Thursday, January 18, 2007

Benzin ist zu billig

„Entschuldigung, dass ich keine Rädchen schlage aus Freude über Benzinpreise, die auf $ 1,87 pro Gallone fallen“, schreibt Tom Walsh heute in seiner Kolumne in der „Detroit Free Press“. Und weiter: „This is bad news for a nation of immediate-gratification consumers and attention-span-challenged policy leaders.“ Warum das eine schlechte Nachricht ist, obwohl es unstreitbar positive Auswirkungen aufs Familienbudget hat? Die amerikanische Nachfrage nach unförmigen Benzinfressern, die sonst auf der Welt keiner will, nimmt wieder zu, befürchtet Walsh. Und das bedeute „schwindendes Interesse an mutigen Schritten, um die Abhängigkeit der Nation vom importierten Öl zu reduzieren“.

Damit liegt er wohl richtig. Daran wird sich auch nichts ändern, solange es in diesem Lande keine richtige Energiepolitik gibt, die diesen Namen verdient. Oder wie Walsh schreibt: „Unless you consider ,we use all the energy we want and have a Defense Department to ensure that we can get it‘ an energy policy.“ Sonst läuft es wie bisher nach dem Muster: Die Opec senkt den Rohölpreis und untergräbt damit alle alternativen Ansätze. Und schon fließen wieder Petrodollars für die Tyrannen dieser Welt. Um genau das abzustellen, bedarf es staatlicher Regulierung. Am einfachsten ginge das über eine Benzinsteuer, die schrittweise angehoben wird, und/oder die Einführung eines Mindestpreises für den Barrel Rohöl. Damit die Alternativen endlich konkurrenzfähig werden. Thomas Friedman predigt das schon lange, nachzulesen in der „New York Times“.

Offenbar gibt es nun sogar in der Autoindustrie Benzinsteuer-Befürworter. Tom Walsh zitiert Tim Leuliette, den CEO von Metaldyne, einem Zulieferer in Plymouth: „Keine andere Stadt in diesem Land leidet mehr unter der fehlenden Energiepolitik als Detroit“, sagt Leuliette. „Das kommt daher, dass Autofahrer in den Vereinigten Staaten für Benzin gerade mal 30 oder 40 Prozent von dem ausgeben, was die Verbraucher anderswo auf der Welt ausgeben müssen.“ Die Folge: Japaner und Europäer entwickeln Autos für den Fünf-Dollar-für-die-Gallone-Markt.

Aus diesem Grund ist Toyota im Dezember auch die Nummer zwei auf dem US-Automarkt geworden. Und weltweit ist der japanische Autobauer wahrscheinlich bereits Spitze. Zu Recht.