Tuesday, January 30, 2007

Coming to the USA in 2008

Das neue Jahr war erst ein paar Tage alt, als ich den Eindruck nicht mehr los wurde, dass es keinen mehr interessiert. Bereits Anfang Januar war das Jahr 2007 so langweilig wie die Zeitung von gestern. Der Kalender: jetzt schon Altpapier, in das man am besten Fische einwickeln sollte.Ein viel bestaunter Winzling: Smart auf der Detroit Autoshow 2007 © Cornelia Schaible Warum? Nun, außer auf der Zeitung taucht die aktuelle Jahreszahl nirgends auf. Wirklich wichtige Dinge passieren nämlich 2008. Alles wird gut. Aber erst im nächsten Jahr.

Auf der Autoshow fing es schon an. Nachdem uns DaimlerChrysler jahrelang hingehalten hat, soll es nun plötzlich wahr werden: Der Smart kommt nach Amerika. Das war die gute Nachricht. Die schlechte: „Coming to the USA in 2008.“ Wer künftig in jede Parklücke, etwa zwischen zwei handelsüblichen Geländewagen, vorwärts einparken möchte, muss sich weiterhin etwas gedulden. Schon befürchten manche, das Ganze war nur ein Scherz, und die Amerikaner warten noch bis St. Nimmerleinstag auf die fahrbare Dose, die das neue Statussymbol der Großstädter werden könnte.

Auch beim Elektronikspielzeug wird die Menschheit grundsätzlich auf übermorgen vertröstet. Bis 2008 werde das Handy-TV ganz gewiss den Durchbruch schaffen, so las ich erst gestern. Rechtzeitig für die Olympiade in Peking, damit die Chinesen die Spiele per Briefmarkenfernsehen verfolgen können. Schön für die Chinesen – aber warum gibt’s die Technik erst im nächsten Jahr? Meinen klobigen Fernseher würde ich lieber heute als morgen abschaffen, der ist mir schon lange im Weg. Lieber wäre mir allerdings noch die Verschmelzung von Computer und Fernsehen – mein Cellphone besitzt ohnehin viel zu viele Funktionen, von denen ich nicht einmal ahne, dass es sie gibt. Vielleicht sollte ich mir fürs nächste Jahr einmal vornehmen, die Gebrauchsanleitung zu lesen.

Ja, und als ich kürzlich beim Arzt war und auf der Rückfahrt eine falsche Straße erwischte, sah ich plötzlich in einem winterlichen Vorgarten ein buntes Rasenschildchen mit der Aufschrift: McCain for President! Anstatt zügig umzudrehen, blieb ich verwirrt am Straßenrand stehen. War da nicht noch was? Meines Wissens hat Senator John McCain noch nicht einmal offiziell erklärt, dass er ins Rennen einsteigt – obwohl es daran keinen Zweifel gibt. Aber selbst dann ist er noch nicht Präsidentschaftskandidat, sondern muss erst einmal die Vorwahlen gewinnen. Und die beginnen im Januar 2008. Wahrscheinlich verdankt es sich der Popularität des aktuellen Amtsinhabers, dass die Amerikaner die nächsten Präsidentschaftswahlen kaum mehr erwarten können.

Passiert denn 2007 wirklich nichts Bedeutsames mehr? Doch, die Beckhams ziehen in die USA. Wenn Victoria Beckham demnächst verstärkt in Amerika shoppen geht, kommt vielleicht auch die Rezession erst 2008.