.

Zwar mag es da künftige leichte Verschiebungen geben – der eine oder andere Vorstadt-Yuppie wird vielleicht künftig ein etwas weniger sperriges und dafür sparsameres Auto fahren –, aber im ländlichen Amerika hat der fahrbare Untersatz mit Vorteil eine Ladefläche. Wäre das nicht so, könnte Ford tatsächlich ganz einpacken. Ein Kleinwagen passt einfach nicht zum Lebensstil vieler US-Amerikaner – und sie selbst passen schon einmal gar nicht rein.

Gestern war ich im Vorfeld der Autoshow bei einem Journalistenseminar mit dem schönen doppeldeutigen Titel „What drives Detroit?“. Gelegentlich wird so getan, als bauten die US-Autohersteller nur aus Jux und Dollerei diese großen schwerfälligen Kisten, und in Wirklichkeit träumten die Leute von einem putzigen kleinen Flitzer à la Smart. Das trifft aber nur bedingt zu. In erster Linie hat das mit den Lebensgewohnheiten zu tun, und die ändert man nicht von heute auf morgen. Und so kam gestern im Seminar auch zur Sprache, dass die Verkäufe der größten Spritfresser in der SUV-Sparte zwar rückläufig sind. Aber man kann auch nicht sagen, die Verbraucher seien auf Kleinwagen umgestiegen – die gehen nämlich nach wie vor nicht gut.

Amerikaner bräuchten Familienkutschen, in denen sie auch zwei Kinder mitsamt deren Eishockeyausrüstung transportieren könnten, meinte einer. „Was machen dann die Europäer, wenn sie zwei Kinder mit Eishockeyausrüstung haben?“, fragte ein anderer. „Die Europäer spielen nicht Eishockey, sondern Fußball“, sagte ich zu meinem Sitznachbarn. Man könnte noch ergänzen: Und die Kinder fahren mit dem Fahrrad zum Training.

Aber in Amerika ist das alles anders, und deshalb stellte Ford heute Morgen zum Auftakt der Detroit Autoshow 2008 das neue Modell des F-150 vor. Die F-Serie gibt es übrigens seit 60 Jahren. „Der Ford F-150 ist eine amerikanische Ikone“, meint Mark Fields, Fords Amerika-Präsident. Weil das vor allem auf dem Lande gilt, durfte der Countrymusiker Toby Keith bei der Pressekonferenz ein wenig rustikales Flair verbreiten. „I love this truck“, verkündete er. Auch Musiker haben immer viel zu transportieren.

Wohl eher für Suburbia gedacht ist der geräumige Ford Flex, der die Modellpalette des Autobauers um einen waschechten Kombi bereichert – auch wenn man das heutzutage anders nennt. Und da geht dann auch die Eishockeyausrüstung rein. Mitsamt den Kindern.